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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ihnen den Rücken zu und lauschte von dort dem Blöken und Kreischen, das die besten und brillantesten Köpfe unter meinen Leuten veranstalteten.
    Nach einer langen Zeit hörte ich, wie hinter mir jemand heraufgeklettert kam. Ich wandte mich nicht um. Ich war ziemlich sicher, wer es war, denn auch mit dem Rücken zu ihm spürte ich seine Absonderlichkeit.
    Thivt.
    Ich wartete stumm. Ich spürte, wie seine fremdartige Seele sich näher und näher an mich herantastete.
    Ihr müsst wissen, dass wir bisher noch nicht zu einer befriedigenden Antwort auf die Frage gelangt sind, ob es in unserer Galaxis andere intelligente Lebewesen gibt. Es muss sie zweifellos früher einmal gegeben haben – das uralte Fort auf Megalo Kastro ist nur einer unter zahlreichen Hinweisen darauf. Aber wir haben bisher keine noch existierende fremde Zivilisation entdecken können. Die einzige intelligente Gattung, von der wir wissen, sind wir – und natürlich die Gaje –, und die hat sich als zwei grundsätzlich gleichartige Menschenrassen auf zwei verschiedenen, Tausende von Lichtjahren von einander entfernten Welten entwickelt. Bei unserer immer stärkeren Expansion in die Galaxis sind wir auf zahlreiche interessante, höherentwickelte Lebewesen gestoßen, doch keine Art besaß jene Merkmale, die wir unter ›Intelligenz‹ verstehen. Man könnte dazu neigen, Erscheinungen wie etwa die Lebendige See auf Megalo Kastro für eine intelligente Lebensform zu halten, aber das entspräche dennoch nicht unserer Definition von Intelligenz.
    (Das Vorhandensein zweier getrennter, aber identischer Menschenrassen bietet ein anderes, aber damit in Zusammenhang stehendes Rätsel. Zahlreiche profunde Denker unter uns Roma erklären, es sei statistisch unwahrscheinlich und wohl sogar biologisch unmöglich, dass sich irgendeine Art von Leben unabhängig in praktisch derselben Gestalt auf zwei verschiedenen Welten hätte entwickeln können. Sie vermuten, dass die Roma und die Gaje auf irgendeinem anderen Planeten vor urdenklicher Zeit gemeinsame Vorfahren hatten. Dass wir allesamt die Abkömmlinge von Kolonisatoren sind, von Siedlern, die in prähistorischer Zeit zurückgelassen worden waren. Und was die Verschiedenheiten angeht, die es zwischen den beiden Rassen gibt – etwa die Fähigkeit der Roma zum Geistreisen und die damit zusammenhängende Fähigkeit, Sternenschiffe in den Sprungmodus hochzutreiben –, so wurden diese mit Mutationen hinwegerklärt, die sich im Verlauf unserer vieltausendjährigen abgesonderten Entwicklung unseres Zweiges der Menschheit unter dem Zigeunerstern ergeben hätten. Das alles sind Roma-Spekulationen, bedenkt das, bitte. Zu diesen Topoi gibt es bei den Gaje kein seriöses Nachdenken. Die Gaje haben natürlich keine Ahnung von unserer fremden Abstammung. Denn wenn ihnen der Gedanke je gekommen wäre, hätten sie uns wahrscheinlich allesamt schon lange gelyncht, damals auf der Alten Erde in den Jahrhunderten der Verfolgung. Sie hatten so schon schwer genug daran zu kauen, dass wir immer so unstet und unsesshaft blieben, dass wir uns achselzuckend über ihre Gesetze hinwegsetzten. Wenn die Gaje nun noch gewusst hätten, dass wir Spukgeister sind, die von einem fremden Planeten stammen, so hätte das zweifellos zu einem gigantischen Pogrom geführt, zu einem gewaltigen ›heiligen‹ Vernichtungskreuzzug gegen das teuflische Hexenzeug, das da von den Sternen herab über sie herfiel. Aber – vielleicht ist so etwas ja noch immer nicht ganz ausgeschlossen.)
    Thivt jedenfalls – Thivt ist etwas völlig ›anderes‹, davon bin ich überzeugt. Ich glaube, er ist weder Rom noch Gajo. Und ich zweifle, dass ich jemals die Wahrheit erfahren werde; denn Thivt ist mein Freund und mein Gevatter, und der Takt verbietet es mir, ihn zu fragen, ob er der menschlichen Rasse angehöre oder nicht.
    Und da stand er nun also hinter mir und strahlte Wellen von Andersartigkeit zu mir her. Er legte mir sacht die Hand auf den Arm, und ich spürte die Wärme, die Zärtlichkeit, die Sympathie zu mir herüberströmen. Und dies ist der befremdlichste Wesenszug an ihm: die Art, wie er dein Denken berühren kann, wie er Kommunikation einer ungewohnten Art herstellt.
    »Yakoub …«, sagte er.
    »Hör sie dir an, Thivt! Krähend und gackernd wie Hühner auf dem Misthaufen.«
    »Sie werden bald wieder still sein.«
    »Alle sind sie gegen meinen Plan, nicht wahr?«
    »Und – das ist dir so wichtig?«
    »Wenn sie annehmen, ich sei verrückt geworden, dann ist

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