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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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musste.
    »Und was geschieht dann?«, wollte Valerian wissen. »Der lächelt dich höflich an und sagt: Aber gewiss doch, Papa, sofort, Papa – und verschwindet? Und damit rechnest du im Ernst?«
    »Ganz so einfach wird es nicht sein.«
    »Ich glaube, es wird sehr einfach sein.« Das kam von Valerian. »Du hältst deine schöne Ansprache, und er, sobald er sich von seiner Verblüffung erholt hat, er nimmt dich und wirft dich neun Meilen tief in ein Verlies. Oder er macht noch etwas weitaus Schlimmeres mit dir.«
    »Mit seinem eigenen Vater?«, fragte Ammagante.
    »Wir reden über Shandor! Er ist eine wilde Bestie. Wisst ihr nicht mehr, was er damals auf Djebel Abdullah getan hat, als der Stardrive ausfiel und sie nichts mehr zu essen hatten? Und das soll ein zivilisierter Mensch sein? Das ein Sohn, dem man vertrauen könnte? Jemand, der verfügt, dass die Passagiere des eigenen Schiffs gefressen werden? Um Himmels willen!«
    »Valerian …«
    Er unterbrach mich zornig. »Nein! Willst du etwa so tun, als sei das damals nicht geschehen? Dieser Shandor ist unser König! Und an die Ehrfurcht vor der Tradition, an die Gnade und das Wohlwollen eines solchen Mannes willst du appellieren! Was glaubst du denn, wie diese Passagiere überhaupt gestorben sind? Und was glaubst du, Yakoub, wird er mit dir machen, wenn du dich in seine Gewalt begibst?«
    »Er wird mir nichts Übles tun«, sagte ich.
    »Wahnsinn. Völliger Wahnsinn!«
    »Er versucht vielleicht mich ins Loch zu stecken, vielleicht. Aber ich glaube nicht, dass er es wagen würde, mir etwas anzutun. Nicht einmal Shandor würde so etwas wagen. Aber wenn er mich einsperrt, verspielt er alle Unterstützung, die er vielleicht bei unseren Leuten haben mag. Und ich kann eine kleine Weile im Kerker ausharren. In meinem Alter hat man gelernt, wie man das Wartespiel spielt.«
    »Aber das ist doch irrsinnig, Yakoub!«, sagte Valerian. »Warum schickst du nicht einen Doppelgänger?«
    »Denkst du denn, er würde sich davon täuschen lassen? Als erstes würde er mich doch auf meine Echtheit hin überprüfen lassen.«
    »Und wenn er merkt, dass du es selbst bist …«
    »Das will ich riskieren.«
    »Und wenn er dich doch tötet? Wie können wir ohne dich sein?«
    »Das wird er nicht wagen. Wenn aber doch, werde ich zu einem Märtyrer, zu einem Symbol – und damit zum Instrument, das seinen Sturz bewirken wird.«
    »Und wer wird dann König sein?«
    »Glaubst du im Ernst, ich bin der einzige Mann, der den Roma ein König sein könnte?«, rief ich laut. » Jesu Cretchuno, bin ich etwa unsterblich? Eines Tages werdet ihr einen neuen König brauchen. Und wenn dieser Tag früher kommt als später, na, was macht das denn schon? Aber Shandor muss gestürzt werden. Egal, was es kostet. Ich habe es ihm ermöglicht, sich des Throns zu bemächtigen – ja, beim Satan, ich bin schuld daran, dass er überhaupt lebt –, und so will ich denn auch derjenige sein, der ihn von dem Platz vertreibt, den er sich angemaßt hat. Und das tue ich, indem ich nach Galgala gehe. Und zwar allein!«
    »Das kommt sehr überstürzt«, murmelte Jacinto.
    »Wenn dadurch ein Krieg zwischen Rom und Rom vermieden wird …«, sagte Thivt.
    »Nein! Ich gebe Valerian recht«, sagte Polarca. »Wir können es uns nicht leisten, dich zu verlieren, Yakoub. Es muss irgendeinen weniger riskanten Weg geben, Shandor aus dem Weg zu räumen. Erkläre die Abdankung für null und nichtig, ebenso die Wahl Shandors, baue hier auf Xamur eine legitime Regierung auf, die alle Roma überall an ihre Loyalität gegenüber Yakoub erinnert …«
    »Nein«, sagte ich. »Ich habe nicht die Absicht, Shandors Usurpation auch nur soweit anzuerkennen, dass ich eine Gegenregierung bilden möchte. Unsere Hauptstadt ist auf Galgala. Also gehe ich nach Galgala.«
    »Gott helfe uns allen«, brummte Valerian.
    Und dann begannen sie allesamt wieder zu keifen und zu schreien, und in kürzester Zeit artete die Sitzung zu einem regelrechten Tollhaus aus. Ich versuchte die Leute zu dämpfen, doch es gelang mir nicht. Und wenn ein König es nicht zuwegebringt, dass seine eigenen Ratgeber aufmerken, wenn er zu ihnen spricht, dann steht es wirklich schlimm um das Gemeinwesen. Ich beobachtete eine Weile, wie sie teils brüllten, teils wie Schmierenschauspieler deklamierten, und ich brüllte auch selbst ein bisschen, aber es nutzte nichts. Also ging ich einfach weg. Ich ging hinüber zur anderen Kraterseite und kletterte ein paar Lavawülste nach oben, drehte

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