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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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immer darauf vorbereitet sein, ihn mit dem Pickel zu zermalmen, wenn er zum Angriff herausschoss. Aus diesem Grund zogen wir immer paarweise los: einer erledigte das Schneiden, der andere hielt Wache. Aber trotzdem starben die Sklaven bei der Arbeit massenweise. Manchmal stolperte man einfach über einen umhersuchenden freien Parasiten, der durch die Stollengänge schweifte und nach einem tauglichen Wirts-Wurm suchte. Das war dann immer ziemlich schlimm, denn die Biester stürzten sich wie Dämonen auf einen. Und wenn es uns gelang – selbstverständlich nach Leistung der uns auferlegten Jade-Quote –, den Weg zu unserer Schlafhöhle zurückzufinden, dann war auch dort weder Trost noch Erleichterung zu erwarten. Weiß der Himmel! Es blieb uns nämlich nichts weiter, als etwas auszuruhen und vor uns hin zu brüten, bis es wieder an der Zeit war und wir wieder losziehen mussten. Als Existenz war das trostlos und hoffnungslos. Das Leben in den Schlafhöhlen war dermaßen brutal, dass wir alle nach kurzem uns geradezu auf die nächste Schicht draußen in den Stollen freuten. Wir sprachen unablässig über Flucht. Wie man sich unbemerkt in irgendeine der Zubringer-Relais-Kapseln als blinder Passagier schmuggeln könnte, die in Abständen die Jadeproduktion zum Verkauf abholten. Dazu wäre allerdings ein organsierter Überfall auf die Obermeister nötig gewesen, die uns unter strenger Bewachung hielten, während wir auf der Startbasis arbeiteten. Die Obermeister waren selbst ebenfalls Sklaven, weil kein Mensch freiwillig und nur gegen Lohn auf solch einem Planeten arbeiten würde; aber sie bauten sich in uns so eine Art Feindbild von Under-Underdog auf, eine Art tief unter ihnen stehenden ›Untermenschen‹, und so bestand natürlich keinerlei Hoffnung für uns, mit solchen Typen zu konspirieren. Bewaffnet waren sie mit Polizeiknüppeln und Sensorpeitschen, und sie stapften breitbeinig herum und glotzten uns mit ärgerlich kalten Augen an, als wären wir Hunde, die nicht gelernt haben bei Fuß zu gehen. Meistens genügten die Gummiknüppel, um uns in Schach zu halten, aber ab und zu drehte einer von uns Grubensklaven wirklich durch und tobte, und dann setzten sie eben die Sensorpeitsche ein. Und wer einmal am eigenen Leib gespürt hat, wie das schmerzt, riskiert es eigentlich nicht zum zweiten Mal. Ich allerdings tat es.
     
     
    3
     
    Um nicht verrückt zu werden, spukte ich damals wie besessen und zwanghaft quer durch Raum und Zeit und machte manchmal fünfzigmal an einem Tag den Großen Sprung. Manchmal machte ich das sogar, während ich gerade durch einen Höhlengang hinter einem Wurm herkroch, obwohl man eigentlich in gefährlichen Ausgangssituationen nicht geistern darf, weil der Prozess die Aufmerksamkeit für Sekundenbruchteile ablenkt, was sich zuweilen als tödlicher Fehler erweisen kann. Aber vielleicht war es mir scheißegal, vielleicht hatte mich ein kleiner Suizidschub gepackt, weil ich die Nase voll hatte, oder ich war ganz einfach zu wurstig geworden. Es ist aber auch möglich, dass ich hoffte, wenn ich nur oft genug den Sprung machte, dann könnte es ja sein, dass ich hinterher einfach nicht mehr nach Alta Hannalanna zurückkehren würde, wenn der Trip vorbei war. Aber natürlich funktioniert die Geschichte nicht so. Man kommt nämlich immer wieder zurück.
    Mein tägliches Leben damals war ein Albtraum, und was ich mir an Zukunft ausmalen konnte, versprach eigentlich nur die Fortsetzung derselben Scheußlichkeiten. Also begab ich mich auf meinen Geistwanderungen überwiegend in meine persönliche Vergangenheit zurück, was eine besonders süße und brennende Folter ist. Ich machte einen Gespenstertrip nach Nabomba Zom, und ich sah dabei mich selber und Malilini bei einem Ausritt, oder ich sah uns zu, wie wir uns liebten, und mir wollte fast das Herz zerspringen. Doch während ich unsichtbar über dem glückstrunkenen jungen Paar schwebte, wagte ich es nicht, mich ihnen zu erkennen zu geben; ich erinnerte mich an Loiza la Vakakos Mahnungen, dass man nicht verändernd in die Vergangenheit eingreifen dürfe, und ich wollte den Versuch nicht riskieren, so stark es mich auch dazu drängte. Ich beschwor mich damals, dass ein einziges Geisterwort meinerseits am Abend vor diesem fatalen Festbankett Malilini das Leben retten und mir die Hölle auf Alta Hannalanna ersparen konnte, und doch sprach ich es nicht aus. Verrückt? Vielleicht. Aber meine Furcht war größer als mein Schmerz.
    Ich spukte auf Megalo

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