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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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aus. Ich glaube, es gefiel ihr, so schwer und kompakt zu sein. Kann sein, es war in ihrer Familie Tradition, dass die Frauen eben massiv werden.
    Sie stammte von Iriarte. Das ist eine gute Welt, dieses Iriarte. Ich war immer gern für eine Weile dort. Dort haben sie eine kleine gelbe Sonne, die jener ziemlich ähnlich ist, um die einst die Alte Erde kreiste. Und sie haben dort weite blaue Meere. Ein großer Teil von Iriarte ist trockenes gebirgiges Land und kühl, aber es gibt dort auch exzellente Rebenplantagen, in denen mit die besten Weine der Galaxis wachsen, und die Städte strömen über von pulsierendem starken Leben. Die Bevölkerung ist überwiegend romansch – und da wiederum eine hauptsächlich zähe, zänkisch-laute Spielart unter uns Roma, auf Gewinn bedachte Leute, Unternehmer Händler, Reeder. Die Roma von Iriarte sind die irrsten Spieler, die mir je untergekommen sind: sie setzen jede Summe als Einsatz bei allen möglichen Geschäften, aber gewöhnlich haben sie dabei keine Ursache, es zu bereuen.
    Esmeralda kam aus einer wohlhabenden Familie. Nicht reich im Sinn von Loiza la Vakako, der ganze Welten besaß, aber doch betucht genug. In einem gewissen Sinn besaßen sie auch ganze Welten, wenn auch nur unbewohnte. Sie handelten nämlich mit hochgemotzten, frisierten Welten. Und das war ja auch eine gute alte Roma-Tradition, Geschäfte zu machen. In den Tagen der Alten Erde betätigten sich bekanntlich viele von uns als Händler mit ›frisierten‹ Haustieren. Esmeraldas Familie betrieb dieses Gewerbe nur in größerem Maßstab. Stellt euch beispielsweise einen alten Gaul mit abgenutzten Zähnen vor – nun, man füllte die Kronen der Zähne mit Teer, so dass diese wieder aussahen wie die Zähne eines Jungpferdes mit schwarzem Zentrum. Den grauen Haaren verpasst ihr eine Tuschespülung oder behandelt sie mit Kaliumpermanganat. Man macht einen kleinen Einschnitt über dem Auge und bläst mittels eines Strohhalmes Luft hinein, wodurch das Pferd ein gesünderes Aussehen bekommt. Du versetzt dem alten Gaul, kurz bevor er verkauft werden soll, eine kleine Massage mit Igelstacheln, wodurch er lebhafter wird, oder du stopfst ihm ein Stückchen Ingwerwurzel in den Hintern, und das Pferd kapriolt wie ein Schlachtross der Kavallerie. Jaja, die guten alten Tricks einer feinen uralten Tradition: Man muss die Gaje betrügen, wo immer man kann. Schließlich, was hatten wir denn für eine andere Wahl? Wir mussten doch essen, um zu überleben. Und die Gaje machten uns das wirklich so schwer. Die Familie Esmeraldas betrieb ein vergleichbares Geschäft. Sie schickten Explorateure aus (ich war einer davon), die nach Planeten mit einigermaßen annehmbaren Spezifikationen der Bewohnbarkeit suchen sollten, Sauerstoffatmosphäre, erträglicher Schwerkraft. Eine zuverlässige Wasserversorgung war erwünscht, aber nicht in allen Fällen notwendig. Ein anständiges Klima war willkommen. Solche Welten gibt es in Menge, sie warten nur auf ihre Entdeckung. Aber natürlich ist bei einigen von diesen Welten die eine oder andere kleine Retouche nötig, ehe man sie an die Bodenspekulanten und Siedlungs-Bauhaie verkaufen kann. Unfreundliche planeteneigene Arten von Lebenwesen? Man drängt sie in entfernte Randzonen, wo keiner sie sieht … Unverträglichkeitsprobleme bestimmter Chemismen? Ach, das mögliche Geschäft ist wirklich nicht so gewaltig, als dass sich örtliche Verbesserungen lohnen würden, ehe man das Objekt (die Welt) potentiell Kaufwilligen zeigt. Es ist erstaunlich, wie viel man mit ein paar Tonnen Stickstoff- oder Ammoniumsulfat bewerkstelligen kann. Eine niederdrückende Landschaft? Da schafft ein bisschen hastige Landschaftsgestaltung Abhilfe. Auf jedem Planeten ist ein kleines Quantum hübscher neuer lokaler Sträucher und Kriechpflanzen nützlich, um Kahlflächen zu kaschieren. Knappe Rohmaterialien? Ach, man pflanzt ein paar Bäume an, man ›salzt‹ an ein paar Stellen den Boden mit brauchbaren Mineralien, man baut eine Fischzucht auf, um die Freizeitqualität von Seen und Flüssen zu verbessern. Das klingt ziemlich kompliziert, doch Esmeraldas Leute betrieben das Ganze streng wissenschaftlich und konnten einen erbärmlichen schuppigen Planeten in verblüffend kurzer Zeit auf Hochglanz bringen. Von einem breiten Angebotsspektrum hielten sie nichts – rascher Umsatz, das war ihr Geheimnis. Man möbelt das Ding auf, frisiert es, bringt es auf den Markt, schlägt es rasch los – und fängt an einem anderen Ort

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