Zigeunerstern: Roman (German Edition)
mit dem gleichen Trick neu an. Bei meinem Besuch auf Iriarte boten sie mir einen Job an. Das Angebot erschien mir als verlockend, und so wurde ich einer der Scouts der Familie und blieb es jahrelang. Meine Heimatbasis war auf Xamur – ich hatte damals schon begonnen, den Grund aufzukaufen, der dann später sich zu meinem Kamaviben-Besitz ausweiten sollte –, aber es machte mir nichts aus, als Pendler nach Iriarte zu fliegen, um mir dort die Auftragszuweisungen zu holen. Ich war Chef einer Reihe von Expeditionen in die Äußeren Regionen, und zu den von mir entdeckten Welten gehörten etwa Cambaluc, Sandunga, Mengave, La Chunga und Fulero, die alle mit der Zeit mit einem ansehnlichen Gewinn von Esmeraldas Familie verkauft wurden. Die meisten dieser Welten sind euch wahrscheinlich nicht einmal vom Hörensagen bekannt. Aus irgendeinem Grund zeigte es sich, dass die von mir entdeckten Welten sich als bei weitem weniger geeignet für die Besiedlung durch den Menschen erwiesen, als es damals den Anschein hatte, als die ersten Explorationsberichte und die Entwicklungsanalysen der Grundstücksmakler den Kunden vorgelegt wurden. Die eine große Ausnahme ist – selbstverständlich – Fulero, von dem ihr bestimmt gehört habt und wo ihr möglicherweise sogar ein paar höchst vergnügliche Urlaubstage verbracht habt. Ehrlich gestanden, wir hielten Fulero für wertlos und waren selig, es für das Butterbrot loszuwerden, das man uns dafür bot – aber in diesem einen (seltenen) Fall konnte ausnahmsweise einmal der Kunde zuletzt lachen, denn es erwies sich, dass die neuen Besitzer nur ganz minimale planetarische Verschönerungsarbeiten durchführen mussten, um daraus den üppigen Garten und die wundervolle Urlaubswelt zu schaffen, zu der das Objekt heute geworden ist. Nun ja, wie es im Sprichwort heißt: Sogar ein Zigeuner lässt sich dann und wann mal reinlegen. Außerdem erwies sich die Sache langfristig für Esmeraldas Leute als höchst nützlich, denn nun konnten sie sagen: »Wir bieten euch hier die seit Fulero am meisten Entwicklungschancen bietende Welt an. Und ihr wisst ja, was die für ein Geschäft war.«
Ich weiß nicht sicher, wie lange die Familie mich unter die Lupe nahm, während ich günstige Planetenobjekte für sie unter die Lupe nahm. Es dürfte wohl ziemlich lange gewesen sein, da sie auf die ihnen angeborene Art methodische Leute waren und natürlich nicht die Absicht hatten, die beste Tochter in ihrem Stall mit irgendeinem hergelaufenen Taugenichts zu verheiraten. Mir will es nicht so recht einleuchten, was sie eigentlich dagegen hätten unternehmen wollen, falls ich ihnen nicht gut genug gewesen wäre, da es ja im Buch der Zukunft festgeschrieben stand, dass ich Esmeralda effektiv geheiratet hatte, aber sie ließen mich jedenfalls sehr intensiv überprüfen. Bis mir das aufging, dauerte es eine ganze Weile, ich war einfach zu langsam dafür. Esmeralda hatte unzählige Brüder und Vettern, und einer von diesen, Jacko Bakht, kam mir so vertraut vor, als ich ihn zum ersten Mal sah, dass ich ihn fragte, ob er vielleicht mal in den Stollen von Alta Hannalanna Strafsklave gewesen sei oder früher mal zur Bettlergilde auf Megalo Kastro gehört habe. Er schaute mich seltsam an und sagte, natürlich sei dies nie der Fall gewesen. Und natürlich war es ganz unmöglich, denn er war viel, viel jünger als ich – und nicht nur durch ein Remake. Ich konnte ihm unmöglich vorher schon einmal begegnet sein. Und ein paar Jahre später machte es auf einmal ›klick‹, und ich wusste, wer er war. Er war eines von den zwei Gespenstern, die mich stumm so oftmals belauert hatten, als ich mich als Bettelbub auf Megal Kastro durchbrachte. Die andere Geistergestalt war Malilini gewesen. Ich kam zu dem Schluss, es müsse so eine Art Check-up meiner beruflichen Laufbahn, eine Überprüfung meiner Zeitlinie gewesen sein. Dann gewann ich den Eindruck, als hätten mir verschiedene andere Mitglieder der Familie hin und wieder Geisterbesuche abgestattet, aber ich war da nicht sicher; bei Jacko Bakht aber holte ich mir den positiven Beweis: Ich spukte nämlich eines Tages selbst nach Megalo Kastro zurück und sah ihn dort mit eignen Augen, wie er mein damals kindliches Selbst in Geistgestalt beobachtete.
Dann, eines Tages, befand ich mich auf Iriarte, um einen neuen Vertrag auszuhandeln, und der Auftragdienstleiter der Company, ein plietzscher helläugiger Gajo, fragte mich plötzlich vollkommen überraschend: »Yakoub, hast du
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