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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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recht: das ist ein irrer, ein toller Tag heute.«
    Nur – der Wahnsinn hatte gerade erst begonnen.
    Chorian, nachdem man ihn gründlich abgetastet und auch sonst durchleuchtet und durchsucht hatte, durfte sich mir ein paar Minuten später nahen. Er sah erbärmlich aus: die Augen wild umherzuckend, er zitterte am ganzen Leib und wirkte völlig erschöpft. Also ließ ich einen meiner Medicos holen, der ihn zu beruhigen vermochte.
    »Der Himmel sei gepriesen, du bist in Sicherheit«, stammelte Chorian, fast in Tränen. »Du kannst dir kaum vorstellen, was da draußen los ist.«
    »Was machst du denn hier in der Hauptstadt?«, fragte ich.
    »Ich bin mit Sunteil auf der Juwel gekommen. Es gab einen Angriff – auf dem Starport – Imperialwehr, massenweise – ein regelrechtes Tollhaus, überall wurden Menschen abgeschlachtet – weiß wirklich nicht, wie ich davongekommen bin …«
    »Langsam, mein Junge. Wurde Sunteil getötet?«
    »Ich … ich glaube nicht.« Chorian atmete tief ein und wieder aus. »Er hatte seine Leibwache um sich, und ich glaube, die haben ihm den Weg ins Freie durch einen Seitenausgang erkämpft. Ich verkroch mich in die Gepäckschleuse in ein Depot und verduftete dann durch den Ausgang auf der anderen Seite. Ich bin den ganzen Weg bis hierher gelaufen. Sie kämpfen überall – ich hab keine Ahnung, wer – Truppenteile, die loyal zu Periandros stehen, andere, die für Sunteil kämpfen …«
    »Du darfst Naria nicht vergessen«, sagte Damiano.
    »Naria?« Chorian klang verwirrt.
    »Das weiß er doch nicht«, sagte ich. »Also, Naria hat den Palast eingenommen. Er hat das Militär ausgeschickt, um Sunteil zu verhaften. Wir haben soeben gehört, dass er sich zum Kaiser ausgerufen hat. Und gleich danach zeigten sie uns den Leichnam von Periandros auf dem Bildschirm.«
    »Sie haben Periandros gezeigt, ja?«
    »In seinem Totenhemd, ja. Und er sah recht friedlich aus. Er hat wirklich Glück, dass er diese ganze Scheiße hinter sich hat.«
    Polarca griff jetzt Chorian an. »Hat Sunteil diesen plötzlichen Tod von Periandros arrangiert?«
    »Aber klar. Eine Killerwespe im Bad. Und darauf sollte dann Sunteil landen und den Thron beanspruchen. Ich hab ja versucht, Yakoub die Informationen zukommen zu lassen, was passieren würde, aber ich konnte einfach nicht durchkommen – die Imperialen überwachten doch sämtliche Kommunikationswege – alles …«
    »Was? Sie haben die Kommunikationslinien des Königs der Roma überwacht?«, brüllte Polarca, rasend vor Empörung. »Ach, dieser elende kleine Scheißer! Dieses hinterhältige schleimige Kriechtier! Hat denn der Mann nicht einen Hauch von Anstand im Leib?«
    »Der Mann ist tot«, sagte Jacinto.
    »Da wäre ich mir aber gar nicht so sicher«, fiel Biznaga ein und wies auf den Bildschirm.
    »Lolmischo Melalo Bitoso Poreskoro«, murmelte Damiano bestürzt und entsetzt vor sich hin und schlug die Schutzzeichen gegen böse Dämonen. Und kurz darauf tat ich es ihm nach. Denn da stierte Periandros uns direkt vom Bildschirm entgegen, trübsinnig-unfreundlich und verkniffen wie eh und je, und erklärte uns allen Ernstes, dass er ganz gewisslich lebe und durchaus und vollkommen Herr der Lage und der Regierungsgeschäfte sei und dass er an alle verfassungstreuen guten Reichsbürger appelliere, erbarmungslos mit den Verrätern abzurechnen.
    »Wie ist denn so was möglich?«, keuchte Chorian. »Die Wespe … die hat doch …«
    »Vielleicht nur einen seiner Doppelgänger getötet, wie?«, sagte ich.
    »Ganz unmöglich! Es war eine zielorientierte Wespe, und sie war darauf programmiert, biologisches Leben aufzuspüren. Das Ding besaß einen eingebauten Tropismus auf Stoffwechselvorgänge hin – es hätte niemals einen Doppelgänger angreifen können. Ich begreife das einfach nicht, wie kann denn Periandros noch immer leben, wenn er …«
    Polarca lachte. »Tut er ja gar nicht. Das da ist sein Doppelgänger.«
    »Und hält eine Rede an die Welt?«, fragte Damiano. »Ein bloßes Dummy, eine Puppe, ein Doppelgänger – und redet zu den Völkern? Und tut so, als wäre er der Kaiser?«
    »Warum eigentlich nicht? Yakoub ist überzeugt, es war ein Double, das als Periandros diese Audienz mit ihm abhielt. Aber er konnte eben nicht ganz sicher sein. Schließlich wäre es ja denkbar, dass Periandros irgendeine neue verbesserte Variante von Doppelgängern zur Verfügung hatte, oder? Und von diesen hat wenigstens einer den Mordanschlag überlebt und klammert sich eben jetzt an

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