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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Aufruhr, doch Lord Periandros ist und bleibt Kaiser. Ich flehe dich an, mon ami, quäl mich damit nicht weiter. Es war ein entsetzlicher Tag für uns alle. Also, wirst du mit ihm reden?«
    Ich nickte zustimmend, und Julien schaltete Periandros in die Kommunikation – oder die Figur, die vorgab, Periandros zu sein.
    Und da zeigte sich etwas Komisches. Widrige Umstände schienen den Mann sogar irgendwie akzeptabler zu machen. Er sah bei weitem nicht mehr so hager und vertrocknet aus wie der Periandros, den ich erst vor wenigen Tagen im Thronsaal erblickt hatte. Eigentlich glich er tatsächlich stärker dem überreifen glatthäutigen Periandros der früheren Zeiten. Dies erregte natürlich sofort meinen Argwohn. Überdies wirkte er weit ruhiger, als ich es von jemandem erwarten würde, der noch am letzten Morgen durch einen Staatsstreich aus seinem angestammten Herrscherpalast vertrieben worden war. Also schob ich mich mit der Nase dicht an den Bildschirm heran und hielt Ausschau nach dem verräterischen Flackerzucken, dem ich entnehmen konnte, dass ich es mit einem Doppelgänger zu tun hatte. Insgeheim tippte ich auch die C-Verbindung von Polarca und Damiano ein, denn ich wollte, dass sie ebenfalls mitscannen sollten.
    »Wir haben es bedauert, dass Ihr Euch an einem solchen Tag in Schweigen hülltet«, begann Periandros sofort, ohne sich mit irgendwelchen Nettigkeitsfloskeln aufzuhalten. Immerhin den Plural majestatis hatte er nicht vergessen. »Wir hatten gehofft, Ihr würdet eine Erklärung abgeben zu den anarchistischen Zuständen, die in der Capitale ausgebrochen sind.«
    Er klang großartig. Überzeugend. Dieser typische feierliche pompöse Akraki-Ton. War es möglich, war dies dann schließlich doch der echte Periandros? Der sich im Hintergrund herumgedrückt hatte, während ich diese Kristallstufen hinaufkletterte, um seinem Double meine Aufwartung zu machen?
    Ich sagte: »Mir standen nur geringe zuverlässige Informationen über die tatsächlichen Ereignisse zur Verfügung. Darum erschien es mir am besten, abzuwarten, bis sich klar erweisen würde, was Realität ist, und was Propaganda. Aber auf jeden Fall wäre es sicher unangemessen gewesen, meint Ihr nicht auch, wenn der Rom baro öffentliche Erklärungen zu Staatsangelegenheiten des Imperiums abgegeben hätte?«
    Keine übermäßig komplizierte Frage. Doch sie bewirkte eine kaum merkliche Pause, wie wenn einer im Hirn auf einen anderen Schaltkreis umstellt. Doppelgänger tun dies zuweilen. Die sind nämlich wirklich nicht besonders großartig, was den Schlagabtausch in einer Konversation angeht. Aber die Akraki sind es eben leider auch nicht. Also wusste ich noch immer nicht, woran ich war.
    Dann kam Periandros' Antwort: »Es wäre Euch gewiss möglich gewesen, als eine stabilisierende Kraft zu wirken. Und es ist dazu noch immer nicht zu spät.«
    Und kam da in diesem Moment ein Flackern? Ein Nachlassen der Konturschärfe? Kleinere Probleme, die unterlegte Knochenstruktur intakt zu erhalten?
    Und wieso sah der Kerl dermaßen unverschämt glatt aus?
    Ich fragte ihn also, was er sich denn allen Ernstes von mir erwarte. Was würde es schon nützen, wenn ich eine Erklärung abgeben würde? Würde Naria daraufhin den Palast räumen, oder würde Sunteil lieb und nett nach Fenix zurückkehren?
    »Es würde der Wiederherstellung von Gesetz und Ordnung dienlich sein«, sagte Periandros. »Wenn Ihr Uns weiterhin als rechtmäßigen Kaiser anerkennen würdet. Wenn Ihr Eure Untertanen allüberall aufrufen würdet, die Zusammenarbeit mit den Rebellen zu verweigern. Und wenn Ihr die rebellierenden Lords dringlich ersuchen wolltet, sich Uns zu unterwerfen – zum Wohle der ganzen Menschheit.«
    Er klang wahrhaftig, als meinte er es ernst.
    Aber es klang einstudiert. Sogar so, als wäre es programmiert. Ich zwang mich, ein paar Abstriche zu machen, die offizielle Redeweise der Akrakis war in der Regel proppenvoll von gestelzten, schwerfälligen Phrasen. Diese Leute waren immer derart ernsthaft, derart maschinengestanzt, und sie produzierten knirschend erbarmungslos ihr freudloses und unerfreuliches Wortgewölle. Kein Fetzchen Poesie in diesen Leuten, kein Anflug von Menschlichkeit. Aber das war eben ihr Stil. Trotzdem wuchsen meine Zweifel immer mehr, dass ich mich hier mit einem Geschöpf aus Fleisch und Blut unterhielt, besonders als Periandros dann weitersprach.
    Denn jetzt fing er auf einmal an, davon zu reden, wie wichtig es für ihn und mich sei, miteinander

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