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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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bitten: Was er wollte, war, dass ich für ihn Spitzeldienste leisten sollte, dass meine Rom-Sternenpiloten spionieren und mich über die Bewegungen der Erzlords Naria und Sunteil unterrichten und dass ich meinerseits ihm diese Berichte zur Verfügung stellen sollte. Allerdings, als er mit seinem Ansinnen herausrückte, wurden weder Sunteil noch Naria direkt genannt, und so war es mir möglich, seine Worte als schlichte Bitte nach der Überstellung detaillierter statistischer Analysen der merkantilen Bewegungen zwischen den Welten zu interpretieren. Auf jeden Fall entschied ich mich, sie als das zu sehen.
    »Aber gewiss«, sagte ich. »Da sehe ich überhaupt keine Probleme auf uns zukommen.«
    »Ah, dann haben wir einander verstanden?«
    »Vollkommen«, sagte ich.
    Er erhob sich und schenkte mir den Wein des Abschieds ein. Und ich trat vor, um den Kelch entgegenzunehmen, und benutzte die Gelegenheit, mir den Mann genauer anzuschauen. Im Verlauf der letzten paar Minuten war mir etwas Merkwürdiges an ihm aufgefallen, und ich wollte mir das gern etwas mehr aus der Nähe betrachten.
    Mir hatte sich der Eindruck aufgedrängt, als flackere er sozusagen an seiner Körperkontur. Als verlöre seine Gestalt ein wenig an klarem Umriss. Sicher war ich mir zwar nicht … aber so gut ich dies von dem fernen Sessel, auf dem ich zu sitzen hatte, feststellen konnte, schien der Sechzehnte Kaiser ein paar Probleme zu haben, wie er die Abgrenzungen seines sichtbaren corpus stabil halten solle. Bekanntlich ist so etwas charakteristisch für Doppelgänger: Sie sind immer überzeugende Doubles der menschlichen Wesen, aus deren Substanz sie geschaffen sind, doch sie durchlaufen vom Augenblick ihrer Lösung aus der Model an einen progressiven Degenerationsprozess, der dem schärferblickenden Auge manchmal nicht entgeht, so sehr subtil der Verfallsprozess sich auch in den Primärstadien ausdrücken mag.
    Hatte ich also die ganze Zeit über mit einem Doppelgänger des neuen Kaisers gesprochen? Hatte ich da vor ihm gesessen, von seinem Wein getrunken, ihm in die Augen geschaut, bohrend, prüfend, hatte ich kleine politische Scheingefechte mit ihm ausgefochten, und die ganze Zeit hatte ich nichts als ein Simulacrum, ein bloßes Abbild, vor mir, während der echte Sechzehnte Kaiser – bibbernd vor Angst vor einem Attentat, sogar von der Hand des Zigeunerkönigs in Person, was vollkommen undenkbar war – sich irgendwo außer Sichtweite versteckte, die ganze Prozedur über Cortexdraht überwachte, sogar eine Relaisschaltung zu einem Double hatte, damit das genau das von ihm Erwünschte sage? Jesu Cretchuno Moischel und Avra'am! Was für eine absurde Vorstellung! Und was für eine Beleidigung!
    Sollte es wahr sein? Ich kniff die Augen zusammen und schaute scharf hin, konnte aber nichts Genaues ausmachen. Vielleicht redete ich mir das alles bloß ein. Vielleicht war das Gestaltzucken auf eine Schwäche meiner Augen zurückzuführen und hatte mit der kaiserlichen Kontur nicht das geringste zu tun. Jedenfalls gab es für mich hier und jetzt keine Möglichkeit, nachzubohren, ihn anzustupsen und es herauszufinden. Mir blieb nur, mein Tröpfchen Wein zu trinken und dann irgendwie wieder von diesem Podest zu verschwinden.
     
    »Na?«, fragte Polarca. »Wie ist es gelaufen?«
    »Ungefähr so, wie ich es erwartet hatte. Der aufgeblasene kleine Scheißer: Er hält sich wahrhaftig für den Kaiser! Und das Komische an der Sache ist, ich denke das auch. Dass er es nämlich ist. Aber etwas war schon verdammt seltsam …«
    »Und das wäre?«
    Also sagte ich Polarca, dass ich den Eindruck gehabt hatte, es die ganze Zeit bei der Audienz mit einem Doppelgänger des Kaisers zu tun gehabt zu haben.
    Polarca patschte in die Hände und lachte. »Also, wenn das nicht typisch Periandros ist!«, brüllte er. »Meinst du, er hatte Angst, du könntest in deinem Schnurrbart eine Bombe versteckt haben? Der will anscheinend wirklich ewig leben, wie?«
    »Ich glaube eher, er will immerhin so lange leben, bis er Sunteil und Naria dazu bewegen kann, ihn als den echten und wahren Kaiser anzuerkennen«, sagte ich.
    »Also, dass irgendwer sooo lange lebt, das glaube ich nicht«, antwortete Polarca und schüttelte den Kopf. »Setzt da 'nen Doppelgänger hin. Man sollte es nicht für möglich halten!«
    »Du, versteh mich richtig, ich bin mir da nicht völlig sicher.«
    »Aber es passt doch so genau zu ihm. Das ist doch haargenau sein Stil! Was meinst du, ob er zu deiner großen

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