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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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den Thron und an die Macht …«
    »Aber wieso sollte eine Puppe, eine Marionette, ein Doppelgänger, wie ihr sagt, den Wunsch haben, Kaiser der Welten zu werden?«, fragte Biznaga. »So etwas lebt doch höchstens ein paar Jahre.«
    »Möglicherweise ist dem Ding das aber nicht bekannt«, sagte Polarca. »Vielleicht hat es überhaupt keine Ahnung, dass es bloß ein Doppelgänger ist, und es tut einfach genau das, was Periandros getan hätte.«
    »Jesu Cretchuno Sunto Mario«, brummte ich. »Drei Kaiser und alle auf einmal! Und einer davon noch nicht mal lebendig.«
    Und näher und näher in den schimmernden Straßen der Kaiserlichen Hauptstadt drang der Lärm der Kämpfe zu uns herüber.
     
     
    9
     
    Gegen Abend wurde es etwas ruhiger. Die Programme im Regierungssender konzentrierten sich nahezu ausschließlich auf Naria, der alle ein, zwei Stunden mit einem Aufruf an die Öffentlichkeit trat, die Bürger sollten die Ruhe bewahren. Hin und wieder unterbrach die Periandros-Partei die Sendungen und gab Versicherungen ab, er sei am Leben und habe die Kontrolle in Händen. Jedes Mal wenn das Periandros-Gesicht auf dem Bildschirm auftauchte, blickte ich ganz genau hin, um herauszufinden, ob es sein Doppelgänger sei oder nicht, doch dies war auf dem Bildschirm leider nicht klar zu entscheiden. Wenn das Attentat so durchgeführt worden war, wie Chorian behauptete, dann allerdings war Periandros höchstwahrscheinlich tatsächlich tot, und wir sahen hier nur seinen Doppelgänger, sein exzellentes Double. Wie immer, Naria schien im Augenblick eindeutig die Oberhand zu wahren. Er befand sich im Kaiserlichen Palast. Und Periandros – oder sein Doppelgänger – gab keinerlei Auskünfte über seinen derzeitigen Aufenthaltsort. Und von Sunteil hatte man seit seiner ersten Ansprache vom Interstellarhafen nichts mehr gehört, nicht ein Wort.
    Also blieben wir hübsch verbarrikadiert im Rom-Palast und warteten der Dinge, die da kommen würden.
    Um Mitternacht brachte man mir Nachricht, Julien de Gramont sei auf dem Videoschirm und bitte dringlich darum, mich sprechen zu dürfen. Um diese Nachtstunde verspürte ich nicht das dringliche Bedürfnis, mit ihm zu sprechen, doch es waren außergewöhnliche Umstände, also rollte ich mich im Bett herum und knipste meinen Bildschirm an.
    Julien sah zum Erbarmen aus. Seine Augen waren verquollen, Bart und Kragen waren verdrückt und schief. Er brachte zur Begrüßung keine seiner üblichen kessen französischen Floskeln an, sondern vollzog nur eine beiläufige Ehrenbezeugung gegenüber meinem Königstatus.
    »Der Sechzehnte Kaiser«, sagte er, »ersucht den Rom baro um die Gelegenheit zu einer Besprechung zu einem baldigstmöglichen, dem Rom baro genehmen Zeitpunkt.«
    » Welcher Sechzehnte?«, gab ich ihm zurück, ziemlich drastisch und wenig diplomatisch.
    »Der ehemalige Lord Periandros natürlich«, sagte Julien müde und fast demütig.
    Wie typisch für Julien, in seinem Helden und Schutzherrn auch weiterhin den einen und einzigen Sechzehnten Kaiser anzuerkennen, zu einer Zeit, in der zwei weitere Lords ebenfalls den Titel für sich beanspruchten und in der Periandros effektiv bereits tot war. Aber Julien hat sich ja schon immer hartnäckig an aussichtslose Sachen geklammert und Verlierer unterstützt, mahnte ich mich jetzt. Also, warum sollte er nicht Periandros weiterhin als den Sechzehnten betiteln? Was hätte man denn auch anderes von einem Menschen erwarten können, der in tiefster Seele heimlich noch immer davon träumte, als echter legitimer Nachfolger des berühmten Sonnenkönigs Louis Quatorze durch die Spiegelsäle, von Versailles zu wandern?
    »Berichten zufolge wurde Lord Periandros im Verlauf des gestrigen Tages umgebracht, Julien.«
    »Ich habe noch vor knapp einer Stunde mit ihm gesprochen, Yakoub.«
    »Mit ihm persönlich, oder mit einem seiner Doppelgänger?«
    »Du machst mir die Sache sehr schwer, mon vieux .«
    »Julien, ich kann nicht mit einem Doppelgänger verhandeln.«
    »Mir kam er sehr lebendig und wirklich vor.«
    »Und der Leichnam, den Naria im Saal des Kronrates im Palast präsentierte?«
    Julien zuckte die Achseln. »Vielleicht eine Puppe? Irgendeine Bildprojektion? Wie sollte ich das wissen? Nom d'un nom, Yakoub, ich erkläre doch, ich habe innerhalb der letzten Stunde mit Lord Periandros gesprochen! Und er lebt und regiert.«
    »Aber Naria hat den Palast besetzt?«
    »So hat es den Anschein. Doch Lord Periandros ist der Kaiser. Es gab beträchtlichen

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