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Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Zigeunerstern: Roman (German Edition)

Titel: Zigeunerstern: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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mich ja niemand gezwungen, auf hinterwäldlerischen Planeten herumzukrauchen, auf denen es nicht einmal einen regulären Sternenschiffverkehr gibt … Nein, ich hatte aus völlig freien Stücken Mulano gewählt. Und nun beschloss ich ebenso (mehr oder weniger aus freien Stücken), es sei Zeit für meine Rückkehr. Und die einzige Möglichkeit, von dort wegzukommen, war eben über diese Relais-Mitnehmerdienste, also, wozu jammern? Ich wollte also einfach geduldig warten, bis mir der Geduldsfaden riss, und dann würde ich – irgendwoher – einen neuen Faden auffangen und weiter geduldig bleiben. Aber wie es das Schicksal wollte, hatte ich diesmal Glück.
    Ich machte mich also für den langen Transport bereit, indem ich mir selber ein bahtalo drom sprach, und schon ging es los. Während rings um mich die Sterne erloschen, holte ich tief Luft, dann sackte ich in einen Hilfsraum. Und in diesem grauen trübseligen Nirgendwo sang ich, erzählte mir Witze und lachte so laut über sie, dass sich die Wandung meiner Schutzkugel bog. Ich rezitierte die Texte der Roma Swatura von Anfang bis zum Schluss, die ganze uralte Chronik, beginnend mit unserem Aufbruch vom Zigeunerstern und durch all die folgenden Fährnisse und Fahrten, und als ich damit fertig war, träumte ich mir eine phantastische Fortsetzung zusammen, in der ich die künftigen zehntausend Jahre unserer Geschichte weiterspann. Ich verfasste ein Gedicht aus den Anagrammen sämtlicher Roma-Könige. Dann stellte ich eine Liste mit allen Königen und Kaisern der Erdgeschichte auf, die mir einfielen. Schließlich zählte ich mir die Namen jeder Frau auf, deren Brust je die Berührung meiner Hände verspürte, Oh, ich langweilte mich nicht.
    Und ich purzelte und fiel immer weiter und weiter durch den Raum. Ich weiß nicht, wie lange die Reise dauerte. Es spielte auch überhaupt keine Rolle, weil man das sowieso nicht wirklich genau angeben könnte. Einmal machte ich einen Relais-Jump von bloßen fünfzig Lichtjahren, aber er kostete mich ein ganzes verlorenes Jahr an Realzeit. Bei einem anderen Jump durchquerte ich den Raum von Trinigalee Chase bis Duud Shabeel, was so etwa die weiteste durchstreifbare Entfernung im erforschten Bereich der Galaxis ist, und brauchte dazu weniger als eine Stunde. Man kann eben wirklich nie wissen, wie es dann sein wird.
    Diesmal jedoch verging mir die Zeit sehr rasch. Mein Körpermetabolismus feierte zwar einen künstlichen Winterschlaf, doch mein Gehirn pochte und pulsierte von ehrgeizigen Plänen. Ich hatte auf Mulano wortwörtlich zu lange auf Eis gelegen; jetzt drängte es mich heftig, wieder ins Reich zurückzukehren und die gewaltigen Aufgaben in Gang zu setzen, die mich dort erwarteten. Ungeduld kann zuweilen eine lange Reise als tausendmal länger erscheinen lassen, als sie in Wirklichkeit ist, doch bei mir zeitigte sie diesmal die gegenteilige Wirkung. Ich war aufgedreht. Energiegeladen. Einhundert, siebzig und zwei Jahre alt? Wer, ich? Ja, mit 'nem Tritt in deinen fetten buliasa! Ich fühlte mich wieder wie ein Junge: wie fünfzig – und nicht einen Tag älter …
    Zurückkehren, die Dinge in die Hand nehmen. Alles entwirren, was während meiner Abwesenheit durcheinandergeraten war. Mich um den Zustand des Imperiums kümmern, den Zustand des Königreichs, etwas gegen die Mätzchen der Großlords unternehmen und die Manöver meines entsetzlichen Sohnes Shandor durchkreuzen – oh, auf mich wartete ein Berg von Arbeit! Und das gefiel mir sehr. Ich badete in dem Gefühl während der ganzen Heimreise. Und so wurde sie die kürzeste, schnellste, dufteste Relais-Reise, die ich je gemacht hatte.
    Hoppla, ihr da, ihr Welten des Reiches! Jetzt komm ich! Kennt ihr mich noch? Hoy! Yakoub! Yakoub! Yakoub! Endlich wieder auf dem Weg zurück!
     
     
    2
     
    Hätten sich die Dinge anders entwickelt, wäre ich wohl Loiza la Vakakos Schwiegersohn geworden und, wenn die Zeit dafür reif war, wäre mir wahrscheinlich als Prämie auch noch der überreiche Segen von Nabomba Zom als Erbe zugefallen. Alles schien sich ja so zu entwickeln. Dann wäre höchstwahrscheinlich ein anderer Zigeunerkönig geworden, denn wozu hätte ich mich dann überreden lassen sollen, wozu meinen ganz wirklichen prachtvollen Besitz und meinen echten, wunderschönen Palast verlassen sollen, um mir all die Kümmernisse und Kämpfe des Königreichs aufzubürden?
    Doch es kam nicht so. Vielleicht wurde Yakoub in irgendeinem anderen Universum reich und fett und alt und eine

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