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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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die Geduld mit diesem sauertöpfischen Fossil. Kurz und gut, es gab eine Szene, wobei Darrow und ich die Oberhand behielten. Darrows flammende Rhetorik und mein eisiger Sarkasmus bildeten eine ideale Kombination, so daß der arme Solokov, der ernsthaft verwirrt und verlegen war, sich nicht gegen uns wehren konnte.
    Was Deakin betrifft, der blamierte sich schlichtweg.
    Es bedurfte keiner Tricks oder Finessen, um ihn als den zu entlarven, der er war – ein arroganter, primitiver Schwindler, der mit der modernen Zeit nicht Schritt halten konnte.
    Zum Schluß flüchtete sich Solokov zu den Duschen, und wir genossen unseren Triumph. Deakin, der immer noch Gift und Galle spuckte, schlurfte kurz darauf gleichfalls fort. Ich schmunzelte, als ich sah, wie unsere aufmerksam lauschende kleine Zuhörerschaft reagierte. Die Leute wichen vor Deakin zurück, als fürchteten sie, von ihm berührt zu werden. Kein Wunder! Man stelle sich vor, MacLuhan – dieser Mann faßte erkranktes Fleisch an, gegen Bezahlung! Dabei läuft es einem kalt über den Rücken.
    Beflügelt von unserem Triumph, suchten wir dann den nichts ahnenden Marvin Somps auf.
    Zu unserer Überraschung stellten wir anhand unserer Codeschlüssel fest, daß er sich in Gesellschaft von Mari Kuniyoshi und ihrem allgegenwärtigen Schatten Claire Berger befand. Die drei beobachteten die Vorbereitungen für die abendliche Feier: Im Steingarten hinter der Kuppel wurden Projektionswände und Lautsprecheranlagen aufgestellt.
    Ich ging zu ihnen, während Darrow unter den Bäumen herumtrödelte. Mit höflicher Gleichgültigkeit begrüßte ich Somps, dann sonderte ich Mari unauffällig von den anderen ab. »Hast du deinen Mister Darrow kürzlich gesehen?« flüsterte ich ihr zu.
    »Nein«, gab sie lächelnd zurück, »das habe ich dir zu verdanken, stimmt's?«
    Bescheiden hob ich die Schultern. »Anscheinend klappt es mit dir und Fred vorzüglich. Wieso ist er eigentlich hier?«
    »Ach«, entgegnete sie, »der alte Hillis bat ihn, Somps zu helfen. Somps hat irgendeine gefährliche Maschine erfunden, die kein Mensch kontrollieren kann. Außer Fred, natürlich.«
    Ich blieb skeptisch. »Man munkelt, das Gerät habe sich kaum vom Erdboden gelöst. Ich hatte keine Ahnung, daß Fred der Pilot ist. Solche Furchtsamkeit sieht ihm doch gar nicht ähnlich.«
    »Er war Kosmonaut«, versetzte Mari hitzig.
    »Der da auch«, erwiderte ich, während ich Somps ansah und eine Braue lupfte. Die sanfte Brise zauste ihm das strähnige Haar, das wirr vom Schädel abstand. Er und Claire Berger unterhielten sich angeregt über technische Dinge wie Schrauben und Muttern. Linkisch gestikulierte er mit den großen Händen. In dem zerknitterten konservativen Anzug wirkte Somps wie das genaue Gegenteil eines tollkühnen, heldenmütigen Flugpioniers. Ich setzte ein zuversichtliches Lächeln auf. »Natürlich zweifle ich keine Sekunde lang an Freds Tapferkeit. Vermutlich mißtraut er Somps' Konstruktion.«
    Aus leicht zusammengekniffenen Augen warf Mari ihm einen schrägen Blick zu. »Meinst du?«
    Ich hob die Schultern. »Im Camp behauptet man, die Flüge hätten lediglich zehn Sekunden gedauert. Die Leute machen sich darüber lustig. Aber das ist nicht weiter schlimm. Ich glaube nicht, daß jemand weiß, wer der Pilot war. In dieser Hinsicht kann Fred ganz beruhigt sein.«
    Maris Augen blitzten auf. Sie marschierte entschlossen zu Somps. Ich lüftete den Hut und strich mir übers Haar, das vereinbarte Zeichen für den im Hintergrund lauernden Darrow.
    Nur zu gern ließ sich Somps in eine Diskussion über sein jüngstes Werk verwickeln. »Zehn Sekunden? O nein, es waren zwanzig! Ich selbst habe die Zeit gestoppt.«
    Mari lachte verächtlich. »Zwanzig? Was ist denn los?«
    »Wir befinden uns in der allerersten Testphase. Es handelt sich um vollkommen neue Hypothesen der Aerodynamik. Wir betreten unerforschtes Gebiet«, gab Somps in leierndem Ton von sich. »Die Tests machen nur langsame Fortschritte, aber auf diese Weise verringern wir das Risiko auf ein kalkulierbares Maß.« Aus seiner zerknitterten Jacke holte er ein mit Tintenklecksen beschmiertes Notizbuch. »Ich kann Ihnen ein paar Formeln über intermittierende Aufwärtsströmungen nennen …«
    Mari blickte verdutzt drein. Ich mischte mich in das Gespräch. »Wie ich hörte, stammt der Vorschlag, das Projekt langsam anzugehen, von Ihrem Piloten.«
    »Wie bitte? Meinen Sie Fred? O nein, damit hat er nichts zu tun! Er verfolgt lediglich meine

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