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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Anweisungen.«
    Darrow schlenderte heran, die Hände lässig in den Hosentaschen vergraben. Sein Blick ruhte auf allem möglichen, nur nicht auf uns vier. Er gab sich so betont leger, daß ich befürchtete, Mari könne sein Gehabe durchschauen. Doch die Anspielung auf den Spott der Öffentlichkeit hatte sie tief in ihrer japanischen Seele getroffen. »Er befolgt Anweisungen?« wiederholte sie mit gepreßter Stimme. »Die Leute lachen über ihn. Sie sind schuld daran, wenn Ihr Testpilot das Gesicht verliert.«
    Ich nahm ihren Arm. »Um Himmels willen, Mari! Es handelt sich um ein kommerzielles Projekt. Du kannst von Dr. Somps nicht verlangen, daß er sein Flugzeug einem Draufgänger anvertraut.«
    Dankbar lächelte Somps mir zu. Plötzlich ergriff auch Claire Berger für ihn Partei. »Um die Libelle steuern zu können, bedarf es einer speziellen Ausbildung und strenger Disziplin. Man kann nicht einfach hineinspringen und in die Höhe schnellen, wie eine Scheibe Toast aus einem Brotröster. Marvins Maschine fliegt ohne Computer.«
    Ich gab Darrow ein Zeichen. Er schloß sich unserem Kreis an. »Was höre ich da vom Fliegen?« begann er scheinheilig. »Sind Sie auch unterwegs zum Flugplatz?«
    »Wir sprechen gerade über Dr. Somps' Fluggerät«, erwiderte ich so natürlich wie möglich.
    »Ach, das Zehn-Sekunden-Wunderding?« Darrow grinste verschmitzt. Er verschränkte die strammen Arme. »Ich brenne darauf, diese Maschine zu fliegen. Wie ich hörte, hat sie keinen Computer und muß rein nach Gefühl gelenkt werden. Eine tolle Herausforderung, was?«
    Ich runzelte die Stirn. »Seien Sie kein Narr, Percival! Für einen Amateur wäre ein Probeflug viel zu riskant. Außerdem ist es Freds Job.«
    »Es ist nicht sein Job«, brummte Somps. »Er tut mir bloß einen Gefallen.«
    Doch Darrow fuhr ihm über den Mund. »Mir scheint, damit ist der alte Knabe ein bißchen überfordert. Sie brauchen jemanden mit erstklassigen Reflexen, Dr. Somps. Ich bin bereits früher nach Gefühl geflogen; schon sehr oft sogar. Wenn Sie jemanden brauchen, der bereit ist, ein Wagnis einzugehen, dann bin ich Ihr Mann.«
    Somps blickte gequält drein. »Sie würden abstürzen. Ich brauche einen Techniker, keinen Heißsporn.«
    »Ach«, entgegnete Darrow mit beißendem Hohn, »einen Techniker! Entschuldigung, ich hatte gedacht, Sie brauchten einen Flieger.«

 



»Die Maschine ist sehr wertvoll. In die Konstruktion wurde eine Menge Geld gesteckt«, erklärte Somps wehleidig. »Außerdem gehört sie Dr. Hillis. Er finanziert das Projekt.«
    »Ach so«, erwiderte Darrow, »es ist also eine Frage des Geldes.« Er krempelte sich die Ärmel auf. »Nun, falls jemand mich sucht, ich bin auf dem Thron des Adonis. Oder genauer gesagt, irgendwo im Luftraum darüber.« Er entfernte sich.
    Wir sahen ihm nach, wie er in Richtung des Flugplatzes abdüste. »Vielleicht sollten Sie ihm doch die Chance geben«, wandte ich mich an Somps. »Ich bin schon mit ihm geflogen, und er ist wirklich ein Könner.«
    Somps' Teint nahm ein stumpfes Rot an. »Die Libelle ist keines von euren niedlichen Spielzeugen«, murmelte er mit bitterem Unterton. »Jedenfalls noch nicht. Sie ist meine Erfindung, und ich bin ein Wissenschaftler, der auf dem Gebiet der Aeronautik neue Wege beschreitet. Weder betrachte ich mich als Animateur, noch sorge ich für nervenkitzelnde Sensationen, Mister de Kooning.«
    Ich glotzte ihn an. »Deshalb brauchen Sie mich nicht gleich anzuschnauzen«, erwiderte ich kühl. »Außerdem habe ich volles Verständnis für Ihre Situation. Ich weiß, daß die Dinge anders lägen, wenn Sie finanziell unabhängig wären.« Ich tippte mir an den Hut. »Meine Damen, ich wünsche Ihnen einen guten Tag.«
    Ich traf mich mit Darrow auf dem Pfad, wo man uns nicht sehen konnte. »Sie sagten, Sie könnten ihn überreden«, hielt er mir vor.
    Ich hob die Schultern. »Es war einen Versuch wert. Einen Augenblick lang stand er kurz vor dem Nachgeben. Ich hätte ihn nicht für eine solche Schlafmütze gehalten.«
    »Tja, jetzt gehen wir so vor, wie ich es ursprünglich wollte«, entgegnete Darrow. »Wir stehlen die Maschine.«
    Er streifte den Codeschlüssel vom Handgelenk, legte ihn auf ein flaches Sandsteinsims und zerschmetterte ihn mit einem faustgroßen Felsbrocken. Der Schlüssel jaulte kurz auf, und der Bildschirm erlosch. »Ich glaube, mein Schlüssel ist entzwei«, bemerkte Darrow. »Nehmen Sie ihn mit und programmieren Sie mich aus dem Haussystem, ja? Ich möchte

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