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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Handelsposition«, erklärte sie Nikolai, »aber meine Bargeldzugänge sind im Augenblick beschränkt. Sie dagegen sind gerade mit einem kleinen Vermögen vom Rat desertiert. Ich brauche Geld, Sie brauchen Sicherheit. Ich schlage eine Heirat vor.«
    Nikolai dachte darüber nach. Er war noch lange nicht in der Mechanisierergesellschaft. »Schließt das auch eine sexuelle Beziehung ein?« sagte er. Die Frau sah ihn verwundert an. »Zwischen uns beiden, meinen Sie?«
     
    7. Fließmuster. »Du machst dir über irgend etwas Sorgen«, sagte seine Frau. Nikolai schüttelte den Kopf. »Doch, das tust du«, bohrte sie. »Du machst dir Sorgen, weil ich das Schmuggelgut der Piraten verkauft habe. Du bist unglücklich, weil unsere Firma von den Angriffen auf dein Volk profitiert.«
    Nikolai lächelte wehmütig. »Du hast wohl recht. Ich kannte noch nie jemanden, der meine innersten Gefühle so gut verstanden hat wie du.« Er sah sie liebevoll an. »Wie machst du das?«
    »Ich habe Infrarotscanner«, sagte sie. »Ich erkenne die Muster der Blutströme in deinem Gesicht.«
     
    8. Optoelektrisches Fernsehen. Es war erstaunlich, wieviel Platz in einer Augenhöhle war, wenn man es richtig anpackte. Der eigentliche Sehmechanismus war von den Prothesentechnikern der Mechanisierer stark miniaturisiert worden. Nikolai hatte einige weitere Geräte installieren lassen: eine Uhr, einen Biofeedback Monitor, einen Fernsehschirm, und alles war direkt mit seinem Sehnerv verbunden. Es waren sehr schöne Dinge, doch am Anfang nicht leicht zu kontrollieren. Seine Frau hatte ihm nach der Entlassung aus dem Krankenhaus auf dem Weg helfen müssen, denn er aktivierte ständig die Geräte und sah nur noch Börsenberichte. Nikolai lächelte seine Frau mit seinen neuen Plastikaugen an. »Bleib heute nacht bei mir«, sagte er. Seine Frau zuckte die Achseln. »Na gut«, sagte sie. Sie legte die Hand auf Nikolais Wohnungstür und starb fast augenblicklich. Ein Mörder hatte Kontaktgift auf die Türklinke geschmiert.
     
    9. Former-Ziele. »Hören Sie«, sagte der Mörder. Sein teigiges Gesicht wirkte müde. »Jetzt kommen Sie mir nicht mit Ideologien … Überweisen Sie das Geld und sagen Sie mir einfach, wen ich umbringen soll.«
    »Es ist ein Job beim Ringrat«, sagte Nikolai. Er war von den zahlreichen Psychodrogen, mit denen er seinen Kummer bekämpft hatte, sehr erschöpft, und er mußte die letzten Wogen seiner künstlichen Fröhlichkeit niederkämpfen. »Captain-Doktor Martin Leng vom Sicherheitsdienst des Ringrates. Er stammt aus der gleichen Genlinie wie ich. Meine Desertion stellte seine Loyalität in Frage. Er hat meine Frau umgebracht.«
    »Former sind gute Ziele«, sagte der Mörder. Sein bein- und armloser Körper schwebte in einem durchsichtigen Nährtank, gefärbtes Plasma schützte die purpurnen Enden der abgetrennten Nervenbahnen. Ein Autodiener watete in den Tank und begann, die Arme des Mörders anzuschließen.
     
    10. Investition für ein Kind. »Wir wissen, daß Sie für dieses Kind investiert haben, Anteilseigner Leng«, sagte der Psychotechniker. »Aber auch wenn Sie das Mädchen erschaffen haben – oder die Techniker bezahlt haben, die es erschufen – ist es nicht Ihr Eigentum. Nach unseren Vorschriften muß es behandelt werden wie jedes andere Kind. Es ist das Eigentum unserer Volksrepublik.«
    Nikolai sah die Frau wütend an. »Ich habe sie nicht erschaffen. Sie ist der posthume Klon meiner verstorbenen Frau. Und sie ist die Besitzerin der Hinterlassenschaft meiner Frau, oder besser, des Treuhänderfonds, den ich verwalte … ich will damit sagen, daß ihr das semiautonome Firmenvermögen meiner verstorbenen Frau gehört oder daß sie wenigstens ein Vorrecht darauf hat. Sobald sie volljährig ist, wird es ihr ganz gehören … Können Sie mir folgen?«
    »Nein. Ich bin Erzieherin, kein Finanzfachmann. Was wollen Sie mir sagen, Anteilseigner? Wollen Sie ihre verstorbene Frau wiedererschaffen?«
    Nikolai sah sie an. Er beherrschte seine Gesichtszüge. »Ich habe es wegen der Steuervergünstigung gemacht.«
    … Sollte der posthume Klon von den Angriffen profitieren. Semiautonomer Besitz hat eine stabile Handelsposition. Letzte Wellen vom Schmuggelboot der Piraten. Sein Teiggesicht nervt dich mit Ideologien. Innerste Gefühle sterben fast augenblicklich. Schmier Kontaktgift auf die Tür.
     
    11. Widerspenstige Bündnistreue. »Mir gefällt es hier draußen im Randbezirk«, sagte Nikolai zum Mörder. »Haben Sie schon einmal

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