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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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daran gedacht, einfach abzuhauen?«
    Der Mörder lachte. »Ich war früher Pirat. Ich brauchte vierzig Jahre, um in dieses Kartell aufgenommen zu werden. Wenn Sie allein sind, dann sind Sie im Eimer, Leng. Das müßten Sie doch wissen.«
    »Aber Sie müssen diese Bündnisse hassen. Sie sind so lästig. Hätten Sie nicht lieber eine eigene Gruppe, in der Sie Ihre Regeln selbst aufstellen könnten?«
    »Sie reden wie ein Ideologe«, sagte der Mörder. Auf seinen Unterarmprothesen blinkten Biofeedback-Anzeigen auf. »Ich habe mich mit Kyotid Zaibatsu verbündet. Denen gehört der ganze Vorort. Sogar meine Arme und Beine.«
    »Und mir gehört Kyotid Zaibatsu«, sagte Nikolai. »Oh«, sagte der Mörder. »Dann sieht die Sache allerdings anders aus.«
     
    12. Massendesertion. »Wir wollen in deine Gruppe aufgenommen werden«, sagte der Superkluge. »Wir müssen einfach reinkommen, niemand sonst will uns haben.«
    Nikolai kritzelte abwesend mit seinem Lichtgriffel auf einem Videoschirm herum. »Wie viele seid ihr?«
    »Fünfzig in unserer Genlinie. Wir haben vor unserer Massendesertion im Bereich Quantenphysik gearbeitet. Wir haben einige kleinere Durchbrüche erzielt. Ich glaube, man kann sie kommerziell verwerten.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Nikolai. Er nahm einen Ausdruck von spekulativem Bedauern an. »Ich vermute, der Ringrat hat euch auf die übliche Weise verfolgt – behauptet, ihr wärt geistig instabil, ideologisch krank, und so weiter.«
    »Ja. Ihre Agenten haben achtunddreißig von uns umgebracht.« Der Superkluge tupfte unbehaglich die Schweißperlen von seiner geschwollenen Stirn. »Wir sind nicht geisteskrank, Gruppenältester. Wir werden dir keine Sorgen machen. Wir wollen nur einen ruhigen Platz haben, an dem wir unsere Arbeit vollenden können, während Gott unser Gehirn frißt.«
     
    13. Datengeisel. Ein hochrangiger Beauftragter des Ringrates rief an. Nikolai nahm überrascht und neugierig den Anruf selbst entgegen. Das Gesicht des jungen Mannes erschien auf dem Bildschirm. »Ich habe Ihre Lehrerin als Geisel genommen«, sagte er.
    Nikolai runzelte die Stirn. »Wie bitte?«
    »Die Person, die Sie unterrichtete, als Sie noch ein Kind in der Krippe waren. Sie lieben sie. Das haben Sie ihr gesagt. Ich habe es aufgezeichnet.«
    »Sie machen Witze«, sagte Nikolai. »Meine Lehrerin war nur eine cybernetische Schnittstelle. Sie können nicht ein Datensystem als Geisel nehmen.«
    »Doch, das kann ich«, sagte der junge Mann grob. »Die alte Bildungsanlage mußte einer neuen mit einer gesünderen Ideologie weichen. Schauen Sie!« Ein zweites Gesicht erschien auf dem Schirm; es war das unmenschlich ebenmäßige und leicht glühende Abbild seiner cybernetischen Lehrerin. »Bitte rette mich, Nikolai«, sagte das Bild steif. »Er ist so rücksichtslos.«
    Das Gesicht des jungen Mannes erschien wieder. Nikolai lachte ungläubig. »Dann haben Sie die alten Bänder aufbewahrt?« sagte Nikolai. »Ich weiß nicht, wie Ihr Spielchen heißt, aber ich nehme an, die Daten haben einen gewissen Wert. Ich will großzügig sein.« Er nannte einen Preis. Der junge Mann schüttelte den Kopf. Nikolai wurde ungeduldig. »Hören Sie!« sagte er. »Wie kommen Sie auf die Idee, eine alte Bildungsanlage hätte irgendeinen objektiven Wert?«
    »Ich weiß, daß sie den hat«, sagte der junge Mann. »Ich bin selbst eine.«
     
    14. Die zentrale Frage. Nikolai war an Bord des Alienschiffs. Er fühlte sich in seinem brokatbestickten Mantel unwohl. Er rückte die schwere Sonnenbrille vor den Plastikaugen zurecht. »Wir danken Ihnen für Ihren Besuch in unserer Gruppe«, begrüßte er den reptilischen Gesandten. »Das ist eine große Ehre für uns.«
    Der Gesandte der Investierer hob die bunte Halskrause hinter seinem wuchtigen Kopf. »Wir wollen Geschäfte machen«, sagte er.
    »Ich interessiere mich für außerirdische Philosophien«, sagte Nikolai. »Die Antworten anderer Rassen auf die großen Fragen der Existenz.«
    »Aber es gibt nur eine zentrale Frage«, erwiderte der Alien. »Wir sind von Stern zu Stern geflogen, um die Antwort zu finden. Wir hoffen, daß Sie uns helfen, eine Antwort zu finden.«
    Nikolai wurde vorsichtig. »Wie lautet diese Frage?«
    »Was habt ihr, was wir gebrauchen können?«
     
    15. Geerbte Gaben. Nikolai betrachtete das Mädchen mit den altmodischen Augen. »Mein Sicherheitschef hat mir dein Strafregister besorgt«, sagte er. »Verletzung des Urheberrechts, organisierte Erpressung, Verschwörung zur

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