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Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid

Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid

Titel: Zimmer d. Wahrheit - Schatzjäger - Zelluloid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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dir.“
    „Oder von uns beiden“, murmelte Stood gedankenversunken. „Asota Shuram … hoch zwei.“

8
    Es war ein hässliches Gefühl, an dem Tigerkadaver vorüberzugehen. Das majestätische Tier lag in einer Lache aus Schlick und Blut, und es war, als würden sich bereits die ersten Insekten versammeln. Ein Nebelschleier aus Moskitos wogte heran und ließ sich, einem Leichentuch gleich, auf dem Körper nieder. Manche davon visierten auch Stood an, und er zerquetschte ein paar zwischen seinen Handflächen.
    „Die schlimmste Plage für einen Schatzjäger ist das Ungeziefer. An alles andere gewöhnt man sich. Aber diese Biester …“
    Siti erwiderte nichts, aber es war, als vertiefe sich das Lächeln auf ihren Lippen weiter. Überhaupt sah sie in dieser Wildnis bezaubernd schön aus, aber auch ein wenig gefährlich. Stood wagte nur noch selten, sie anzusprechen, da er das Gefühl hatte, der Zwischenfall mit dem Tiger hätte sie verärgert. Während der nächsten zwei Stunden Fußmarsch fragte er sich, ob sie eventuell vorhaben konnte, ihn um den Schatz zu betrügen. Und ob sie tatsächlich glaubte, dass es Fallen gab.
    Sie sprachen eben davon, eine kurze Rast einzulegen, da stießen sie auf ein merkwürdiges Kunstwerk.
    Zwischen zwei größeren Bäumen war ein Netz gespannt worden – kein echtes Spinnennetz, sondern eine Imitation von Menschenhand. Es war sehr sorgfältig aus dünnen Schnüren gefertigt, mit Hunderten von Knoten, und es ahmte die Art, in der Spinnen ihre Netz sponnen, exakt nach. Das Werk hatte eine Breite von nahezu zehn Metern und war beinahe ebenso hoch. Minutenlang bestaunte es der Abenteurer.
    „Es könnte kultische Bedeutung haben“, meinte Siti und fuhr mit den Fingern an den Schnüren entlang. Einige Blätter und Äste hatten sich darin verfangen, aber keine Tiere. „Vielleicht markiert es einen heiligen Bezirk.“
    „Betreten verboten“, brummte Stood und ging neben dem Netz vorbei. Auf ihrem weiteren Weg begegneten sie mehreren dieser Kunstwerke, und beim fünften oder sechsten, das sich ihnen in den Weg stellte, verlor Stood die Nerven. Er hatte keine Lust mehr, einen Umweg zu gehen. Er nahm das große Buschmesser, das sie bisher noch kaum gebraucht hatten, und schlug damit auf das Netz ein, bis es in Fetzen war und sie hindurchgehen konnten. Die nächsten Netze folgten in immer geringeren Abständen. Sie erlitten dasselbe Schicksal.
    „Ich hoffe, du erzürnst die sechsarmige Göttin nicht“, bemerkte Siti, als der Mann das letzte Schnurgeflecht zerstört hatte.
    Tyron Stood schnaubte, ließ das Messer sinken. Sie hatten eine Stelle erreicht, an der die Bäume lockerer standen. In der Mitte dieser kleinen Lichtung wuchs ein gigantischer Baum aus dem Boden. Um den Stamm zu umfassen, hätte es drei Leute gebraucht, und er schien gut und gerne fünfzig Meter in die Höhe zu wachsen. Irgendwie machte der Baum den Eindruck, der Mittelpunkt von irgendetwas zu sein. Die Reihe der Netze hatte geradewegs auf ihn zu geführt.
    „Es gibt hier keinen Tunnel“, knurrte Stood und stampfte demonstrativ auf den weichen Boden. Die Enttäuschung und der Unmut waren ihm anzumerken. „Und keinen Tempel. Keine Statue. Gar nichts. Verdammt! Verdammt!“ Er kramte den Splitter aus der Tasche, starrte ihn feindselig an.
    „Und doch scheint es, als wären wir am Ziel unserer Suche.“ Sitis Gesicht sah wieder sehr feierlich aus.
    „Am Ziel?“ Er lachte. „Ich werde dir sagen, wo wir sind. Am Arsch sind wir. Hier ist nichts, nur ein Baum und ein Haufen verfaulende Erde.“ Er ging umher, umrundete den Stamm und kehrte wieder zu ihr zurück. „Wir dachten, Asota Shuram sei der Name der sechsarmigen Göttin. Aber wir waren zwei riesige Dummköpfe. Asota Shuram bedeutet ‚Schatzjäger’, und das sind wir selbst. Um uns selbst zu finden, hätten wir nicht bis an diesen Ort spazieren müssen. Wir haben uns beinahe von einem Tiger fressen und von den Mücken zu Tode pieken lassen, nur, um herauszufinden, dass Fryers in seinem Text von Schatzjägern sprach. Ts! So ein ausgemachter Schwachsinn!“ Er hob die Hände und schüttelte den Kopf.
    „Ich war kein Dummkopf“, meinte Siti gelassen. „Ich bin nicht so dumm wie du und vergesse den Himmelstunnel.“
    Stood schwenkte theatralisch die Arme. „Den Himmelstunnel! Den Himmelstunnel gibt es nicht. Der senile Brite hat einen Übersetzungsfehler gemacht. Wasser hat keine Balken und der Himmel keine Tunnel, so einfach ist das.“
    Siti wandte sich

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