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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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Fischbestellung?«
    »Per E-Mail!«, ruft er über die Schulter und weg ist er.
    »Danke. Ihnen auch einen schönen …«, sage ich noch nachdenklich vor mich hin, ohne es wirklich zu meinen, und sehe mit einem sehr unguten Gefühl der Fähre nach.
    Es dauert zwei Tage, bis ich endlich herausfinde, was dem Hansi fehlt.
    »Erwischt hat’s ihn, und zwar gescheit!«, verkündet die Emerenz, als sie sich an meinem Küchentisch niederlässt, ohne die weiß-blaue Mütze mit dem Bommel und der »Schalke 04«-Aufschrift abzunehmen, mit der ich sie schon gestern gesehen habe.
    »Was heißt das genau?«, versuche ich dem Krankheitsbild des »Erwischt-worden-Seins« auf den Grund zu gehen, und die Emerenz kann ihr Glück gar nicht fassen, dass ich mal nicht den Rollladen runterlasse, wenn sie mir ihre Neuigkeiten auftischt.
    »Kreislaufkollaps. Zu viel Fett, und zu viel Stress. Sogar an Sauerstoff hat er braucht, die ganze Nacht!«
    »Und, wie lang muss er in der Klinik bleiben?«
    »Eine Woche in Traunstein, und dann geht’s in die Reha.«
    »Ah. Nach Bad Endorf also?«
    »Na, in Bad Endorf, da können’s nur Knie und Hüften, der muss an den Bodensee zum FX Meier, da wo die Gwamperten hinkommen, die’s gar nimmer derschnaufen können.«
    »Ui, eine längere Geschichte also?«
    »Ja schon. Mindestens zehn, zwölf Wochen. Die Mizzi, die wo meine Krankenschwester war in meiner beinahe letzten Stunde [26] «, (leidender Blick unter der Wollmütze hervor Richtung Nordwesten, zum Gemeindesaal), »die hat erzählt, dass man so einen Haufen Speck nicht zu schnell verlieren darf, sonst derpackt das Herz das nicht.«
    »Das Herz derpackt das nicht, jaja«, wiederhole ich, leise murmelnd, und überlege, wie das dann wird mit dem Neuen.
    »Und wer führt dann das Hotel?«, frage ich noch pro forma, aber ich weiß eh schon, was kommt. Ich habe den Herrn Hotelberater total falsch eingeschätzt. Von wegen keinen Fuß auf den Boden bekommen. So einer kommt nicht einfach, gibt ein paar nette Tipps und fährt dann wieder. Das ist einer, der kommt, der bleibt, und der macht sich so wichtig, bis er es plötzlich wirklich ist. Der arbeitet sich nicht zehn Jahre nach oben, sondern nutzt die erstbeste Gelegenheit, allen zu zeigen, was für ein toller Chef er wäre. Ich verstehe nur nicht, warum der sich ausgerechnet die Fraueninsel dafür ausgesucht hat.
    »Ja, der Neue, den er jetzt hat, wie heißt er denn glei wieder, Daniel, David, jedenfalls ein ganz ein Netter!«
    Genau, mit solchen Mitteln kämpft der! Will bei mir Qualitätskontrollen machen und der Emerenz tut er recht schön. Na sauber. Ich stehe auf, es ist Zeit, die Emerenz zu verscheuchen und meinen Vater zu fragen, ob ihm eine Fischsemmel zum Mittagessen reicht, ich habe heute Morgen nämlich einen Haufen Brachsen im Netz gehabt. Die sind immer eine spezielle Arbeit zum Räuchern, weil man sie erst spalten muss, die grätigen Biester, einmal in zwei genau gleiche Hälften, und das ist eine Sauarbeit.
    »Und du? Gehst heute ins Ruderboot, Bundesliga schauen? Mutig, mutig, bei den ganzen Bayern-Fans!«, frage ich die Emerenz, als ich ihr die Küchentür aufhalte, das ist höflich und ich weiß dann auch, dass sie sicher weg ist, und zeige auf ihre Mütze.
    »Fußball, ich? Ja pfui deife. Der Wiggerl war ein Freund der Einsamkeit, da tät ich hingehen und mir an Haufen Spinner in einem Stadion anschauen? Das wär ja Hochverrat. Nein, also, dir kann ich’s ja sagen, das ist wegen meine Haar, und ich hab mir denkt, die Mütze ist weiß-blau, die hätt dem Wiggerl auch gefallen. Da, schau.«
    Und sie nimmt die Schalkemütze ab und schaut mich ängstlich an. In irgendeinem Fünfzigerjahre-Schinken hab ich so was schon gesehen, da hatte Doris Day so einen Hund, der aussah wie jetzt der Kopf von der Emerenz. Denn die hat als Frisur eine ganz ausgesucht hübsche Wolke aus babyrosa Pudellöckchen.
    »Die Molly?«, frage ich nur.
    Die Emerenz nickt stumm (stumm!) und setzt die Schalkemütze wieder auf.
    »Deine Frisur schaut ein bisserl so aus wie die Perücken, die sie früher bei Hofe hatten«, tröste ich sie, »voll edel.«
    Das Brachsenspalten ist schneller erledigt, als ich dachte, mir geht die ganze Zeit die Veränderung im Hotel oben im Kopf herum. Dann ist der Schweizer jetzt der neue Chef, wenigstens einen Sommer lang, denke ich, als ich den Computer für die Büroarbeit hochfahre.
    Und hier ist sie schon, die erste Bestellung, die von ihm kommt, Betreff: Lieferung für

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