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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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bitte? Das ist der Herr Hubert …?«
    »Koch«, sagt der Hubsi und zwinkert mir zu.
    »Das ist der Herr Koch vom Bayerischen Rundfunk, der macht ein Interview mit mir, kannst du bitte kurz den Verkauf übernehmen?«
    Mein Vater schlurft mürrisch herbei und sieht Hubsi skeptisch von der Seite an.
    »Des geht jetzt ned. Koa Zeit.«
    »Aber du willst doch jetzt nicht nach Prien, oder?«
    Dass mein Vater da in Pantoffeln, neuem Hemd und Schlafanzughose vor mir steht und bockt, bringt mich total aus dem Konzept, und ich sehe etwas hilflos Hubsi hinterher, der seinem Assi winkt, damit der seine dicken Taschen an unserem schönstem Biergartentisch direkt am See ablädt.
    »Ich brauch dich jetzt! Wir werden gefilmt! Das bringt uns ganz weit nach vorne, dieser Beitrag! Das ist Werbung, für umsonst!«
    »A geh, Schmarrn. Brauch ma ned! Wir sind ganz normale Leut, es reicht schon, wenn deine Schwester allaweil so eine gspinnerte Arbeit macht. Mich sollens damit bittschön in Ruh lassen.«
    »Papa.« Ich zwinge mich zur Ruhe, in der Hoffnung, dass das auf meinen Vater abfärbt. »Das Fernsehteam heute kommt vom BR, da hat die Modezeitung von der Fränzi gar nichts damit zu tun. Ich habe mich letzte Woche zufällig mit einem Redakteur unterhalten, und jetzt macht der halt einen Beitrag über mich. Ist doch nicht verkehrt.«
    Mein Vater grummelt: »Aber ich wollt doch jetzt auf Prien! Des brauchma doch alles ned. Reklame, so an Schmarrn!«, geht aber immerhin in die Küche und stellt sich von der anderen Seite an die Theke.
    »Hast du eine Ahnung«, murmle ich, und: »Zieh dir bitte wenigstens eine Schürze an!« Aber nur Ursula reagiert, sie hängt meinem Vater einfach eine Gummischürze über den Pyjama.
    »Wir beginnen auf dem Schild mit dem Fisch, schwenken auf dein Gesicht und dann O-Ton bitte!« gibt mir Hubsi erste Regieanweisungen.
    »Geht’s schon los?«
    Ich schaue an mir herunter, die alte Jeans wird wohl nicht zu sehen sein, aber obenrum habe ich nur ein altes weißes Männerunterhemd von meinem Vater an, das ich mag, weil der Stoff schon so weich ist. Ich fahre mir schnell durch die Haare, komme aber mit den Fingern nicht durch.
    »Ich wollte eigentlich noch …«
    »Passt schon. Du siehst ganz wunderbar aus.«
    Hubsi tätschelt mir beruhigend das Knie.
    »Das schöne Bild dort an der Hauswand, wer hat das gemalt?«
    »Meine Zwillingsschwester.«
    »Ah ja, und wieso hat sie nicht die Wirtschaft übernommen, sondern du?«
    »Ich, also«, beginne ich, von der direkten Frage total überrumpelt, und merke, dass ich das selbst gar nicht so genau weiß, »ich bin die Älteste, und meine Schwester wollte sowieso von hier weg und außerdem haben wir keine Wirtschaft, sondern …«
    »Du bist die Älteste?«, unterbricht mich der Redakteur. »Ich dachte, ihr seid Zwillinge?«
    »Nun, ich bin in der Tat die Ältere. Um elf Minuten!«, wiederhole ich. »Und wir haben definitiv keine Wirtschaft, sondern …«
    »Und was macht deine Schwester jetzt beruflich, wenn sie so gut malen kann? Ist sie Chiemseemalerin? Das ist mein Spezialgebiet!«
    »Nein, sie ist Journalistin geworden, Mode und Lifestyle, bei der Mimi .«
    Dass Hubsi mich immer nach meiner Schwester fragt, nervt mich, und ich füge noch langsam und etwas eigensinnig hinzu:
    »Einem Modemagazin. Eigentlich ziemlich bekannt.«
    »Ah. Modemagazin.«
    Das genügt, damit Hubsi das Interesse an meiner Schwester verliert und sich endlich mir zuwendet.
    »Jetzt zu dir. Das Verhältnis zwischen Künstlern und Wirtstöchtern war ja hier in der Region immer ein besonderes, ist das heute noch so?«
    Ich bin zwar ziemlich aufgeregt, weil jetzt das Auge der Kamera auf mich gerichtet ist, aber das Gute daran ist, dass mir Hubsi endlich mal zuzuhören scheint.
    »Ich bin keine Wirtstochter«, verbessere ich ihn noch einmal, »ich bin Fischerin. Und zwar die einzige Frau unter achtzehn Fischern insgesamt hier am Chiemsee.«
    Hubsi fällt es offensichtlich schwer, von seiner Vorstellung der Wirtstochter und Muse loszulassen, aber nach einer kurzen Pause, in der er offensichtlich in meinem Ausschnitt nach Inspiration sucht, fragt er mich:
    »Aha, Fischerin also, dann brauche ich einen anderen Aufhänger. Schade, schade schade. Nun. Achtzehn Fischer also insgesamt … Ist da die Konkurrenz nicht groß?«
    »Im Gegenteil, wir sind eigentlich alle außerordentlich hilfsbereit untereinander, erst letzte Woche hat mir der Lechner Sepp …«, will ich davon erzählen, wie der Sepp

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