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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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ist, weil mein altes Bauernbett noch nicht einmal einen Meter breit ist. Ich finde mein Handy in meinem linken Gummistiefel, der vor dem Bett steht.
    »Jaaa?«
    »Hast du es ihm gesagt?«
    »Was?«, frage ich meine Schwester mit schwerer Zunge.
    »O Gott, liegst du jetzt noch im Bett? Ich denke, du stehst jeden Tag um vier auf?«
    »Nicht, wenn ich ab morgen eine Woche zu habe. Kommt eh keiner bei dem Sauwetter.«
    »Die Einstellung kenn ich gar nicht von dir. Ich will jetzt nicht sagen, dass du nicht ein bisschen Ruhe verdient hättest, aber so was klingt einfach total ungewohnt.«
    »Jetzt mach mir bloß kein schlechtes Gewissen«, wehre ich mich mit belegter Stimme, »wen soll ich was gefragt haben?«
    »Na, den Papa. Hast du es ihm schon verkauft, dass er sich übermorgen vom Professor untersuchen lassen soll?«
    »Scheiße. Nein. Habe ich nicht. Und ich habe auch keine Ahnung, wie ich ihm das beibringen soll.«
    Michi-Mike grunzt und wühlt den Kopf unwillig ins Kopfkissen.
    »Pschscht«, mache ich beruhigend und hole mir den alten Bademantel von Mama aus dem Bad, Tulpen und Narzissen auf helllila Frottee, um mich in die Küche zu setzen. Ich habe keinen eigenen Bademantel, ich führe nämlich ein bademantelfreies Leben. Aus der Mimi kenne ich die Fotos von Frauen, die mit farbigem Batz [32] im Gesicht den Tag in irgendwelchen Wellnesstempeln verdösen, aber ich kann mir das nicht vorstellen. Den ganzen Tag stillhalten und andere für Geld an sich herumfummeln lassen, ist nichts für mich.
    »Wieso pschscht? Hast du Besuch? Ist der Jude Clooney da?«
    »Spinnst du? Wie kommst du denn auf den?«
    »Na ja. Ich meinte da so etwas wie Hassliebe gespürt zu haben. Immer wenn du dich so lange über etwas aufregst, bleibst du am Ende daran hängen. War doch mit der Fischerei und der Fraueninsel genauso. Hast du das Hausverbotsproblem gelöst und er liegt jetzt in deinem Bett?«
    »Quatsch.«
    »Wer dann?«
    »Der Michi-Mike ist da, natürlich.«
    »Na ja, so natürlich ist das nicht.« Meine Schwester seufzt ein wenig. »Scheint ja ein netter Abend gewesen zu sein.«
    »Äh, ja. Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm gehen will.«
    »Das hat er wirklich gefragt? Wie ein Zehntklässler! Das ist ja fast rührend. Und?«
    »Ich habe nichts zugesagt!«
    »Wie, zugesagt? Ich dachte, so was muss man spüren, und nicht zu- oder absagen.«
    »Hm, dann eher nicht. Ich meine, ich bin mir noch nicht sicher. Aber er hat außerdem gesagt, er kann mir Geld leihen, wenn ich mal in Schwierigkeiten stecke.«
    »Okay«, sagt meine Schwester vorsichtig, »aber das wirst du doch nicht annehmen, oder?«
    »Brauch ich nicht. Wir haben den Kredit laufen mit der Sparkasse, und wenn was nicht läuft, dann kann ich den sicher aufstocken. Aber ich fand das Angebot ganz nett, ehrlich gesagt.«
    »Oh. So nett, dass du mit ihm ins Bett gegangen bist?«
    »Na ja, das hat sich halt so ergeben, wir haben noch eine Flasche Wein bestellt, und dann sind wir im Bett gelandet. Als Kinder haben wir oft genug beieinander übernachtet.«
    »Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert!«, singt jetzt meine doofe Schwester in den Hörer. »Und, hat’s wenigstens mächtig Zummm gemacht?«
    Ich sag nichts.
    »Was?« Sie kichert. »So schlimm gleich?«
    »Schon ok. Solide. Sehr solide.«
    »Na ja, der weiß ja auch nicht, dass du heimlich Fortbildungen auf diversen Hochzeiten genossen hast.«
    »Ja, und weißt du was – vielleicht werde ich auch weiter Fortbildungen auf anderen Hochzeiten genießen.«
    Meine Schwester weiß nichts von meinem kleinen privaten Meeting mit David. Und mehr werde ich ihr auch erst einmal nicht davon erzählen. Deshalb sagt sie:
    »Kannste aber nicht. Hausverbot. Also bleibt’s doch bei Blümchensex mit dem Michi-Mike.«
    »Wenn das Blümchensex war, dann gehören die Blümchen dringend mal gegossen.«
    Ich seufze. »Aber der Michi-Mike war auch furchtbar müde.«
    »Müde? Soso.« Meine Schwester kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus, das höre ich nämlich an ihrer Stimme, weil sie dann immer einzelne Silben verschluckt, weil sie kaum mehr Luft kriegt vor lauter nicht Lachen dürfen.
    »Also, wenn du mich fragst, dann ist das kein ›boyfriend-material‹.«
    Wenn meine Schwester so komisches Zeug aus ihrer rosa Zeitungswelt daherredet, werde ich immer ein bisserl sauer. Und trotzig.
    »Wer sagt das denn? Wenn ich will, dann hab ich halt jetzt einen Freund. Was soll da so verkehrt daran sein?«
    »Das fragst du mich? Du

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