Zipfelklatscher
bestickt sind.
»Willst du in die Kirche?«, frage ich ein wenig dämlich, weil mir nichts anderes einfällt, um die Konversation am Laufen zu halten, und meine Strategie des »Ich-geh-da-hin-und-konfrontier-den-Sauhund-mit-der-Wahrheit« irgendwie nicht mehr ganz aufgeht, so freundlich wie mich der Zoran anschaut.
»Nein. Ich geh zur Schneiderin, ein Dirndl für die Molly abholen, weil wir bald Verlobung feiern!«
»Oh«, sage ich verdutzt, »das ist jetzt aber schnell gegangen!«
Während der Zoran selig nickt und drinnen den Schlüssel vom Außenborder umdreht, rufe ich in letzter Minute: »Koferl! Sagt dir der Name Koferl was?«
»Koferl?«, fragt der Zoran und kommt noch einmal aus seiner Kabine. »Ist das nicht ein Trachtengeschäft? In Ruhpolding? Wieso, willst du dir ein Dirndl kaufen?«
Ich schüttle den Kopf, und Zoran schaut mich kurz nachdenklich an.
»Komm, Kati, schau nicht so traurig. Wenn du gekommen bist wegen den Fischen – nein, da kommen wir nicht mehr zusammen. Aber ich bin dir nicht mehr böse wegen der Sache mit dem Schweinsbraten und dem Fernsehbeitrag. Das hat dir mehr geschadet als mir. Also, habe die Ehre!«
Er wendet sein Boot, dass das Wasser nur so schäumt, und ich bleibe stehen, bis die Kielwellen von der »Chiemseenixe« nicht mehr an die Piermauer schlagen.
»Wenn mich der Zoran verpetzt hat, dann fress ich einen Besen mitsamt der Putzfrau!«, teile ich dem Schwanenpaar mit, das zu mir hergeschwommen kommt, und die zwei Vögel neigen affektiert die Hälse, bevor sie beleidigt beidrehen, weil ich ihnen nichts Essbares vor die Schnäbel streue.
»Die Molly hat sich verlobt?«
Eine Quadratratschen wie die Emerenz fühlt sich natürlich total geschmeichelt, dass ich zu ihr komme, um mir ein Update über Mollys Familienstand zu holen.
»Ja! Hat’s mit ihrem Pfannkuchengsicht doch noch einen derwischt, ein rechter Depp wird das halt sein, aber nix Gwiss weiß man nicht!«
Ein wenig sieht die Emerenz aus, als hätte sie Zahnweh, aber das kann natürlich auch daran liegen, dass sie sich das geblümelte Kopftuch unter dem Kinn festgezurrt hat wie eine alte Bäuerin nach einer Wurzelbehandlung.
»Wie, weiß man nicht?«
»Nein, weiß man nicht. Ich weiß nur, dass er nicht vom Gottschaller Erwin kommt, der weiß nämlich auch nur, dass es einer sein soll, der wo nicht von hier aus der Gegend ist.«
Sie verzieht das Gesicht noch mehr, etwas nicht zu wissen, scheint ihr in der Tat richtig wehzutun.
»Wahrscheinlich wegen dem Fernsehbeitrag, den der Hubsi vom BR machen wollte, dem hab ich doch ihre Nummer gegeben. Ist der denn schon ausgestrahlt worden?«
»Nein, im Fernsehen drin, da hat’s nix gegeben über die Molly, ganz sicher. Aber vielleicht ist’s der Neue, der von oben, vom Hotel? Wie heißt der gleich wieder?«
Ich starre die Emerenz total fassungslos an und sie denkt, ich weiß erst einmal nicht, wen sie meint.
»Weißt schon, der Schmalbrust-Anderl [33] , der jetzt dem Zumsler Hans seine Arbeit macht.«
»David. David Krug.«
»Ja genau, weil wennst mich fragst, ist der nämlich auf der Suche. Hat mich auch gefragt, was du so für eine bist, aber ich hab ihm gleich gesagt, dass du keine gute Partie nicht bist.«
»Wieso eigentlich nicht?«, frage ich leicht eingeschnappt.
»Ja mei, weil die Fischerei, die ist nix für so einen Saupreiss, so einen schweizerischen, der gleich Chef wird und sich die Händ nicht dreckig machen will. Und zu dir, da passt eh nur einer von hier, der weiß, dass du eine rechte Zwiderwurzn [34] sein kannst. Für dich ist der Michi-Mike schon der Richtige, der trotzdem auf dich gewartet hat die ganze Zeit!«
Ich eine Zicke, die nur ein Hiesiger in den Griff bekommt. Na sauber. Da hat die Emerenz mal wieder eine richtig tolle Analyse hingelegt.
»Also, ich bin gar nicht immer so schlecht gelaunt, ich hab einfach nur viel zu tun! Und der Herr Krug genauso!«
Ich schiebe noch nach: »Und der würde sich nie mit der Molly einlassen!«
Die Emerenz schiebt den dicken Stapel aus Fürstenhöfe Today und der Apotheken Rundschau auf ihrem Küchentisch ordentlich an die Wand und kneift die Augen zusammen, als sie mir erklärt:
»Ja mei, überlag halt amal, wenn sich das Hotel und das Wirtshaus miteinander verbinden, dann wird er bald noch mehr als der Geschäftsführer, das ist natürlich eine Fusion, wie zwei Königshäuser, gell.«
»Aber – der Zoran, der will doch einen mit Tradition!«
»Ja schon, aber in der allergrößen Not
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