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Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
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wenn sie auf der Fraueninsel mit Mückenschwärmen, Spinnennetzen und Schwanenkacke konfrontiert wird.
    »David!«, freue ich mich, als mein Handy klingelt, und drossele noch einmal kurz den Motor. »Du hättest Zeit, mit mir zu Mittag zu essen? Toll. Kommst du mich gleich unten am See abholen? Ich muss dir was Lustiges erzählen!«
    Ich kann es kaum erwarten, ihm die »Navi sagt: Ziel liegt vor Ihnen!«-Geschichte zu erzählen, und gebe Gas, dass das Wasser nur so schäumt. Die Insel wird größer, schon von Weitem sehe ich einen Mann am Wasser stehen und auf mich warten, und ich denke mir, dass das Leben plötzlich ein einziges Feierabendbier ist.
    Das Mädel hat ihr Privatschulengesicht angestrengt nach links gewandt, damit sie mich nicht angucken muss, aber ich frage sie trotzdem freundlich:
    »Hast du auf der Insel ein Yogaseminar gebucht?«
    Ihr Kopf ruckt in meine Richtung und sie antwortet knapp:
    »Nein. Ich bin wegen einer Hochzeit da.«
    Na klar, das hätte ich mir ja auch denken können. Wer nimmt schon einen Hund mit auf ein Yogaseminar, vor allem wenn er so unter Strom steht wie dieses Vieh, das inzwischen am ganzen Leib zittert und wie verrückt die Insel anbellt, die nur noch ein paar Meter entfernt ist.
    »Den nimmst du lieber an die Leine«, rate ich ihr, aber noch bevor sie ihn am Halsband packen kann, saust der Hund wie eine Sprungfeder nach vorne aus dem Boot. Er schafft es aber nicht ganz auf den Damm, rutscht ab ins Wasser, paddelt, fiept, bellt, bekommt die Vorderpfoten auf die Reifen, die als Stoßdämpfer an der Mauer unseres kleine Hafens hängen, und zieht sich hoch. David ist da und hilft ihm, packt ihn an den Vorderpfoten, und redet auf ihn ein. Wie nett, denke ich noch. Der Hund schüttelt sich noch nicht einmal das Wasser aus dem Fell, sondern springt ihn direkt an, Pfoten auf die Schultern und leckt ihm über das Gesicht. David geht in die Knie, der wird sich doch von so einem Köter nicht umwerfen lassen? Aber er lässt sich tatsächlich auf den Rücken fallen, der Hund springt auf ihn, sie drehen sich zusammen um die eigene Achse, Hände, Füße, Pfoten, ein wild wedelnder weißer Schwanz mit einer schwarzen Spitze, und dann steht David auf und wischt sich mit dem Handrücken über die Augen, während der Hund spielerisch weiter nach ihm schnappt. Ich habe die Leinen noch gar nicht festgemacht, so gebannt habe ich dieses Schauspiel verfolgt.
    Es kann nicht sein, dass diese zwei sich gerade das erste Mal begegnen.
    Was ich hier sehe, ist ganz offensichtlich ein Hund, der mit seinem Herrchen Wiedersehen feiert.
    Einem Herrchen, das er offensichtlich eine Zeit lang nicht gesehen hat.
    Ich muss schlucken, und auf einmal bin ich diejenige, die dieser Clarissa nicht ins Gesicht sehen will. Ich warte erschrocken darauf, dass David mir ein Zeichen gibt, dass er mich begrüßt, mich in den Arm nimmt, mir sagt, dass alles in Ordnung ist. Aber er schaut nicht zu mir.
    »Clarissa«, sagt er, steif und jeden Buchstaben betonend. »Was suchst du denn hier?«
    »Dich«, sagt die Porzellanpuppe und reicht ihm eine Hand, an der sie den kleinen Finger abspreizt wie ein Barsch die Rückenflosse, um aus dem Boot zu steigen. »Ich bin nämlich schwanger. Und du bist der Vater.«

Meine Augen füllen sich schon wieder mit Tränen, was aber nicht sein kann, weil ich das einfach nicht will. Ich habe genug geheult die letzten zwei Tage, man kann doch nicht jemandem hinterherjammern, mit dem man nur so kurz zusammen war, oder? Ich zucke zusammen, weil wieder ein handtellergroßes Stück Putz herunterfällt, und Michis Vater sorgenvoll den schweren Schädel wiegt.
    »Heuschnupfen«, habe ich zu Michi-Mike und zu meinem Vater gesagt, weil sie mich alle paar Minuten gefragt haben: »Kati, hast was im Aug?« Ich hatte aber nichts im Auge, außer ein paar überflüssigen Tränen, sondern im Gegenteil plötzlich den totalen Weitblick, dass das mit dem Schweizer nämlich nur eine Spinnerei von mir war, Gegensätze ziehen sich an und so weiter, und dass ich wahrscheinlich so einen Schock gebraucht habe wie die schwangere Nicht-Exfreundin, damit ich das kapiert habe. Geschockt bin ich immer noch, das ist eigentlich das einzige Gefühl, das ich spüre. Mein Kopf dröhnt, als hätte mir einer mit dem Hammer draufgehauen, aber das kommt bestimmt nicht von dem bisschen Liebeskummer, nein, das kommt nur daher, weil das Weinen so dehydriert, das habe ich mal in der Mimi gelesen. Gott sei Dank habe ich total schnell

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