Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zipfelklatscher

Zipfelklatscher

Titel: Zipfelklatscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heidi Hohner
Vom Netzwerk:
zu Frau! Komm, bitte!«
    Eigentlich könnte ich durchaus jemandem aus der Patsche helfen, schließlich ist der heutige Tag ein guter Tag, blauhimmelig, klar, leichter Wind, fast zu kitschig, um wahr zu sein.
    »Ich bin schon unterwegs!«
    »Da-vid, ich seh dich bald, nimm mein He-herz und mach es besse-er«, singe ich nach der Melodie von Hey, Jude , weil, hey, hilft ja nichts, eines ist nach dieser zweiten Nacht mit Herrn Krug wohl klar: Mich hat’s vollends erwischt, volle Breitseite, volles Rohr, mitten auf die zwölf. Dong. Verliebt. Und das Phantastische ist: David geht es genauso! Und das muss ich dringend meiner Schwester erzählen, während ich zu Jannis Werkstatt am Segelhafen von Gstadt fahre, auch wenn ich dazu ins Telefon schreien muss wie eine Kuh beim Kalben:
    »Da wird nicht überlegt, ›Sollen wir miteinander gehen?‹ und ›Was sagen die anderen?‹! Das ist jetzt einfach so, und wer blöd schaut, der gewöhnt sich besser schnell daran!«
    »Jetzt wird mir auch klar, warum du immer gesagt hast, du willst mit niemandem zusammen sein – weil einfach so einer wie David noch nicht dabei war!«
    »Genau! Ich muss gar nicht drüber nachdenken, ob das jetzt der Richtige ist, ich will eigentlich die ganze Zeit bei ihm sein und basta!«
    »Schön für dich!«
    Wie sehr auch meine Schwester ins Telefon geschrien hat, merke ich erst, als ich den Motor ausstelle und mein Schiff langsam zum Festland gleiten lasse.
    »Fränzi, ich hab dich lieb, an unserem Geburtstag sehen wir uns sowieso! Kannst du es irgendwie schaffen, dass dieser Professor Geiger auch zu unserer Party kommt, das ist doch der Bruder von deinem Chef? Wir müssen mit dem reden. Der Papa macht mir schon wieder Sorgen!«
    »Mach ich. Schaff ich. Und was ist mit dem Michi?«
    »Nix ist mit dem Michi. Sauer ist er. Dabei hab ich nie gesagt, dass ich tatsächlich mit ihm gehen will. Und geschlafen haben wir auch nicht richtig miteinander damals.«
    Der Michi, finde ich, ist im Gegensatz zu David ein eher unangenehmes Thema. Und ich bin froh, dass ich mich auf etwas anderes konzentrieren muss, denn ich habe immer noch nicht ganz verstanden, was sich am Ufer eigentlich genau abspielt. Warum sitzt der Janni in seinem Pick-up und versucht ein Auto aus dem Wasser zu ziehen, dessen Räder auf der verschlammten Rampe durchdrehen?
    »Fränzi, du hast ja keine Ahnung, was hier los ist, ich ruf dich wieder an!«
    Blitzschnell wende ich, umkreise den Hafen und lasse das Boot mit dem Bug vorsichtig an den Kühlergrill eines wuchtigen Geländewagens stoßen, der dabei ist, Zentimeter für Zentimeter ins Wasser zu rutschen.
    »Merci! Kati, gib Gas! Der rutscht, des packt auch der Four-Wheeler ned, des san zvui Algen auf der Rampe!«
    Ich gebe mächtig Gas und damit Gegendruck, bis der Janni den niegelnagelneuen X6 aus dem See geschleppt hat und dem das Wasser nur so aus den Radkästen trieft. Spitzenteamwork! Der Janni und ich deuten zufrieden mit den Daumen nach oben, denn es ist einigermaßen klar, dass das die perfekte Methode war, um den fetten Karren aus dem See zu ziehen. Und es ist einigermaßen irritierend, dabei in das entgleiste Gesicht einer völlig aus der Fassung geratenen Tussi zu blicken, die hinter dem Steuer herumkreischt. Ich kann sie nicht verstehen, weil die getönten Scheiben nicht heruntergelassen sind, und im Kofferraum ein magerer Hund hin- und herjagt und bellt, als hätte er gerade den Feind seines Lebens gerochen. Weiß ist er, ein weiß-schwarz gefleckter Setter, oder ist das ein Windhund?
    Ich mache das Boot vorsichtshalber so fest, dass es dem Auto den Weg ins Wasser versperrt, Janni stellt sich neben mich, und wir betrachten beide die Fahrerin, die offensichtlich ihren hysterischen Anfall noch nicht überwunden hat.
    »Die führt sich die ganze Zeit schon auf wie ein lauwarmes Cola«, sagt der Janni, »ich wollt sie aufhalten, aber die ist einfach weitergefahren! Ich will sie rausziehen, sie gibt Gas!«
    »Spinnt die?«, frage ich.
    »Woaß ned. Ganz sauber is jedenfalls ned.«
    »Und was schreit sie die ganze Zeit?«
    »Woaß ned. Frags halt.«
    Ich bedeute der Person, die Scheibe herunterzulassen, aber sie starrt mich nur hinter ihrer monströsen Sonnenbrille an und schreit weiter.
    »Ist die lebensmüde?«
    »Na, so eine bringt sich ned um, schon allein wegen der Frisur«, meint der Janni fachmännisch. »Vielleicht kriegt’s ihre Tage?«
    »Ganz sicher. Mindestens.« Ich versuche durch hypnotisches Starren die

Weitere Kostenlose Bücher