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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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ist.«
    »Bespitzelt
er seine Tochter auch?«
    »Er liebt
sie und er kontrolliert sie. Ob er sie bespitzelt, weiß ich nicht. Luz hat eines
dieser Handys, die den Eltern genau den Radius anzeigen, in dem sich die Kinder
befinden.«
    Florian
fragte sich, wie er sich verhalten würde, wenn er Vater einer Zwölfjährigen wäre
und kam wie so oft zu dem Ergebnis, dass es besser war, erst gar kein Kind in die
Welt zu setzen.
    »Wie geht
es dem Mädchen jetzt?«
    »Sie ist
verstört, aber Sabrinas Schwester kümmert sich um sie. Sie ist gleich nach der Nachricht
von Sabrinas Tod nach Köln gekommen und wohnt jetzt bei Sam und ihr.« Marlies sah
Florian lange an, und es schien ihm, als ringe sie mit sich darum, ihm etwas zu
erzählen. Er beugte sich über den Tisch. »Marlies, was ist los? Gibt es etwas, das
dich beunruhigt?«
    Sie nickte
und holte tief Atem: »Ja.«
    Florians
Herz schlug schneller.
    »Sabrina
hat mir erzählt, dass sich in letzter Zeit öfter eine Fremde auf ihrem Grundstück
herumgetrieben hat. Eine dunkelhaarige Frau, angeblich keine Deutsche. Jedenfalls
sah sie nicht deutsch aus.«
    Florian
runzelte die Stirn. »Eher türkisch oder eher arabisch?«
    »Keine Ahnung.
Soviel ich weiß, hat Sabrina sie nicht zur Rede stellen können. Jedes Mal, wenn
sie aus dem Haus kam, war die Frau plötzlich wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Was kann
sie gewollt haben?«
    Marlies
zuckte mit den Schultern.
    »Weiß Sam
davon?«, fragte er.
    »Sicher.
Die beiden wollten die Polizei informieren.«
    »Das hätte
ich an ihrer Stelle auch getan.« Für einen kurzen Moment nahm er das dumpfe Plöp
Plöp der Tennisbälle wieder wahr.
    »Da ist
noch etwas, was ich dir sagen möchte.«
    Florian
sah auf.
    »Sam hat
einen Waffenschein.«
    »Und eine
Waffe?«
    »Klar. Er
geht zur Jagd, irgendwo in der Eifel.« Marlies stützte den Kopf in die Hände und
schloss für einen Moment die Augen. »Von Sabrina weiß ich, dass er ein verdammt
guter Schütze ist.«

Donnerstag, 07. Juli
     
    Er fuhr ziellos mit dem Auto durch
die Gegend, die Ringe entlang Richtung Ehrenfeld und wieder zurück ins Zentrum,
von dort Richtung Chlodwigplatz. Der Tag war lang gewesen, und eigentlich müsste
er müde sein, aber die innere Unruhe ließ ihn nicht los. Immer wieder ging ihm der
Gedanke durch den Kopf, dass er sie tatsächlich getötet hatte, und er erkannte sich
selbst nicht wieder. Es war so einfach gewesen, ihr Leben auszulöschen. Zwei Kugeln
hatten genügt.
    War es wirklich
nötig gewesen? Seit er sie getötet hatte, hatte er das Gefühl, ein anderer zu sein.
Er kam sich vor wie ein Zombie, eines dieser Horrorwesen aus einem drittklassigen
Gruselfilm, und eigentlich erwartete er, dass sich auch sein Äußeres entsprechend
verändert hatte, was natürlich absurd war. Rasch warf er einen Blick in den Rückspiegel
und schon schalt er sich erneut einen Dummkopf. Natürlich sah er aus wie immer,
auch morgen würde sich daran nichts geändert haben. Wie immer würde er nach Rasierwasser
duftend, mit Krawatte und Jackett ins Büro gehen, und niemand würde auch nur den
leisesten Verdacht schöpfen. Mit einer hektischen Bewegung strich er sich über die
Stirn. Er musste aufpassen, dass er nicht die Nerven verlor. Er wurde doch nicht
etwa verrückt? Er schluckte und warf schnell wieder einen Blick in den Spiegel.
Oder war er es schon?
    Ihr Tod
berührte ihn seltsamerweise kaum, auch vermisste er sie im Grunde genommen nicht.
Was ihm vielmehr zu schaffen machte, war die Tatsache, dass er diese eigentümliche
Lust verspürt hatte, sie zu quälen, bevor sie starb. Sie zu treten, ihr Schmerzen
zuzufügen, sie um Gnade flehen zu hören. Dass er ihr Gesicht dann so zugerichtet
hatte, hatte ihn selbst erschreckt. Manchmal hatten sie diese Spiele gespielt, irgendwo
im Grünen oder in seiner Jagdhütte, mitten am Tag, oft jedoch in der Nacht, wenn
die meisten Menschen in ihren Betten lagen und schliefen. Doch Sabrinas Grenzen
waren schnell erreicht gewesen, und er selbst hatte oft nicht gewusst, wie weit
er gehen durfte.
    Er ließ
das Fenster herunter, ein Schwall warmer Luft strömte ins Auto, und er fluchte leise
vor sich hin, aber seine Sucht war stärker als die Vernunft. Umständlich fingerte
er eine Zigarette aus der Schachtel, die auf dem Beifahrersitz lag, zündete sie
an und nahm einen tiefen Zug. Im Grunde genommen war sie selbst schuld an ihrem
Tod, sie war eine kleine Schlampe, mehr nicht. Wenn sie ihn nicht derart in die
Enge getrieben hätte, wäre

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