Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
Vom Netzwerk:
habe
er Florians Gedanken gelesen. Auch seine Stimme war nicht so kräftig wie gewohnt.
    »Hamacher
sagt, er habe sich auf einen Baumstamm gesetzt und sei dort sitzen geblieben, bis
die Polizei eintraf.« Florian sah von Eddie zu Jana: »Das stimmt aber nicht.«
    »Sondern?«,
fragte Eddie.
    »Er hat
unter einem Busch Sabrinas Handtasche entdeckt. Sie war geöffnet.«
    »Und?«
    »Hamacher
hat ihr Portemonnaie an sich genommen und es eingesteckt, als er festgestellt hat,
dass eine Menge Geld drin war.«
    Florian
griff zu seiner ledernen, bordeauxroten Aktentasche, einem Geschenk seiner Mutter,
und griff hinein. »Und nun ratet einmal, was ich euch mitgebracht habe.«
    »Das Portemonnaie
natürlich«, spottete Eddie. Seine und Janas Augen folgten seiner Hand, die eine
dunkelblaue Geldbörse auf den Tisch legte.
    »Es waren
exakt 388 Euro und 75 Cent drin. Der Alte hat sich eine Woche Türkeiurlaub All Inclusive
davon gegönnt.«
    »Hat er
richtig gemacht », sagte Jana. Sie und Eddie grinsten sich an.
    »Ist er
schon weg?«, wollte Eddie wissen, und Florian ahnte warum.
    Er sah auf
die Uhr. »Er ist vor einer halben Stunde gestartet.«
    »Warum verdammt
noch einmal hat er dir das alles erzählt? Fand er dich so nett?« Eddie sah ihn so
erstaunt wie ungläubig an.
    »Vermutlich.
Bin ich ja schließlich auch, oder?«
    Jana und
Eddie lachten. »Da kommt der Halstaff vorbei spaziert und wickelt nach allen Regeln
der Kunst einen alten Mann um den Finger. Aber sag schon, wie hast du es angestellt,
dass er dir das alles verraten hat?«
    »Wir haben
halt ein bisschen geplaudert«, erklärte Florian und lehnte sich mit zufriedenem
Gesichtsausdruck auf seinem Stuhl zurück. »Ich hatte einen Sixpack und eine Flasche
Malt Whisky dabei.«
    »Billiger
Trick.« Eddie lachte und Florian hatte den Eindruck, dass seine Gesichtsfarbe inzwischen
etwas rosiger geworden war.
    »Nach der
dritten Flasche Kölsch und zwei Whiskeys wurde er immer gesprächiger«, erklärte
Florian.
    »So einfach
war das?«, fragte Jana.
    Er nickte.
»Der Mann lebt in ärmlichen Verhältnissen, das war nicht zu übersehen, und er ist
einsam. Gute Voraussetzungen also. Erst hat er mir Fotos von seiner Frau gezeigt,
dann ein paar Kunststücke, die er seinem Hund beigebracht hat. Wenn er Peng sagt, dreht der Hund sich um sich selbst und dann fällt er um, so als ob er tot
wäre.«
    Sie lachten.
»Da hat der alte Mann doch Beschäftigung«, sagte Jana.
    Florian
nickte. »Als ich in seinem abgewetzten Sessel vor ihm saß, und er mir nach dem vierten
Kölsch mit glänzenden Augen von der Woche Türkeiurlaub erzählte, habe ich mich mit
ihm gefreut. Und dann habe ich angefangen zu pokern. Ich meine, ich habe meiner
Intuition vertraut und ihm auf den Kopf zugesagt, dass er ihr Portemonnaie geklaut
hat.«
    »Und?«
    »Er war
so überrascht, dass er zu stottern anfing. Beim nächsten Whiskey hat er es dann
zugegeben.«
    Eddie grinste
breit. »Glückwunsch. Vielleicht solltest du einmal darüber nachdenken, von Profi
Entertainment zum Kölner Blick zu wechseln«, schlug er vor.
    Die Tür
öffnete sich erneut, der Gastraum füllte sich, und das Stimmengewirr um sie herum
wurde immer lauter. Die Köbesse wuselten von Tisch zu Tisch, und Florian begann,
sich immer wohler zu fühlen und sich zu entspannen. »Bevor ich zum Kölner Blick wechsle, kommst du erst einmal zu uns in die Sendung. Da wartet immer noch
ein weicher Platz auf der Couch auf dich.«
    »Nichts
lieber als das, aber wer’s glaubt, wird selig«, erwiderte Eddie.
    Sie beide
wussten, dass es schwierig war, ihn als Talkgast in der Sendung zu platzieren. Der
Chef der journalistischen Unterhaltung beim Sender, Hermann Barrick, hatte etwas
gegen Boulevardjournalisten, und ganz besonders hatte er etwas gegen Eddie Klump.
Florian hatte inzwischen längst begriffen, dass Barrick mit jedem, der nicht seiner
Meinung war, Probleme hatte. Seit er und Eddie einmal auf einer After-Show Party,
zu der Florian Eddie eingeladen hatte, eine heftige Diskussion über Sinn und Unsinn
von GEZ-Gebühren geführt hatten, und Eddie für deren radikale Abschaffung plädiert
hatte, galt er in Barricks Augen als Feind des öffentlich-rechtlichen Fernsehens.
Wann immer die Sprache auf ihn kam, schimpfte er ihn einen ›Schmierfinkjournalisten‹.
Florian würde es dennoch weiter probieren, ihn in der Sendung zu platzieren. Steter
Tropfen höhlt den Stein, sagte er sich, und wenn Eddie inhaltlich etwas Außergewöhnliches
zu bieten hatte,

Weitere Kostenlose Bücher