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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Kopf. »Er war zu dieser Zeit im Büro. Dafür gibt es mehrere Zeugen. Wir befragen
gerade die Zirkusmitarbeiter, vielleicht kann sich jemand an die beiden erinnern.«
    Florian
hielt die Wahrscheinlichkeit für gering. Vor ihrem Tisch schlenderte eine dunkelhäutige
Frau mit drei kleinen Kindern im Schlepptau vorbei, und plötzlich hatte er Luz vor
Augen. Was sie in diesem Augenblick wohl machte? Spielte sie, lachte sie, weinte
sie? Wie viel von Sabrinas Tod ließ sie an sich heran, und wie viel von Tod und
Sterben begriff sie?
    »Wenn Sie irgendetwas Neues in Erfahrung bringen sollten, sagen Sie es mir bitte«,
raunte Sylvia Gerlach, und er wunderte sich darüber, dass sie so leise sprach. Aufmerksam
sah er sie an, und er bemerkte, dass ihre Mundwinkel verräterisch zuckten.
    »Ist irgendetwas
nicht in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er überrascht.
    »Es ist
nur … ich … ach nichts«, sagte sie. Ihre Stimme klang wieder fester.
    »Stehen
Sie unter Druck?«
    Sie senkte
den Kopf, dann hob sie ihn wieder und sah ihm direkt in die Augen. »Wenn ich bei
diesem Fall nicht punkte, wird Rössner mich abschießen.«
    »Das heißt?«
    »Eine Beförderung
ist auf absehbare Zeit ausgeschlossen.« Sie biss sich auf die Lippen. »Ich wäre
Ihnen dankbar, wenn Sie mir alles, was Sie herausfinden, mitteilen würden. Im Gegenzug
halte ich Sie auf dem Laufenden. Wie finden Sie das?«
    Florian
bestellte die Rechnung, zog einen Schein aus der Hose, sah sie an und sagte: »Ich
bin einverstanden.«

Mittwoch, 13. Juli, abends
     
    In Florians bevorzugter Kölschkneipe,
der Schreckenskammer neben der St. Ursula Kirche, herrschte um diese Zeit
noch relativ wenig Betrieb. Die meisten Gäste trafen erst zwischen 19 und 20 Uhr
ein, sie aber waren eine Stunde früher dran, und Florian empfand die Ruhe nach der
Hektik im Büro als äußerst wohltuend. Jana, Eddie und er hatten an der Längsseite
des Lokals einen der Holztische besetzt, und als Bruno, der hier schon seit Ewigkeiten
arbeitete und mehr oder weniger zum Inventar zählte, zu ihnen an den Tisch kam und
so liebevoll, wie es nur Köbesse vermögen, drei weitere Kölsch vor sie hin knallte,
lächelte er dankbar. Er setzte das Glas an und nahm einen tiefen Schluck.
    »Und? Hast
du den Rentner zu Hause angetroffen?« Jana sah ihn erwartungsvoll an. Am Morgen
hatte sie Florian die Adresse, die sie auf der Festplatte von Rössners PC entdeckt
hatte, zugesteckt.
    Er nickte.
»Hamacher war zu Hause und hat mich ohne zu zögern in seine Wohnung gelassen. Ein
alter Mann, der sich über jede Abwechslung freut. Seine Frau lebt nicht mehr. In
jeder Ecke der Wohnung riecht es nach Einsamkeit, schal und muffig. Wenigstens hat
er einen Hund.«
    Florian
musste an Zicke denken, die immer noch nicht wieder aufgetaucht war, inzwischen
hatte er die Hoffnung beinahe aufgegeben, sie wiederzufinden. Nicht nur die Zettel,
die er verteilt hatte, auch die Mails an die Tierarztpraxen in ganz Köln waren ohne
Resonanz geblieben.
    »Hast du
etwas anderes aus ihm heraus bekommen als das, was er sowieso schon der Polizei
gesagt hat?«, fragte Eddie Klump, Florians Freund vom Kölner Blick , mit einem
wissenden Seitenblick auf Jana. »Du wirst dich wundern.« Florian grinste.
    Die Tür
ging auf, und fröhlich lärmend fiel eine Gruppe von Frauen ein, die sich unter viel
Gelächter an einem der Tische im offenen Nebenraum niederließ. Als sich der Aufruhr
etwas beruhigt hatte, begann Florian: »Fassen wir die Ausgangssituation noch einmal
kurz zusammen: Am 29. Juni, ungefähr gegen 17 Uhr, ging ein Anruf bei der Kripo
ein. Hamachers Hund hatte Sabrina am Decksteiner Weiher hinter hohem Gebüsch
und Brombeerhecken aufgestöbert, oder besser gesagt ihren Schuh. Der Hund hat den
Schuh apportiert und anschließend sein Herrchen zur Leiche geführt, der sofort zu
seinem Handy greift und die Polizei verständigt. So hat er es jedenfalls behauptet.«
    Florian
sah die beiden an. »Ich habe mich allerdings gefragt, was er danach, also in der
Zeit zwischen seinem Telefonanruf und dem Eintreffen der Kripo, gemacht hat. Er
muss ungefähr 10-15 Minuten allein gewesen sein.«
    Eddie betrachtete
ihn neugierig. Groß und blass saß er am Tisch. Seine rechteckige Brille, die einen
dicken schwarzen Rahmen hatte, ließ seine Haut beinahe gräulich aussehen. Florian
kannte ihn seit einigen Jahren, doch selten hatte er Eddie so müde gesehen.
    »Ich habe
zwei Nächte durchgearbeitet und tagsüber kaum geschlafen«, erklärte er, so als

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