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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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das aus einem historischen Kuppelbau mit zwei Seitenflügeln
bestand, der erst 2008 aufwendig renoviert worden war, fühlte er sich sofort ein
wenig ungemütlich. Noch immer waren Bauarbeiten im Gange, dennoch fehlte trotz der
Rush-Hour im Vergleich zum Kölner Hauptbahnhof die rücksichtslose Hektik der Reisenden.
Die meisten Menschen waren in Eile, aber es schien sich um eine disziplinierte Eile
zu handeln, bei der ein jeder auf den anderen Rücksicht nahm. Außerdem war die Bahnhofshalle
in ihren Maßen großzügig genug, um Platz für Hunderte von Menschen zu bieten.
    Das als
Turmbahnhof konzipierte Gebäude, in dem zwei Ebenen des Schienenverkehrs übereinander
lagen, sollte um weitere Schienenanlagen erweitert werden. Ob die Bauarbeiten wie
geplant im Jahr 2019 abgeschlossen sein würden, wagte Florian jedoch zu bezweifeln.
Er seufzte. Wo er auch hinging, überall in Köln wurde gebaut. Selten reichte das
Budget, und oft gab es Ärger zwischen dem Bauherrn und dem ausführenden Unternehmen
oder dem Architekten, wie gerade in unerträglichem Ausmaß beim Bau der Kölner Moschee.
Er öffnete die Tür des Restaurants Deutzer Bahnhof und entdeckte nach wenigen
Sekunden Sylvia Gerlach, die an einem der kleinen Tische saß. Lächelnd ging er auf
sie zu. Ihm fiel auf, dass die Kriminalkommissarin trotz der feuchtschwülen Luft
erstaunlich frisch aussah. Ihre blonden Locken hatten Schwung, und ihre blauen Augen
waren klar, als sie zu ihm hinübersah. Zu seiner Verwunderung trug sie einen eng
anliegenden, dunkelblauen Rock mit weißer Bluse. Im ersten Moment war er irritiert,
er hatte sie bislang nur in Hosen gesehen. Sie begrüßten sich kurz, und Florian
bestellte für sie und sich selbst zwei doppelte Espressi und eine große Flasche
Mineralwasser, wobei er mit einem kurzen Blick ihre gebräunten Beine scannte. Sie
waren muskulös, dabei kompakt, zumal sie nicht besonders lang waren. Es schienen
die Beine einer Sportlerin zu sein, und er überlegte, ob sie vielleicht Fußball
spielte. Sylvia Gerlach berichtete, dass Sams Alibi geplatzt war wie eine Seifenblase.
Der Freund, der es ihm verschafft hatte, hatte seine Aussage widerrufen, und so
hatten sie Sam am gestrigen Abend noch festgenommen. »Er ist dringend des Mordes
an seiner Frau verdächtig. Momentan verweigert er jede Aussage«, erklärte sie.
    »Warum sagt
er nicht, wo er wirklich gewesen ist? Welchen Grund gäbe es für ihn, zu schweigen?«
    Die Kriminalkommissarin
zuckte mit den Schultern.
    »Wie geht
es seiner Tochter?«, erkundigte Florian sich ein wenig aus Hilflosigkeit, weil er
für Sams Verhalten keinen Erklärungsansatz hatte. Das Kind ist bestimmt völlig traumatisiert.
Erst stirbt die Mutter, dann wird der Vater festgenommen.«
    »Sabrinas
Schwester kümmert sich um sie.« Sylvia Gerlach nahm einen Schluck Wasser und sah
ihn an. »Für Luz ist das alles natürlich furchtbar.«
    Sie schwiegen
eine Weile, jeder hing seinen Gedanken nach, und Florian überlegte, wie gut die
Kleine sich mit Sabrinas Schwester verstand. Irgendwann fragte er: »Haben Sie die
Tatwaffe inzwischen gefunden?«
    »Nein, auch
nicht den Gegenstand, mit dem der Mörder ihr Gesicht zertrümmert hat.« Die Kriminalkommissarin
strich sich eine Locke aus der Stirn. »Sam Delson lügt wie gedruckt. Wir haben es
überprüft – Sie hatten recht – er war natürlich auch nach dem Verlust seiner Waffen
zur Jagd gewesen. Wir denken, dass er die Waffen noch besitzt, dass der angebliche
Verlust nichts weiter als ein Märchen ist. Das letzte Mal saß er vor einem halben
Jahr auf dem Hochsitz, zusammen mit seinem Chef, Amerikaner wie er selbst.«
    Florian
strich sich über sein Kinn.
    »Sein Chef,
ein paar Kollegen und er waren zu einer Jagd oberhalb von Ahrbrück in der Eifel
eingeladen. Wildschweine, Rehe, Hirsche, Hasen laufen da in rauen Mengen rum, es
ist ein echtes Jagdparadies. Delson behauptet jetzt, den herbstlichen Jagdausflug
komplett vergessen zu haben. Außerdem sagt er, er habe damals mit der Büchse eines
Jagdfreundes geschossen, sie wurde ihm angeblich ebenso geklaut wie sein Revolver.«
Sie holte tief Luft. »Der Freund ist leider tot. Hirntumor. Und sein Chef und die
Kollegen können sich natürlich nicht daran erinnern, mit welcher Waffe er geschossen
hat.«
    »Was ist
mit dem Gewehr des Freundes, das er angeblich ausgeliehen hat? Wo ist das?«
    »Wir haben
es beschlagnahmt und untersuchen es auf seine Fingerabdrücke. Wenn sie drauf sind,
ist er wieder etwas

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