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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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allem seinen Gelüsten gerecht wurden.
    Florian
versuchte sich an früher zu erinnern, daran wie es gewesen war, wenn sie zusammen
geschlafen hatten. Trotz aller Zweifel, die sich seit dem Gespräch mit Kriminalhauptkommissar
Rössner leise in ihm regten, war er beinahe sicher. Sie hatte nie die geringste
Spur einer masochistischen Veranlagung gezeigt, aber vielleicht änderten sich sexuelle
Vorlieben im Laufe eines Lebens, und je nachdem, wer einem begegnete, lernte man
Seiten an sich kennen, die zuvor unentdeckt waren.
    Die beiden
Verkäuferinnen, mit denen er und Jana am vergangenen Tag gesprochen hatten, hatten
auf Anhieb gewusst, wer Sabrina war. Sie hatten von ihrem Tod in der Zeitung gelesen.
In ihren Augen hatte er diese flackernde Mischung aus Angst und Faszination entdeckt,
die ihm schon oft bei Menschen begegnet war, die sich, ohne es sich selbst einzugestehen,
am Unglück anderer ergötzten. Wenn einen ein Unglück streifte, weil man mit dem
Opfer bekannt war, bot das genau den Gesprächsstoff, der dem Alltag eine willkommene
Abwechslung bescherte. Außerdem machte es denjenigen, der darüber sprach, für die
Gesprächspartner interessanter und stellte ihn in den Mittelpunkt, zwar nur für
kurze Zeit, aber immerhin. Aus seiner Erfahrung als TV-Redakteur wusste Florian
nur zu gut, dass Menschen es liebten, sich mit Exklusiv-Wissen zu brüsten.
    Behutsam
setzte er seine Schale mit Kaffee auf dem Boden ab. »Immerhin wissen wir jetzt,
dass Sabrina einige Male von einem Mann begleitet wurde, und wie es scheint, war
es immer derselbe«, sagte er.
    »Gepflegt,
mittelgroß, mittelblond, Mitte 40 bis Mitte 50«, fasste Jana zusammen und fragte
ironisch: »Bringt uns das jetzt weiter? Das ist eine so allgemeine Beschreibung,
dass sie auf mindestens 40 % aller Kölner Männer passt.«
    »Ich weiß.«
Florian seufzte leise. »Schließlich hat der Mann wie ich draußen vor der Tür warten
müssen. Hast du dieses Schild bemerkt?«
    » Wir
müssen draußen bleiben? Natürlich!« Jana lachte.
    »Das bedeutet,
dass die Verkäuferinnen ihn gar nicht exakt beschreiben können, weil sie
ihn eben nicht richtig gesehen haben.«
    »Du kannst
froh sein, dass sie dich irgendwann hinein gelassen haben«, frotzelte Jana.
    Er nickte.
»Aber auch nur, weil du der Türöffner warst und es um einen Mord ging. Sabrina ist
übrigens im Zirkus mit einem Mann gesehen worden, auf den die Beschreibung ebenfalls
zutrifft.«
    Jana sah
ihn an.
    »Vielleicht
sollte man die Zeugin aus dem Zirkus nochmal vernehmen und fragen, ob sie sich nicht
doch an irgendetwas Auffälliges erinnern kann.«
    Jana nahm
noch einen Schluck Kaffee. »Also, ich halte fest: Es gibt eine Zeugin, die im Zirkus
war und die gleiche Beschreibung wie die Sexshop-Verkäuferinnen abgegeben hat, und
du gehst davon aus, dass es sich um ein und denselben Mann handelt.«
    »Ja. Möglicherweise
ist er auch mit dem Typen identisch, der Luz vor der Schule angesprochen hat«, sagte
Florian.
    Jana nickte.
    »Weißt du
was?« Florian massierte sich den Nacken.
    »Ja?«
    »Ich war
schon seit Ewigkeiten nicht mehr im Zirkus und ich finde, jetzt wäre der richtige
Moment dafür, außerdem soll Roncalli nach wie vor sehr gut sein. Vielleicht
gibt es ein paar Mitarbeiter, die sich doch an Sabrina und ihren Begleiter erinnern
können. Der Kassierer, Popcornverkäufer …«
    »Weißt du,
wie unwahrscheinlich das ist?«, fiel sie ihm ins Wort und sagte: »Rössner hat doch
längst mit allen gesprochen.«
    »Aber er
hat nichts herausgefunden. Das behauptet er zumindest.«
    »Du meinst,
sie warten im Zirkus nur auf dich?« Ein spöttisches Lächeln umspielte ihre Lippen.
    »Es kann
nicht schaden, wenn ich mich auch noch einmal umhöre. Einer Privatperson wird eher
etwas erzählt als der Kripo.«
    Nachdenklich
sah Jana ihn an.
    »Ich glaube,
du hast recht.«
    Florian
beugte sich über ihren Arm, hielt ihn fest und platzierte eine Spur feuchter Küsse
darauf. Sie griff mit beiden Händen in sein dichtes Haar, durchwühlte es, und er
wandte sich ihr zu, und auf einmal kam es ihm vor wie ein Wunder, dass sie bei ihm
lag. Nach so vielen Tagen, Wochen und Monaten immer noch bei ihm lag.
    Der Himmel
hatte sich verdunkelt, ein fernes Grollen ertönte. Draußen begann es zu regnen.
Sie küssten sich, und es verlangte ihn so jäh nach ihr, dass er sich wunderte. Sie
hatte etwas an sich, das ihn magisch anzog. In ihr war eine Tiefe, die aus alten
Zeiten zu kommen schien und ihn verrückt machte, so

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