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Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Zirkus Mortale: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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»Erst einmal fragen sie danach, warum du
verschwunden sein könntest. Sie suchen nach einem Grund.«
    »Haben sie
etwas über meine Arbeitserlaubnis gesagt? Meinst du, sie ahnen, dass sie gefälscht
ist?«
    Er schüttelte
den Kopf. »Nein, aber sie wollten wissen, wie dein Verhältnis zu Pippa war, vor
allem in den letzten Tagen.«
    Dele wurde
blass. Sie dachte an die lautstarke Auseinandersetzung, die sie einen Tag vor Pippas
Tod miteinander gehabt hatten. Die Baskin war ärgerlich darüber gewesen, dass sie
sich ohne zu fragen ein paar von ihren Sachen ausgeliehen hatte. Wenn sie Luz von
der Schule oder von zu Hause abgeholt hatte, hatte sie sich immer wieder heimlich
Dinge von ihr genommen, denn sie wollte jedes Mal anders aussehen und von niemandem
wiedererkannt werden, und sie hatte Pippa von alldem nie etwas erzählt. Herausbekommen
hatte Pippa ihre Ausleihaktionen, weil die Sachen anders geordnet und anders gefaltet
in ihren Schachteln und Schränken gelegen hatten, als sie es gewohnt war.
    »Der Zeltmeister
hat gehört, wie ihr euch gestritten habt, und er hat der Polizei davon erzählt«,
sagte Gino in ihre Gedanken hinein.
    Dele sah
ihn an. »Es ging nur um ein paar Kleider, nichts Ernstes«, sagte sie zaghaft.
    »Das hörte
sich nach seiner Beschreibung aber ganz anders an.«
    Dele schwieg,
und Gino legte beide Hände auf ihre Schultern. »Du verschweigst mir immer noch etwas,
stimmt’s? Die gefälschte Arbeitserlaubnis ist nur ein Teil des Problems.« Er dachte
an das kleine Mädchen, mit der er sie ein paar Mal im Zirkus gesehen hatte.
    Sie blinzelte,
ihre Augen waren voller Furcht. Gino wartete darauf, dass sie etwas sagen würde,
sich erklären, aber sie schwieg. Ihr mangelndes Vertrauen versetzte ihm einen Stich,
und er merkte, dass ihr Verhalten ihn ärgerlich machte, und so sagte er nur: »Du
stehst unter Verdacht, Pippa umgebracht zu haben.«

Sonnabend, 16. Juli, nachmittags
     
    Zum zweiten Mal in dieser Woche
stand Florian vor Sams Haustür in der Kirchberger Straße, doch nichts war wie beim
ersten Mal. Sam würde ihm nicht öffnen, weil er in Untersuchungshaft saß, und das
Grundstück, das bei seinem letzten Besuch licht und freundlich vor ihm gelegen hatte,
ersoff in Wasser und sah unwirtlich aus. Es troff vom Dach und rann gurgelnd die
Regenrinne herunter. Die Erde hatte sich innerhalb der letzten Stunden, in denen
es dauerhaft geregnet hatte, mit Feuchtigkeit so vollgesogen, dass sie nichts mehr
von dem lange ersehnten Nass aufnehmen konnte. Dicke Pfützen hatten sich gebildet,
dunkle Seen, in denen sich Gewitterwolken spiegelten, die immer noch dick und schwer
am Himmel hingen.
    Florian
und Jana betrachteten fasziniert den Regenbogen, der sich halbrund über den Horizont
spannte, als habe ihn ein Verrückter dorthin gezaubert. Ein Regenbogen begeisterte
ihn jedes Mal aufs Neue, und in einer Art romantischer Anwandlung überlegte er ernsthaft,
ob er sich nicht ein Halbrund aus Spektralfarben ans Schlafzimmerfenster kleben
sollte.
    Erneut drückte
er auf die Klingel, etwas länger diesmal, und er wunderte sich, dass Lisa nicht
öffnete. Als er sie angerufen hatte, um ihr den Vorschlag zu unterbreiten, gemeinsam
mit Luz in den Zirkus zu gehen, hatte sie sofort zugestimmt. »Das ist eine gute
Idee«, hatte sie gesagt und leise hinzugefügt: »Eine sehr gute Idee. Allein zu Hause
halte ich es nicht mehr lange aus.«
    Dass Jana
dabei sein würde, störe sie nicht, hatte sie beteuert und angemerkt, dass sie sich
sehr freuen würde, seine jetzige Freundin kennenzulernen.
    Noch immer
regte sich nichts im Haus. »Ist sie überhaupt da?«, fragte Jana skeptisch.
    »Ich denke
schon, wir sind schließlich verabredet.« Florian trat einen Schritt zurück, vom
schützenden Vordach hinaus in den Regen. Prüfend ließ er seine Blicke über die Fenster
gleiten, hinter denen leblose Stille herrschte. »Es scheint tatsächlich niemand
zu Hause zu sein«, sagte er verwundert und schüttelte sich.
    »Komm, wir
gehen«, schlug Jana vor und sagte: »Ich möchte mir keine Erkältung holen. Wenn wir
hier noch länger herumstehen, sind wir bald nass wie die Pudel.«
    »Du meinst, sehen wir aus wie begossene Pudel «, korrigierte er sie. Jana hatte die Angewohnheit,
Idiome zu verdrehen oder neu zu erfinden. Das schlägt dem Fass die Krone aus ,
war nur ein Beispiel dafür. Kürzlich erst hatte sie gesagt: Der wird bald in
den Löffel beißen, und hatte damit ihren hochbetagten Nachbarn gemeint, der
sich, wie sie

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