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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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Finger kriegt man nicht vom Gelegenheitsrauchen.«
    »Na ja, Raucherin oder nicht, ich habe keinen blassen Schimmer, wie diese Frau hier in das Puzzle unserer Kasseler Morde passen könnte«, sinnierte Lenz.
    Der Mediziner ging zu einer Edelstahlanrichte an der Wand, nahm eine durchsichtige Plastiktüte in die Hand und reichte sie dem Polizisten.
    »Das ist der Schmuck, den sie getragen hat. Für Sie von Bedeutung dürfte die goldene Kette sein.«
    Der Kommissar setzte seine Lesebrille auf, öffnete den Verschluss der Tüte und ließ den Inhalt auf die Hand fallen.
    »Ist das wertvoll?«
    »Materiell nicht, nach meiner unmaßgeblichen Meinung.«
    Lenz ließ die feingliedrige Kette mit dem flachen Mittelteil prüfend durch die Hand gleiten.
    »Meinen Sie die Gravur hier?«
    »Ja.«
    »Das ist kyrillisch.«
    »Und heißt übersetzt Tatjana und Juri 2004.«
    »Dann ist sie Russin?«
    »Möglich, obwohl ihre Gesichtsform eher europäisch anmutet. Oder sie ist Weißrussin. Oder Kasachin. Oder irgendwas anderes. Kyrillisch ist auf unserem Planeten weit verbreitet.«
    »Und sie hat wirklich keine Papiere, kein Gepäck oder sonst etwas bei sich gehabt?«
    »Nein, nichts. Ich habe mich extra eben noch einmal mit dem leitenden Ermittler unterhalten.«
    »Ist sie allein unterwegs gewesen?«
    »Das weiß ich nicht, das müssen Sie Hauptkommissar Tenhagen von der hiesigen Mordkommission fragen.«
    »Das machen wir auf der Stelle. Und Sie rufen mich bitte gleich an, wenn Sie wissen, woran sie gestorben ist.«
    »Und, wenn ich Frau Brede untersucht habe. Sie will spätestens um 13 Uhr hier sein.«
    »Sehr schön, vielen Dank.«
    Die beiden waren schon fast an der Tür, als sich Lenz noch einmal umdrehte.
    »Der Kollege Tenhagen braucht nicht unbedingt zu erfahren, dass wir hier waren, Herr Dr. Franz.«
    Der Mediziner blickte auf, nickte kurz, und Lenz hatte den Eindruck, als sei für einen winzigen Moment ein Lächeln über sein Gesicht gehuscht.
    »Ist mir auch ganz recht«, murmelte er.

     
    »Kennst du diesen Tenhagen ?«, fragte Hain, als sie das Gelände der Universität verlassen hatten.
    »Leider, ja. Ich dachte, die alte Giftspritze sei längst pensioniert. Scheint so, als hätte ich mich getäuscht.«
    »Ist er so unangenehm?«
    »Schlimmer. Und ich habe überhaupt keine Lust auf ihn, deshalb versuchen wir, die Sache ohne persönlichen Kontakt zu regeln.«
    Er griff zu seinem Mobiltelefon, wählte Uwe Wagners Nummer in Kassel und wartete.
    »Wagner.«
    »Ich bin’s.«
    »Schöne Abwechslung, Paul. Du glaubst nicht, was hier los ist. Mittlerweile habe ich vermutlich mit jedem deutschen Journalisten telefoniert, der irgendeine Zeile über die Morde und den ganzen Unfug hier geschrieben hat.«
    »Uwe, ich hab leider nicht viel Zeit. Kannst du mir mal die Nummer von Tenhagen in Göttingen raussuchen?«
    » Tenhagen ? Gibt’s den überhaupt noch?«
    Im Hintergrund hörte Lenz das Geräusch einer Computertastatur. Dann bekam er von Wagner die Nummer durchgesagt. Er bedankte sich, beendete das Gespräch und wählte neu.
    » Tenhagen «, dröhnte es dem Hauptkommissar ins Ohr.
    »Hallo, Herr Tenhagen , hier ist Lenz aus Kassel.«
    Der Göttinger Polizist brauchte einen Moment zum Überlegen.
    »Ach, der Herr Lenz. Lange nichts von Ihnen gehört.«
    »Ja, wahrscheinlich haben wir beide zu viel zu tun.«
    »Und warum stören Sie mich dann?«
    »Ich will es möglichst kurz machen, deshalb komme ich gleich zu meiner Frage. Die tote Frau aus dem ICE von gestern, war die allein unterwegs?«
    Stille in der Leitung.
    »Herr Tenhagen ?«
    »Ja.«
    »Haben Sie meine Frage verstanden?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Warum interessiert das die Kasseler Polizei?«
    Lenz hätte am liebsten laut losgeflucht.
    »Eine Routinesache. War sie allein?«
    » Hmm .«
    »Heißt das ja oder nein?«
    »Ja. Die Frau ist ohne Begleitung unterwegs gewesen, ohne Gepäck und ohne irgendwas. Sie hat eine zertrümmerte Hand und ist tot. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Ich weiß ja noch nicht mal, ob überhaupt Fremdverschulden vorliegt.«
    »Und was hatte es mit dieser Rauchbombe auf sich?«
    Nun wurde Tenhagen ungemütlich.
    »Herr Lenz, das geht Sie einen Scheiß an. Wenn Sie etwas zu der Sache wissen wollen, schicken Sie mir eine schriftliche Anfrage. Wiederhören.«
    Der Hauptkommissar steckte das Telefon in die Jacke, holte ein paar Mal tief Luft und sah dabei aus dem Fenster.
    »Ab nach Kassel, Thilo!«

31
    Der Opel Vectra rollte mit 120 Stundenkilometern auf

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