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Zirkusluft

Zirkusluft

Titel: Zirkusluft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias P. Gibert
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alle Fälle erreichbar.«
    »Schön, aber sicher unnötig, Thilo.«
    Zwei Minuten später verließ der Kommissar das Präsidium durch den Haupteingang, überquerte den Bahnhofsvorplatz und ging weiter auf die Innenstadt zu. Obwohl er einen Pullover und eine Jacke trug und schnell ging, war ihm kalt. Am oberen Ende der Treppenstraße blieb er einen Moment stehen und stellte überrascht fest, dass der Zirkus mit seinen Nebenbauten den gesamten Friedrichsplatz in Beschlag genommen hatte. Als er auf die schwarz-rote Stadt in der Stadt zuging und neben dem riesigen Zelt stand, nahm er sich fest vor, eine der Vorstellungen zu besuchen.
    Als er an dem großen Rahmenbau von Rückert vorbeikam, einem übrig gebliebenen Kunstwerk der Documenta  6, setzte die Dämmerung am wolkenverhangenen Himmel ein. Mit gleichmäßigen Schritten nahm er die letzten Stufen hinunter zur Karlsaue, um sich fünf Minuten vor der vereinbarten Zeit dem gelb angestrichenen spätbarocken Bauwerk zu nähern. Sein Blick kreiste, doch weder im Eingang noch an der Längsseite konnte er jemanden entdecken. Über der großen Wiese bildete sich leichter Nebel, der langsam über den Platz zog. Dann hörte er das Knirschen von Kies hinter sich, drehte sich um und sah in das Gesicht eines etwa 45-jährigen Mannes, der sich ihm langsam näherte und dabei ständig das Gelände im Auge behielt. Lenz fuhr mit der rechten Hand vorsichtig hinter seinen Rücken.
    »Herr Lenz?«
    »Ja.«
    Die rechte Hand des Mannes hob sich und verschwand in der Innentasche seines Mantels. Im gleichen Moment hatte Lenz seine Waffe aus dem Holster gerissen und zielte damit auf sein verdutztes Gegenüber.
    »Ganz ruhig. Wenn Sie jetzt eine Bewegung machen, die mir nicht gefällt, drücke ich ab.«
    »Aber Herr Lenz, ich bitte Sie. Nehmen Sie die Pistole runter. Ich wollte Ihnen nur meinen Dienstausweis zeigen, damit Sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben.«
    Lenz schluckte.
    »Dann nehmen Sie jetzt den Dienstausweis mit zwei spitzen Fingern aus der Tasche und halten ihn mir entgegen.«
    »Das ist schwer möglich, er steckt in meiner Brieftasche.«
    Scheiße, dachte der Kommissar.
    »O.K., dann machen Sie den Mantel auf. Aber schön langsam.«
    Der Mann zog vorsichtig die Hand aus dem Mantel, öffnete die drei Knöpfe und griff mit spitzen Fingern zur Innentasche.
    »Schön langsam«, mahnte Lenz.
    »Wenn Sie mich jetzt zittern sehen, Herr Kommissar, dann ist das die pure Angst«, erklärte der Mann und hielt eine Brieftasche zwischen den Fingern, aus der er, immer noch sehr, sehr vorsichtig, eine Plastikkarte zog.
    »Mein Name ist Dr. Bernhard Jelinski , ich bin Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes.« Er ging mit zitternden Beinen einen Schritt auf Lenz zu.
    »Legen Sie den Ausweis auf die Mauer und gehen Sie drei Schritte zurück«, befahl der Kommissar. Dann bewegte er sich nach vorne, griff nach dem Dokument und warf einen Blick darauf.
    »Und jetzt ziehen Sie den Mantel aus und legen ihn auch auf die Mauer.«
    Wieder gehorchte der Mann. Lenz untersuchte das Kleidungsstück, konnte jedoch keine Waffe finden.
    »Umdrehen!«
    Der Mann vollführte eine Pirouette.
    »Ziehen Sie die Hosenbeine hoch.«
    Auch dieser Aufforderung kam er ohne Murren nach. Lenz warf ihm den Mantel zu.
    »Den können Sie wieder anziehen.«
    »Danke«, erwiderte er, schlüpfte in seinen Mantel und steckte die Brieftasche zurück. Lenz ließ die Pistole im Holster verschwinden.
    »Und jetzt erzählen Sie mir, warum wir uns hier so konspirativ am Badehaus treffen mussten, Herr Jelinski .«
    »Das ist eine längere Geschichte. Wollen wir ein Stück gehen?«
    Der Hauptkommissar nickte.
    »Das ist sicher besser, als sich hier den Hintern abzufrieren.«

     
    »Also, wie gesagt, mein Name ist Bernhard Jelinski . Ich bin promovierter Physiker und arbeite seit sechs Jahren für das BKA.«
    »Beim BKA arbeiten Physiker?«
    »Selbstverständlich, aber das tut jetzt nichts zur Sache.«
    Jelinski nahm eine Packung Zigaretten aus dem Mantel, bot Lenz eine an, der ablehnte, und zündete sich einen Glimmstängel an.
    »Vielleicht erkläre ich Ihnen zunächst mal, warum ich am Telefon nicht mit Ihnen über mein Anliegen sprechen wollte, obwohl das eigentlich recht simpel ist. Ich hätte dafür Stoffe wie Strontium, Cäsium oder Plutonium benennen müssen, und sicher wissen Sie, dass bei gewissen Schlüsselwörtern automatische Aufnahmegeräte gestartet werden. Strontium, Cäsium und Plutonium gehören ganz sicher in den Kreis

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