Zitadelle des Wächters
KOMPONENTEN WIRD ZUR SOFORTIGEN DETONATION DER ANLAGEN FÜHREN. DIE ENTSCHEIDUNG LIEGT IN EURER HAND.
„Diese Scharade ist doch reine Zeitverschwendung!“ tobte ein General. „Deine Truppen sind ausgelöscht. Wir kontrollieren alles. Dir bleibt keine andere Wahl als die Übergabe.“
IHR KONTROLLIERT NICHTALLES. DIE THORIUM-MINEN SIND NICHT IN EURER HAND. UND AUCH DEN WÄCHTER KONTROLLIERT IHR EIGENTLICH NICHT.
„Na schön“, sagte der Oberst. „Eine Möglichkeit steht uns immer noch offen. Und falls du dich weiterhin gegen uns stellst und die Minen nicht öffnest, werden wir sie dir vorführen.“
IHR KÖNNT ÜBERHAUPT NICHTS AUSRICHTEN. ICH BIN DER SCHLÜSSEL ZU DEN MINEN, UND IHR SOLLT MICH NICHT HABEN.
„Vielleicht können wir dich dazu bringen, die Sache noch einmal zu überdenken“, sagte ein anderer General. „In den oberen Ebenen dieser Befestigung halten wir die Überlebenden von Haagendaz fest – hauptsächlich Frauen und Kinder. Schätzungen über ihre Anzahl belaufen sich auf etwa 1,2 Millionen Menschen, oder liege ich da falsch?“
DAS IST – STIMMT GANZ GENAU.
„Nun, was wir vorschlagen, ist im Grund recht simpel“, sagte der Obergruppenführer. Er lächelte, aber nicht nur des dramatischen Effekts wegen – denn es war allgemein bekannt, daß den Riken die Leiden ihrer Opfer eine Art von sadistischem Vergnügen bereiteten.
EUER VORSCHLAG IST BEDEUTUNGSLOS. ICH BIN NICHT BEFUGT, IRGEND JEMANDEM UNTER IRGENDWELCHEN UMSTÄNDEN DEN ZUGANG ZU DEN MINEN ZU GESTA TTEN.
„Da sind wir anderer Meinung“, sagte ein anderer Offizier.
„Ja“, sagte der General. Er lächelte immer noch. „Falls du die Minen nicht desaktivierst, werden wir alle Überlebenden hinrichten. Einskommazwei Millionen Menschenleben. Wir werden sie alle liquidieren.“
Der Wächter schwieg eine Weile, um die volle Bedeutung der Worte der Riken-Offiziere zu bedenken. Nicht daß sie ihm etwas völlig Unerwartetes vorgeschlagen hätten: Völkermord war für die Riken nichts Außergewöhnliches. Auch den Genonesen war diese Vorstellung nicht abwegig erschienen, und sie hatten den Wächter auf diese schreckliche Lösung programmiert: Die KI mußte unbeeinflußbar bleiben. Selbst eine Endlösungsmaßnahme von diesen Ausmaßen durfte den Wächter in seinen Entschlüssen nicht wankend machen. Und so sagte der Wächter:
DEREN LEBEN SPIELT HIER KEINE ROLLE. IHR WERDET DIE MINEN NICHT IN EURE HÄNDE BEKOMMEN.
Der General stellte sein Lächeln ein. Jetzt ärgerte er sich über den Starrsinn des Wächters. „Aber du mußt einlenken! Das Sterben dieser Menschen wird dich sehr belasten! Wir liquidieren sie, hörst du nicht!? Wir liquidieren sie alle! Liquidieren … sie … alle!“
Lange Zeit herrschte Schweigen in dem Raum. Irgend etwas war mit dem Verstand der KI nicht mehr in Ordnung. Die Vorstellung, für so viele Tote verantwortlich zu sein, hatte den Wächter irgendwie berührt. Eine Art Verwirrung stellte sich bei ihm ein, etwas, das man Zweifel nennen könnte. Die KI dachte über die Richtigkeit ihrer Programmierung nach, über die Ethik der anstehenden Entscheidung, zu der sie gezwungen war.
Aber der Wächter war nicht frei in seiner Entscheidung.
IHR KÖNNT NICHTS TUN, WAS MEINE ENTSCHEIDUNG BEEINFLUSST. DIE VERTEIDIGUNGSANLAGEN DER MINEN SIND AKTIVIERT, UND DAS BLEIBT AUCH SO.
Der Ärger des Generals schien nachzulassen. Sein Gesicht wurde so hart wie Stein. „Nun gut, Wächter. Was jetzt folgt, hast du allein zu verantworten. Und du wirst nie vergessen, was du nun zu sehen bekommst. “
Und der Wächter vergaß es nie.
In der Hoffnung, daß der Wächter es sich doch noch anders überlegen könnte, wurde der Völkermord an den
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