Zitadelle des Wächters
ihn finden wird!“
„Verstehe …“ sagte Varian und griff zu Tabaksbeutel und Pfeife.
„Meiner Meinung nach“, sagte Stoor, „liegt diese Zitadelle – also der Ort, der den Wächter beherbergt – an einem gottserbärmlichen Ort, wo nie ein Mensch hingeht. Sonst wäre sie schon längst gefunden worden. Begreifst du, was ich meine? Der Wächter will nämlich gefunden werden, sonst hätte er nicht diesen Roboter ausgeschickt, damit der immer wieder seine Geschichte erzählt. Das ist doch logisch, oder?“ Stoor sah Varian einen Moment lang an, dann hantierte er wieder an den Kontrollen herum und lenkte den MTW über die weite Fläche.
„Dann fahren wir also durch eine Gegend, in der du noch nie gewesen bist … in der vielleicht noch nie ein Mensch gewesen ist …“
„Du hast eine seltsame Art, das Unwahrscheinliche logisch klingen zu lassen“, sagte Stoor und lachte über seinen eigenen Witz.
Und es klang komisch, so wie Stoor es sagte. Varian konnte sich nicht helfen, er mußte lächeln.
„Wie weit sind wir noch vom Burn entfernt?“
„In ungefähr drei Stunden erreichen wir die ersten Ausläufer. Ich denke, wir schlagen im Süden einen Bogen und meiden so die Behistar-Republik. Hat gar keinen Zweck, sich mit dieser wilden Bande dort herumzuschlagen. Wir fahren also erst mal auf den Burn zu, und kurz davor biegen wir nach Osten zum Hesen-Fluß ab. Von dort ist es nur noch ein Katzensprung zu den Eisenfeldern.“
„Bist du schon öfters dort gewesen?“
„In den Eisenfeldern? Ja, natürlich. Aber alles habe ich dort auch noch nicht gesehen. Ich glaube, es gibt keinen Menschen, der schon die gesamten Eisenfelder durchforscht hat. Die gehen endlos weiter. Sie sind das größte geschlossene Gebiet, das ich je auf der Welt gesehen habe, abgesehen vielleicht vom Schlackenland. Weiß auch nicht, welches von beiden größer ist, weil beide überhaupt nicht mehr aufzuhören scheinen.“
„Ich hab weder das eine noch das andere gesehen. Müssen ja furchtbare Flecken sein.“
„Furchtbar? Schon möglich, daß dies die richtige Bezeichnung dafür ist, ich weiß es nicht. Man schaut auf all die Wracks, auf all die Knochen … und man denkt: Lieber Gott, was ist denn hier passiert? Wer mag eine solche Macht besessen haben?“
Stoor schüttelte den Kopf. „Gedanken drängen sich einem auf … Was auch immer das für Leute gewesen sein mögen, diese Menschen der Ersten Zeit, sie hatten weit mehr auf dem Kasten als wir, als wir je haben werden. Ha, ich habe nie die Eisenfelder betreten, ohne daß die Angst in mir aufstieg …“
Der Sucher auf dem Kontrollpanel erwachte piepsend zum Leben. Der Bildschirm wies eine größere Masse südlich von ihrer jetzigen Position aus.
„Das ist das Kloster. Verstehst du jetzt, was ich sagen wollte? Wenn du ohne mich losgezogen wärst, hättest du dich wahrscheinlich dort erst einmal umgesehen und eine Menge Zeit und Verpflegung verschwendet.“ Wieder lachte der Alte.
Varian sah ihm direkt ins Gesicht und versuchte, aus diesem Mann schlau zu werden. Vielleicht würde es sich noch als schwierig erweisen, mit Stoor auf unbegrenzte Zeit zusammenzuleben. Er hatte eine abrupte Art an sich. Und obwohl er immer geradeaus dachte, war es nicht einfach, Stoor in größeren Dosen vorgesetzt zu bekommen. Er agierte autoritär und war es offensichtlich gewohnt, Befehle zu geben. Varian hatte in der Regel Schwierigkeiten, mit solchen Menschen zurechtzukommen, aber Stoors Alter und seine unbestreitbare Erfahrung schienen die persönlichen Konflikte in Grenzen zu halten.
Varian fragte sich, welche Motive hinter seinem Tun steckten. Irgendwie schien ihn die Suche nach Wahrheit gepackt zu haben: ständig auf Achse sein und immer wieder etwas
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