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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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Neu­es ent­de­cken. Stoor hät­te si­cher ge­nau­so­viel Spaß dar­an, in der Man­teg Sphin­dern und Rie­se­nei­dech­sen zu ja­gen. Aber jetzt woll­te er die Zi­ta­del­le fin­den, und er zeig­te nichts von der Er­re­gung oder Auf­re­gung, die solch ein Un­ter­neh­men nor­ma­ler­wei­se in ei­nem aus­lö­sen muß­te.
    Schwei­gend sa­ßen sie ei­ne Wei­le da, und Va­ri­an dach­te wei­ter über die Grup­pe nach, mit der er sich zu­sam­men­ge­tan hat­te. Stoor war von ei­nem Ge­heim­nis um­ge­ben, und das wür­de so blei­ben, bis die Zeit sich ent­schloß, sei­ne wah­re Na­tur preis­zu­ge­ben. Raim, sein un­zer­trenn­li­cher Ge­fähr­te, war schon et­was leich­ter zu ver­ste­hen. Das, was Va­ri­an an In­for­ma­tio­nen aus ver­ein­zel­ten Be­mer­kun­gen über den klei­nen, mus­ku­lö­sen Mann hat­te auf­schnap­pen kön­nen, be­sag­te, daß Raim aus Maar­a­din und ein Ku­ri­er für ei­ne Fir­ma in Bo­rat ge­we­sen war. Sei­ne Zu­ver­läs­sig­keit und sein Mut stan­den da­mals in gu­tem Ruf, und er er­hielt die schwie­rigs­ten Auf­trä­ge, wie et­wa di­plo­ma­ti­sche No­ten durch die gan­ze Welt zu be­för­dern. Bis zu dem Zeit­punkt, da ein Pi­ra­ten­schiff aus Be­hi­star sei­ne klei­ne Fre­gat­te über­fiel und er­ober­te. Raim wur­de ge­fan­gen­ge­nom­men und nicht so­fort er­mor­det, denn ein Ban­den­füh­rer er­kann­te ihn als Spit­zen­ku­ri­er. Da Raim sei­ne Bot­schaft beim ers­ten An­zei­chen der Ban­di­ten über Bord hat­te ver­schwin­den las­sen, konn­te er den Pi­ra­ten kei­ne In­for­ma­tio­nen von grö­ße­rer Be­deu­tung mit­tei­len. Aber sie nah­men Raim mit in ih­re Räu­ber­höh­le und fol­ter­ten ihn.
    Ob­wohl Raim bis zum En­de stand­haft ge­blie­ben wä­re und kei­ne In­for­ma­tio­nen preis­ge­ge­ben hät­te, wuß­te er nichts von Be­deu­tung, was den Ver­bre­chern nicht oh­ne­hin schon be­kannt war. Weil er sich zu wei­gern schi­en, mit ih­nen zu­sam­men­zu­ar­bei­ten, schnit­ten die Ban­di­ten Raim zur Stra­fe die Zun­ge ab und ver­schlepp­ten ihn zu ei­nem grau­sa­men Tod in den Sa­mar­kesh Burn. Dort fand ihn der al­te Stoor. Der al­te Mann be­fand sich ge­ra­de selbst auf der Flucht vor den bar­ba­ri­schen Ver­bre­chern. Stoor pfleg­te Raim ge­sund und brach­te ihn aus dem Burn her­aus. Un­ter­wegs tra­fen sie auf einen Zug Heim­wehr­sol­da­ten aus der Maar­a­din-Fes­tung. Raim gab sein Le­ben in Stoors Hand und war ihm seit­dem nie von der Sei­te ge­wi­chen. Das war vor zwan­zig Jah­ren ge­we­sen und hat­te sich als dau­er­haf­te Ver­bin­dung er­wie­sen. Die­ser letz­te Ge­dan­ke ließ Va­ri­an an die mög­li­chen se­xu­el­len Vor­lie­ben der bei­den Män­ner den­ken. Er ließ die­se Idee noch et­was in sei­nem Kopf her­ums­pu­ken, oh­ne sich je­doch all­zu ernst­haft mit die­ser Vor­stel­lung ab­zu­ge­ben.
    Auch Tes­sa nahm einen großen Teil sei­ner Ge­dan­ken ein. Bei­de steck­ten jetzt in ei­nem Aben­teu­er, das sie vier­und­zwan­zig Stun­den am Tag Zu­sam­men­sein ließ. Ein Test wür­de es für sie bei­de, für je­den, wer­den. Rau­hes, un­be­kann­tes Land stand ih­nen be­vor, und für lan­ge Zeit wür­de je­de Mög­lich­keit feh­len, für sich al­lein zu sein. Je­der wür­de die an­de­ren bis aufs I-Tüp­fel­chen ken­nen­ler­nen, und die üb­li­chen Ent­de­ckun­gen wür­den si­cher nicht aus­blei­ben – im Gu­ten wie im Bö­sen, warum ei­ner dies oder je­nes tat und wie er es tat, zum Ver­gnü­gen oder zum Nach­teil der an­de­ren. Aber Tes­sa war für Va­ri­an et­was ganz Be­son­de­res. Va­ri­an er­tapp­te sich da­bei, wie er selbst in den un­mög­lichs­ten Mo­men­ten an das Mäd­chen dach­te – und es war Va­ri­an klar, was das zu be­deu­ten hat­te. Sein Le­ben hat­te bis­her aus ei­ner Ket­te von „Hal­lo“ und „Auf Wie­der­se­hen“ be­stan­den. Letzt­end­lich hat­te er im­mer ge­wußt, daß er nur für sich selbst leb­te, daß er nur für sein Le­ben ge­kämpft, ge­tö­tet und sich her­um­ge­trie­ben hat­te. Nie hat­te er sich Zeit ge­nom­men, sich über je­mand an­de­ren Ge­dan­ken zu ma­chen. Aber jetzt war es so­weit ge­kom­men. Warum? Die Fra­ge stell­te

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