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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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nach­ge­dacht“, sag­te Va­ri­an. „Glaubst du, daß dort wirk­lich ein­mal ei­ne große Schlacht ge­schla­gen wur­de … daß es viel­leicht so­gar die Ri­ken wa­ren?“
    „Und die Ge­no­ne­sen?“ sag­te Stoor. „Si­cher, dar­über ha­be ich auch schon nach­ge­dacht. Mei­ner Mei­nung nach ist da ’ne Men­ge dran. Es gibt so vie­le Ge­schich­ten über die ‚Fel­der’, daß kei­ner wirk­lich weiß, was sich dort tat­säch­lich ab­ge­spielt hat. Man­che sa­gen, dort sei­en Hun­der­te, viel­leicht so­gar Tau­sen­de Schlach­ten ge­schla­gen wor­den … wie ein ma­gne­ti­scher Ort, der Men­schen an­zieht, wenn sie wie­der ein­mal glau­ben, die Zeit zur end­gül­ti­gen Ab­rech­nung’ sei ge­kom­men …“
    „Wie bei den Zug­vö­geln …“ sag­te Va­ri­an.
    „Oder den Lem­min­gen, die zu den Klip­pen zie­hen, um sich dort in den Tod zu stür­zen“, sag­te Stoor. „Man hört sol­che Ge­schich­ten im­mer wie­der. Ver­rückt. Ein­fach ver­rückt, so was!“
    Va­ri­an war sich nicht si­cher, ob er über­haupt ver­stand, wo­von der al­te Mann sprach. Und von „Lem­min­gen“ hat­te er noch nie et­was ge­hört, ob­wohl er da­zu ge­nickt hat­te. Va­ri­an war im Mo­ment oh­ne­hin nicht in der Lau­ne, ei­ne wei­te­re Ge­schich­te zu hö­ren – und erst recht kei­ne über ir­gend­wel­che ver­rückt ge­wor­de­nen Klein­tie­re.
    Stoor be­ob­ach­te­te den Bild­schirm, wo die An­zei­ger die ers­ten An­zei­chen der Ei­sen­fel­der ver­merk­ten. Dann blick­te er nach oben, um den Stand der Son­ne zu er­mit­teln.
    „Wenn wir auf die­ser Rou­te blei­ben, wer­den wir wahr­schein­lich bei Son­nen­un­ter­gang die ‚Fel­der’ er­rei­chen. Hört sich ir­gend­wie pas­send an, was? Ir­gend­wie poe­tisch, wür­de ich sa­gen.“
     
    Als er­fah­re­ner Rei­sen­der, der er war, schätz­te der al­te Stoor ziem­lich prä­zi­se den Zeit­punkt ein, da die Ei­sen­fel­der vor ih­ren Au­gen la­gen. Raim saß in je­nem Mo­ment ge­ra­de am Steu­er und Tes­sa auf dem Bei­fah­rer­sitz.
    Sie rie­fen die an­de­ren, die dann auch in die Ka­bi­ne ka­men. Am Ho­ri­zont lie­ßen sich die ers­ten dunklen, ver­hut­zel­ten Sil­hou­et­ten er­ken­nen.
    Der MTW roll­te nä­her her­an, und ei­ne leich­te Bri­se trug war­me Luft in die Fah­rer­ka­bi­ne. Sand stieg wie Mee­res­schaum zwi­schen den ver­win­kel­ten Bro­cken auf, die sich wie Grab­stei­ne aus dem Bo­den er­ho­ben, und fiel wie­der zu Bo­den. Die Son­ne ging un­ter, und die Tem­pe­ra­tur fiel ra­pi­de – so als soll­te da­mit ihr Ein­drin­gen in einen Ort ver­kün­det wer­den, der jen­seits der Gren­zen von Raum und Zeit lag.
    Bil­der und Ein­drücke dräng­ten sich in Va­rians Be­wußt­sein. Er be­ob­ach­te­te, wie die un­deut­li­chen Schat­ten grö­ßer wur­den, wäh­rend das Fahr­zeug sich ih­nen nä­her­te. Wor­te und Ge­füh­le such­ten nach zeit­li­chem und lo­gi­schem Zu­sam­men­hang, aber Va­ri­an muß­te sich end­lich ein­ge­ste­hen, daß er von dem Aus­blick über­wäl­tigt wur­de. Sie be­tra­ten einen Ort des Mys­te­ri­ums und des Mär­chens … einen Platz des To­des.
    Nichts rühr­te sich, nichts leb­te auf den Ei­sen­fel­dern. Als der MTW tiefer in das un­er­meß­li­che Klum­pen­land ein­drang, senk­te sich Stil­le auf die In­sas­sen her­ab. Selbst Stoor schwieg, als je­der ein­zel­ne aus der Grup­pe den gräß­li­chen Aus­blick auf sich ein­wir­ken ließ. Ei­ne un­end­li­che Ga­le­rie, an­ge­füllt mit den schat­ten­glei­chen Kor­ri­do­ren des Gro­tes­ken, des Un­aus­sprech­li­chen. Ei­ne Stil­le­ben-Mon­ta­ge aus den Apo­ka­lyp­sen der Men­schen und ih­rer Ma­schi­nen.
    Ein aus­ge­brann­ter Pan­zer mit ei­nem ver­kohl­ten Ske­lett, das im­mer noch in je­nem Zeit­ab­schnitt ein­ge­fro­ren war, als es noch ein Mensch ge­we­sen war, der sich aus dem bren­nen­den Fahr­zeug ret­ten woll­te.
    Die ver­dreh­ten, ver­ros­te­ten Über­bleib­sel ei­nes viel­mo­to­ri­gen Flug­zeugs la­gen dort, die Spit­ze hat­te wie ein V den Bo­den um­ge­pflügt und zeig­te da­mit an, wo die Ma­schi­ne auf­ge­kom­men war.
    Ein kreis­för­mi­ges Be­cken aus ul­trae­r­hitz­tem Sand, jetzt gla­siert,

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