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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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hat­te einen dia­man­thar­ten Bo­den ge­schaf­fen. Sei­ne Glatt­heit wur­de nur durch ein her­aus­ra­gen­des, großes und ver­dreh­tes Stück Stahl un­ter­bro­chen. Der Ein­druck von ei­ner na­men­lo­sen, sehr avant­gar­dis­ti­schen Skulp­tur.
    Ma­schi­nen und Tei­le la­gen wie to­te Blät­ter auf dem Sand ver­streut. Der Wind schlüpf­te mü­he­los durch die zahl­lo­sen Ecken und Win­kel. Ge­le­gent­lich schwoll er an und pro­du­zier­te ei­ne nerv­tö­ten­de, schreck­li­che Mu­sik, ei­ne Kom­bi­na­ti­on aus Weh­kla­gen und Sät­zen aus ei­ner ato­na­len So­na­te.
    Falls man dar­an glaub­te, konn­te man sich den Ort leicht als von Geis­tern be­wohnt vor­stel­len. Die Trug­bil­der von Mil­lio­nen Sol­da­ten dräng­ten sich auf den frei­en Flä­chen. Al­le schweb­ten da­hin, Ge­wehr über, das Bein halb an­ge­ho­ben im er­starr­ten Marsch­tritt, als sei­en sie da­zu ver­dammt, auf ewig ziel­los in den Rui­nen her­um­zu­stol­pern.
    Va­ri­an war es schließ­lich, der die kal­te Stil­le brach.
    „Sieht das hier über­all so aus? Ich kann es ein­fach nicht glau­ben …“
    „Oh ja, bes­ser du glaubst dran“, sag­te Stoor. „So zieht sich das end­los hin. Im­mer wei­ter und wei­ter und wei­ter … Tau­sen­de, mög­li­cher­wei­se Hun­dert­tau­sen­de von Qua­drat­kas.“
    „Wie in ei­nem Mu­se­um“, sag­te Tes­sa, „so kalt und so ste­ril. Ir­gend­wie schei­nen wir nicht hier­her zu ge­hö­ren. Spürt ihr das nicht auch?“
    „Ich hat­te die­ses Ge­fühl auch“, sag­te Va­ri­an, wäh­rend er den Blick über die­ses un­glaub­li­che Pan­ora­ma der Zer­stö­rung wan­dern ließ. Als ge­üb­ter Kämp­fer konn­te er die Not­wen­dig­keit von Waf­fen ein­se­hen, er konn­te auch die Macht der Ma­schi­nen und Ar­meen re­spek­tie­ren, die sich hier ver­sam­melt hat­ten, und er konn­te so­gar die auf­rei­zen­de Auf­re­gung ver­spü­ren, den Ruhm, der wie ein bren­nen­der Ne­bel in der Luft ge­han­gen ha­ben muß­te. Aber un­ge­ach­tet all des­sen war selbst ein Va­ri­an von dem blei­chen Tes­ta­ment der Ei­sen­fel­der er­schüt­tert.
    Es war die ul­ti­ma­te Me­ta­pher. Das end­gül­ti­ge Bild. Das an­dau­ern­de Mo­nu­ment für das Be­dürf­nis des Men­schen, sich er­neut im Krieg zu er­pro­ben.
    „Mensch, sieh doch mal, der Su­cher“, sag­te Tes­sa und deu­te­te auf den Bild­schirm, auf dem ein gan­zes Lich­ter­bün­del wie Schnee­flo­cken tanz­te. „Er spielt ver­rückt!“
    Stoor griff nach ei­nem Schalt­knopf und dreh­te ihn her­un­ter. „Wir müs­sen ihn fe­in­jus­tie­ren, ihn so ein­stel­len, daß er nur auf elek­tro­ma­gne­ti­sche Im­pul­se an­spricht.“
    „Kannst du das denn?“ Va­ri­an sah den al­ten Mann an und frag­te sich, ob das die Ein­lei­tung zu ei­ner neu­en Ge­schich­te sein soll­te.
    Stoor nick­te. „Raim kann das. Man kann gar nicht zwan­zig Jah­re in Zend Aves­ta beim er­fin­dungs­reichs­ten Volk der Welt ver­brin­gen, oh­ne nicht zu­min­dest et­was ge­lernt zu ha­ben.“
    „Wo­von sprichst du ei­gent­lich?“ Tes­sa starr­te ihn an, wäh­rend Raim das Fahr­zeug wei­ter durch die Rui­nen steu­er­te.
    „All die Din­ge aus der Ers­ten Zeit funk­tio­nie­ren auf Grund klei­ner Teil­chen aus Draht und Plas­tik. Man nann­te sie ‚Gril­len’, weil sie die­sen Tier­chen ähn­lich sa­hen. Die­se klei­nen Teil­chen sen­den spe­zi­fi­sche Si­gna­le aus, die der Su­cher ver­merkt, so­bald sie in sei­ne Reich­wei­te kom­men. Man muß dem Kas­ten nur sa­gen, wo­nach er su­chen soll, klar?“
    „Stimmt“, sag­te Va­ri­an. „Wir brau­chen ihn nicht mehr, um vor uns lie­gen­de Ob­jek­te aus­zu­ma­chen. Wir kön­nen die­se ja jetzt mit den ei­ge­nen Au­gen se­hen. Aber falls ei­nes die­ser Ob­jek­te wirk­lich die Zi­ta­del­le des Wäch­ters sein soll­te, wer­den wir das nie her­aus­fin­den.“
    „Wir könn­ten un­ser gan­zes Le­ben da­mit ver­brin­gen, je­des ein­zel­ne Wrack zu durch­su­chen“, sag­te Tes­sa.
    „Das Le­ben von uns al­len “, sag­te Stoor und blick­te durch die Front­schei­be nach drau­ßen. Er rieb sich den Bart, be­trach­te­te einen Mo­ment lang den Him­mel und fuhr dann fort. „Hört mal, warum las­sen

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