Zitadelle des Wächters
Beobachtung gemacht, daß hier mehr als eine Schlacht geschlagen worden war. Anscheinend hatten hier einige gewaltige Explosionen oder andere verheerende Umwälzungen stattgefunden, bei denen tiefere Bodenschichten freigelegt wurden. Manchmal waren sie über ein Gebiet gerollt, wo die zerschmetterten Überbleibsel der Ersten Zeit weniger offen zu Tage traten, wo tiefe Schnitte in die Halbwüste geschlitzt waren und marmorierte Streifen vergangener Schichten offenlegten. An manchen Stellen waren menschliche Gebeine so dick und fest in den Fels gepreßt, daß dieser wie ein weiß getünchter Brombeerstrauch aussah. Hatte sich hier ein Massengrab befunden? Oder eine Massenhinrichtungsstätte? Waren es die Überreste einer einzigartig zu nennenden Schlacht, deren Ablauf man sich nur in schwärzesten Alpträumen vorstellen konnte? Ein Geheimnis, das wohl auf immer verlorengegangen war, wie die vier befürchteten, und das nur noch tiefer in die Schatten anderer Geheimnisse führte.
Als sie der Signalquelle immer näher kamen, stießen sie auf andere merkwürdige Dinge. Zwischen den verrosteten Überbleibseln des Krieges, zwischen den verstreuten Knochen von Menschen lagen die Gebeine anderer Wesen. Obwohl man nur wenige intakte Skelette entdecken konnte, waren sie in der Lage, die Größe dieser Wesen ungefähr zu bestimmen – und die war wahrhaft beeindruckend. Die meisten von ihnen waren Zweifüßler, aber ihre Oberschenkelknochen waren so dick wie ein menschliches Becken und etwa drei Ems lang. Und sie stießen auf eine sich im Sand windende Wirbelsäule, die sechzehn Ems lang war! Selbst unter der Voraussetzung, daß ein Teil dieser Knochenreihe den Schwanz gebildet hatte, mußte dieses Wesen unvorstellbar groß gewesen sein und einen normalen Menschen um volle zehn Ems überragt haben. Meist waren die Skelette dieser Riesenwesen zerschmettert und über die ganze Gegend verstreut, als seien sie von einer unglaublichen Hitze verbrannt worden. Wenn man versuchte, sich die Schreckensgestalten auszumalen, die einst über dieses Schlachtfeld gestampft waren, konnte einem wahrlich schwindlig werden.
Als die Kas an ihnen vorbeizogen und die Atmosphäre vor Erwartung zum Schneiden dick geworden war, kam auch die Stunde, wo sie die Zitadelle mit eigenen Augen sehen konnten. Etwa eine halbe Stunde vor Sonnenuntergang erblickten sie das merkwürdig geformte Gebilde, wie es langsam aus dem Dunst und der flimmernden Luft der Konvektionswirbel hervortrat und Gestalt gewann.
Zuerst schien es sich zu bewegen, zu wabern und selbst dann noch die Form zu ändern, wenn die Menschen längere Zeit auf einen Fleck starrten. Aber es stellte sich heraus, daß es sich dabei nur um eine Illusion handelte, eine klimatische Täuschung und vielleicht auch ein Trugbild ihrer eigenen überanstrengten Gehirne. Als sie noch näher herankamen, erwies sich die Form als unverrückbar fest wie Felsgestein. Bedrohlich ragte das Gebilde hoch. Es war ein ineinander verschachteltes Gebäude mit vielleicht fünf eindeutig auszumachenden Stockwerken, obwohl die Geometrie dieser Konstruktion leicht zwei oder drei zusätzliche Stockwerke verbergen konnte. Da es über das gleiche ockerfarbige Aussehen wie der Sand verfügte, mochte möglicherweise ein Teil des Komplexes getarnt sein. Die vier Menschen konnten die extreme Art dieser Architektur erst erfassen, als sie ziemlich nahe herangekommen waren. Ein Irrgarten aus unmöglichen Winkeln, vorspringenden Trägern, Neigungen und Verblendungen. Auf der ganzen Welt existierte nichts Vergleichbares. Kühn ragte es in
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