Zitadelle des Wächters
welchem Grund es überhaupt zu diesem Vorfall gekommen war. Darüber hinaus zeigte er sich unwissend, was die Größe der Eisenfelder oder die verwirrende Anzahl von Trümmerschichten anging, von der man auf eine Vielzahl von Kriegen im Verlauf der Jahrtausende schließen konnte.
Varian und Stoor verloren die Geduld mit dem Homolog, der jede Frage mit einer Lässigkeit von sich wies, die sowohl zungenfertig als auch unverschämt war.
„Ganz sicher wird es hier doch so etwas wie eine Bibliothek geben“, sagte Varian. „Einen Ort, den die Leute aufgesucht haben, wenn sie etwas in Erfahrung bringen wollten …“
„Natürlich“, sagte der Homolog. „Es gibt ein Datenspeicherungs-Zentrum, und im gesamten Komplex befinden sich viele Abrufungs-Terminals. Man benutzt diese ganz einfach, indem man die Frage eintippt oder über den Vokal-Registrator eingibt.“
„Sind diese Geräte denn nicht mit der Hauptabteilung der Maschine verbunden?“ fragte Stoor. „Sind sie nicht alle Teile desselben Systems von … dir? Dem Wächter?“
„Doch, dem ist so.“
„Dann brauchen wir ja gar keinen Terminal zu benutzen“, sagte Tessa. „Wir können genausogut einfach dich fragen.“
„Auch das ist richtig.“
„Aber du behauptest doch, daß du eine ganze Menge von dem nicht weißt, was wir dich gefragt haben“, sagte Stoor. „Damit ist es ja völlig egal, ob wir die Terminals befragen oder nicht … wir bekommen die gleichen Antworten wie von dir. “
„Das ist ebenfalls richtig“, gab der Homolog lächelnd zur Antwort.
Eine ungemütliche Stille herrschte jetzt am Tisch. Alle vier starrten den Roboter an, der am anderen Ende des Tisches stand. Er trug eine unversöhnliche Miene, die seinem Versuch Hohn sprach, sympathisch zu wirken. Das Gesicht des Homologs trug nicht mehr die freundlichen, fast großväterlichen Züge. Es war das Gesicht eines kalten, berechnenden Wesens, das mittlerweile alle Masken abgelegt hatte, die seine wahre Natur verschleiern sollten.
„Darf ich etwas anderes fragen?“ sagte Varian.
„Aber natürlich – alles, was du willst.“
„Das bezweifle ich“, sagte Tessa.
„Warte, Tessa“, sagte Varian. „Nun hör mal zu: Als ich mit Kartaphilos gesprochen habe, meinte er, er suche Leute, die geschickt genug seien, diesen Ort zu finden, um dem Wächter irgendwie zu helfen. Ist das richtig?“
„Oh ja“, sagte der Roboter, „stimmt ganz genau.“
„Wie sollen wir denn helfen? Was willst du von uns?“
„Eine ganze Menge, Varian Hamer. Und zu geeigneter Zeit wird man euch davon in Kenntnis setzen. Alle eure Fragen werden zu geeigneter Zeit beantwortet werden.“
„Du sprichst, als hättest du für alles einen fertigen Plan, einen Zeitplan.“
Der Roboter nickte langsam. „Das ist ebenfalls richtig.“
Varian schüttelte den Kopf und ließ eine Hand auf seiner Pistole ruhen. Das war nicht als Drohung gemeint, sondern lediglich eine unbewußte Verteidigungsmaßnahme.
„Dann erkläre mir bitte etwas anderes“, sagte Varian. „Du weißt mehr, als du uns sagst … dessen bin ich mir ziemlich sicher. Aber warum handelst du so?“
„Das kann ich im Moment nicht anders erklären, als wiederum darauf hinzuweisen, daß du recht hast. Kartaphilos ist ein äußerst weiser Menschenkenner. Ich muß ihm mein Kompliment aussprechen.“
„Er ist hier?“ fragte Stoor.
„Im Moment nicht, aber er ist hierher – wie sagt man bei euch – vom aktiven Dienst zurückbeordert worden? Ja, er wurde zurückgerufen und wird bald hier erscheinen.“
„Moment mal“, sagte Stoor und hieb mit der Faust heftig auf den Tisch. „Varian hat recht. Bei Krell, hier geht irgend etwas vor sich, über das ich gerne Genaueres wüßte. Irgend etwas
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