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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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hielt He­ra für ei­ne Art Zau­be­rin – sie hat­te die Skulp­tur ir­gend­wo in ih­rem Ge­wand ge­tra­gen, aber die­ses war so trans­pa­rent, so fein und so eng an­lie­gend … wo hat­te sie die Skulp­tur bloß vor­her ver­steckt?
    „Ei­ne be­son­de­re Auf­ga­be?“ sag­te er schließ­lich.
    „Ja“, sag­te Athe­ne. Das dunkle Haar fiel sinn­lich über ihr Ge­sicht. „Die Skulp­tur wur­de mit ei­ner kur­z­en Nach­richt ge­fun­den, die ver­füg­te, daß der Ap­fel der schöns­ten Frau auf dem Ban­kett ge­büh­re.“
    „Ei­gent­lich“, sag­te Aphro­di­te, „hieß es dort, der reins­ten. Al­le be­an­spruch­ten die Skulp­tur für sich, bis in der End­aus­schei­dung nur noch drei üb­rig­ge­blie­ben sind.“
    „Ich fürch­te, da kom­me ich nicht ganz mit“, sag­te Va­ri­an. Er hielt im­mer noch die Pis­to­le in der Hand. Er wei­ger­te sich ei­gent­lich, sie weg­zu­ste­cken, denn er trau­te der Ge­schich­te der Frau­en nicht so recht – er hielt sie eher für Ho­mo­logs des Wäch­ters. „Könn­tet Ihr mir denn viel­leicht sa­gen, was das für ein Ban­kett war und wo Ihr her­ge­kom­men seid? Ich war nicht dar­auf ge­faßt, hier auf je­man­den zu tref­fen, wißt ihr …“
    He­ra lä­chel­te. „Es war das Ban­kett vom Kö­nig Pe­leus und der The­tis. Na­tür­lich hat es auf dem Olymp statt­ge­fun­den. Aber wir ha­ben we­nig Zeit und er­bit­ten Eu­re Hil­fe.“
    „Ja, das tun wir“, sag­ten Athe­ne und Aphro­di­te gleich­zei­tig.
    Va­ri­an war ver­wirrt, und ir­gend­wie hat­ten die Frau­en ihn ein­ge­schüch­tert. Er hat­te noch nie von die­sem Kö­nig und sei­ner Be­glei­te­rin ge­hört – und ge­nau­so­we­nig vom Olymp. Aber sein Ver­stand hielt sich dar­an auch gar nicht auf. Er schi­en sich nur auf Heras letz­te Wor­te kon­zen­trie­ren zu kön­nen: Sie be­nö­tig­ten sei­ne Hil­fe. „Was kann ich denn für Euch tun?“
    „Das liegt doch ei­gent­lich auf der Hand, oder?“ mein­te Athe­ne. „Wir möch­ten, daß Ihr un­ser Rich­ter seid. Ihr sollt ent­schei­den, wel­che von uns die Schöns­te ist …“
    „Dem ist so“, sag­ten die bei­den an­de­ren.
    Sei­ne Ge­dan­ken ge­rie­ten in Auf­ruhr. Die Vor­stel­lung, zwi­schen die­sen drei Frau­en zu ent­schei­den, droh­te sei­nen Ver­stand zu spren­gen. Er frag­te sich, ob er zu ei­nem sol­chen Ur­teilss­pruch über­haupt fä­hig war. Je­de ein­zel­ne von ih­nen war auf ih­re Wei­se so ein­zig­ar­tig exo­tisch, so ge­heim­nis­voll an­zie­hend – bei die­ser Wahl muß­te je­der Mann ver­sa­gen.
    „Ich weiß nicht, wie ich das an­fan­gen soll.“
    „Oh, Ihr könnt es aber“, sag­te Athe­ne.
    „Doch si­cher wer­det Ihr et­was Zeit be­nö­ti­gen, um dar­über nach­den­ken zu kön­nen“, sag­te Aphro­di­te. „Da­für ha­ben wir Ver­ständ­nis.“
    „Des­halb“, sag­te Athe­ne, „wer­den wir Euch jetzt für ei­ni­ge Zeit al­lein las­sen. Da­nach keh­ren wir zu­rück, um Eu­re Ent­schei­dung zu hö­ren.“
    Be­vor Va­ri­an et­was ein­wen­den konn­te, dreh­ten al­le drei Frau­en sich um und glit­ten rasch durch ei­ne Lücke im Dickicht der Bäu­me da­von. Er sprang ih­nen hin­ter­her, um sie ein­zu­ho­len, muß­te aber fest­stel­len, daß sie spur­los ver­schwun­den wa­ren. Kein Ge­räusch er­tön­te mehr. Kein Be­weis war mehr vor­han­den, der da­von kün­den konn­te, daß sie je hier­ge­we­sen wa­ren. Va­ri­an be­schlich ein Ge­fühl, mit dem er nur sel­ten zu­vor zu tun ge­habt hat­te. Er war ein Mann, der sich bes­tens mit Du­el­len, Hin­ter­hal­ten, See­über­fäl­len und an­de­ren Ge­fech­ten aus­kann­te, aber er hat­te nie die Wucht der kal­ten Angst ge­spürt, die jetzt durch sei­nen Kör­per schoß.
    Hin­ter ihm er­tön­te ein Ge­räusch.
    Blitz­schnell wir­bel­te er her­um und sah sich der rät­sel­haf­ten He­ra ge­gen­über. Sie stand al­lein vor ihm und lä­chel­te ihn ma­don­nen­haft an. Ihr kas­ta­ni­en­brau­nes Haar fiel ganz lo­cker auf die Schul­tern hin­ab.
    „Hab kei­ne Angst“, sag­te sie, „ich bin ge­kom­men, um dir einen Han­del vor­zu­schla­gen.“
    „Wie bit­te?“ Va­ri­an war jetzt völ­lig ver­wirrt.
    „Ei­gent­lich ei­ne ganz ein­fa­che Sa­che. Falls du mich

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