Zitadelle des Wächters
nur, wir sind nicht rechtzeitig gekommen, um Verstärkung zu bringen … äh, der Hauptgrund, weshalb dein Botschafter ausgesandt wurde. Ich nehme aber an, du bist auch so halbwegs zurechtgekommen.“
Der Homolog lächelte dankbar und nickte. „Oh ja … die Zitadelle hat sich ganz gut gehalten, wie ihr selbst sehen könnt …“
„Eigentlich“, sagte Stoor, „haben wir nicht allzuviel gesehen. Nur einen Haufen leerer Wände. Nicht sonderlich aufregend, weißt du.“
„Ihr werdet noch eine beeindruckende Führung erleben, das verspreche ich euch. Und ich möchte mein Bedauern über den wenig erhebenden Eingang ausdrücken. Aber das war die einzige Möglichkeit, euer Gefährt und eure Vorräte, die ihr sicherlich mit euch führt, sicher hereinzuführen.“
„Stimmt, wir haben wirklich ein paar Sachen an Bord, von denen wir ungern Abschied genommen hätten. Danke schön auch.“ Varian sprach ganz ungezwungen. Er fragte sich, ob der Wächter die versteckte Anspielung auf die Waffen herausgehört hatte, die Stoor und Raim offen trugen.
„Ihr seid mehr als willkommen. Und wenn ihr mir jetzt bitte folgen wollt, möchte ich euch gerne eure Unterkünfte zeigen. Ich bin mir sicher, daß ihr euch solche Stätten nicht habt träumen lassen.“
Der Homolog wandte sich um und steuerte auf einen Ausgang zu, der zu einem beleuchteten Korridor führte. Die vier Gefährten rafften ein paar persönliche Gegenstände zusammen – inklusive der Waffen – und folgten nach. Sie wurden ein kurzes Stück bis zu einer weiteren Reihe von Türen geführt, die sich beim Erscheinen des Homologs zu kleinen Kammern öffneten. Stoor zögerte, dort einzutreten, bis der Roboter ihm die Arbeitsweise des Fahrstuhls erklärte – ein weitverbreitetes Beförderungsmittel in den Gebäuden der Ersten Zeit. Solchermaßen beruhigt, betrat die Gruppe diese Vorrichtung und fuhr damit an ungezählten Etagen vorbei nach oben.
Als die Türen sich wieder öffneten, war selbst Stoor nicht auf den Anblick vorbereitet, der sie erwartete. Sie betraten einen üppigen, tropischen Ort, einen leuchtend grünen Regenwald, einen Dschungel aus grünen Bäumen und Pflanzen. Die Luft war feuchtwarm und roch schwer nach den verschiedenen Blütendüften, die die vor ihnen liegenden Gärten wie die durcheinander geratenen Farben auf der Palette eines Malers überhäuften. Nirgendwo sonst auf der bekannten Welt gab es einen derart lebendigen, so von blühenden grünen Pflanzen strotzenden Ort. Der Kontrast zu der rauhen, verwüsteten Welt, der sie auf ihrer Reise begegnet waren, war so groß, daß die Sinne der vier einige Zeit lang aussetzten.
„Einer unserer botanischen Gärten“, sagte der Roboter. „Auf jeder Etage befindet sich mindestens ein solcher Garten oder ein Arboreum. Hier geht es weiter, bitte.“
Sie folgten dem Roboter eine leicht ansteigende, eingefriedete Rampe hinauf, die manchmal über und manchmal mitten durch das allgegenwärtige Wachstum führte, das im wahrsten Sinn des Wortes den ganzen Raum ausfüllte. Zuerst war es ihnen gar nicht aufgefallen, aber dann bemerkten sie, daß selbst die Luft von Leben erfüllt war: Ständig summten Insekten, tschirpten Vögel und schlugen mit den Flügeln, flöteten schrill die Singvögel und schrien die Opfer des Dschungels kreischend auf.
„Die Zitadelle diente als Mittelpunkt der Stadt, die einst ihre Außenmauern umgab. Sie war eine Agora, ein Forum und ein Marktplatz für den ökonomischen, intellektuellen und kulturellen Austausch.“ Der Roboter ergänzte seine Ausführungen mit Gesten seiner Hände, während er die Gruppe durch die Gartenanlage führte. „Als der Krieg ausbrach,
Weitere Kostenlose Bücher