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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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und Tes­sa zur nächs­ten Tür auf der­sel­ben Gang­sei­te. „Wollt ihr bei­de eben­falls ein Zim­mer zu­sam­men neh­men?“
    „Ja“, sag­te Tes­sa. Sie woll­te Va­ri­an da­bei nicht an­se­hen, und die­ser lä­chel­te breit über ih­re Schüch­tern­heit, die trotz des be­stür­zen­den Trau­mas ih­rer Ver­gan­gen­heit über­lebt hat­te.
    Sie be­tra­ten ihr Zim­mer, nach­dem sie ih­re Hand­flä­chen ge­gen das Schloß ge­drückt hat­ten, und sa­hen, daß es in Pen­ta­gon­form fünf Wän­de auf­wies. Je­de ein­zel­ne Wand schi­en sanft zu leuch­ten, je­de in ei­ner an­de­ren, doch kom­ple­men­tä­ren Far­be. Die Far­ben wa­ren in Erd­tö­nen ge­hal­ten: pas­tell­haf­te Gelb-, Oran­ge-, Braun­tö­ne und El­fen­bein. An der ge­gen­über­lie­gen­den Wand hing ei­ne große, schwar­ze Plat­te, die den Groß­teil des Wand­stücks be­deck­te und aus dem glei­chen Ma­te­ri­al zu be­ste­hen schi­en wie das Hand­flä­chen­schloß. Der Ro­bo­ter zeig­te ih­nen das Zim­mer und deu­te­te schließ­lich auf ei­ne Platt­form, die of­fen­sicht­lich das Bett dar­stell­te, ob­wohl es auf et­was ruh­te, das wie ei­ne Zik­ku­rat aus­sah und we­ni­ger wie ein Bett­ge­stell. Der Ro­bo­ter er­klär­te, daß das Bett mit ei­ner ge­lan­ti­ne­ar­ti­gen Sub­stanz ge­füllt sei, die im La­bor ent­wi­ckelt wor­den und ei­gent­lich ein hal­b­or­ga­ni­sches Ma­te­ri­al sei, das sich dem Kör­per der Per­son völ­lig an­pas­sen wür­de, die sich dar­auf leg­te. Als ein Zwit­ter aus Pflan­ze und Tier war­tet die Sub­stanz mit ei­nem Ma­xi­mum an Schlaf- und Er­ho­lungs­kom­fort auf – dies oder so et­was Ähn­li­ches sag­te der Ro­bo­ter. Man konn­te sie auch als Bad und Toi­let­te be­nut­zen; und sie ba­sier­te auf Prin­zi­pi­en, die sich zwar als ef­fek­tiv er­wie­sen, den­noch nicht leicht zu ver­ste­hen wa­ren. Der Schirm an der ge­gen­über­lie­gen­den Wand be­scher­te ei­nem, so­bald man ihn ein­schal­te­te, ein Pan­ora­ma des Um­lan­des der Zi­ta­del­le, in­klu­si­ve des Car­ring­ton-Hö­hen­zu­ges, der sich mit schnee­be­deck­ten Gip­feln in den weit ent­fern­ten Ho­ri­zont bohr­te.
    Der Raum steck­te vol­ler Ni­schen und in­nen­ar­chi­tek­to­ni­scher Ide­en und be­stand aus ei­nem Ma­te­ri­al aus ei­ner an­de­ren Zeit. Es stell­te wahr­haft die Krö­nung des Ver­suchs dar, Wär­me, Kom­fort und Si­cher­heit zu ge­währ­leis­ten, aber für Va­rians Ge­schmack stör­te hier et­was. Der Raum strahl­te ei­ne Käl­te aus, die phy­si­sche Exis­tenz zu be­sit­zen schi­en und an die er sich nie ge­wöh­nen wür­de. Er konn­te die­ses Ge­fühl nicht an­ders be­schrei­ben, als in Ge­dan­ken die to­tal an­ti­sep­ti­sche No­te die­ses Zim­mers, über­haupt der gan­zen Zi­ta­del­le, zu be­kla­gen. Nir­gends fand sich ein Staub­korn oder ei­ne Spur von Le­ben. Nicht ein Fin­ger­ab­druck, ein Schmier­fleck oder sonst das ge­rings­te An­zei­chen da­für, daß sich et­was nicht an sei­nem rich­ti­gen Platz be­fand.
    Man ver­sorg­te sie au­ßer­dem mit ei­nem voll­stän­di­gen Sor­ti­ment an Klei­dungs­stücken nach dem glei­chen Grund- und Schnitt­mus­ter wie die zwang­lo­se, pa­ra­mi­li­tä­ri­sche, funk­tio­na­le und be­que­me Uni­form des Ro­bo­ters. Spä­ter brach­te man sie zu ei­nem klei­nen Spei­se­saal, von dem man einen gu­ten Über­blick über die bo­ta­ni­schen Gär­ten hat­te. Der Ho­mo­log hat­te an­schei­nend vor­her al­les zu­be­rei­tet und be­dien­te sie nun al­lein. Die vier Men­schen ka­men sich vor, als wür­den sie im Pa­last ei­nes groß­zü­gi­gen, wenn auch et­was ex­zen­tri­schen Kö­nigs be­wir­tet.
    Vie­le Fra­gen brann­ten ih­nen auf der Zun­ge, und sie ver­such­ten, wäh­rend der Mahl­zeit ein Ge­spräch mit dem Wäch­ter in Gang zu hal­ten. Selt­sa­mer­wei­se wur­de vie­len ih­rer Fra­gen vor­sätz­lich aus­ge­wi­chen, oder es wur­de ih­nen manch­mal so­gar ganz of­fen die Ant­wort ver­wei­gert. Zum Bei­spiel be­haup­te­te der Wäch­ter, nicht zu wis­sen, wie­viel Zeit seit dem Krieg ver­gan­gen war, kei­ne Ah­nung da­von zu ha­ben, wann die Ers­te Zeit zu En­de ge­gan­gen war oder aus

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