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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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wur­de die­ser Mit­tel­punkt ei­ner je­den Stadt in die zen­tra­le Ko­or­di­nie­rungs­stel­le für das städ­ti­sche Ver­tei­di­gungs­sys­tem um­ge­wan­delt. Je­de Zi­ta­del­le wur­de mit ei­nem be­son­de­ren KI-Satz aus­ge­rüs­tet, den man Wäch­ter nann­te.“
    „Und was heißt Kl-Satz?“ frag­te Va­ri­an.
    „Sie spre­chen ge­ra­de mit ei­nem“, sag­te der Ro­bo­ter. „KI steht na­tür­lich für Künst­li­che In­tel­li­genz. Mit die­sem Be­griff wird der Com­pu­ter­typ be­zeich­net, der für ei­ne spe­zi­el­le Auf­ga­be aus­ge­rüs­tet ist. In die­sem Fall Se­rie 4.“
    „Wo sind denn all die Men­schen?“ Tes­sa sah sich im Gar­ten wie ein Kind im mär­chen­haf­ten Dschun­gel ei­nes ver­gäng­li­chen Traums um. „Was ist mit ih­nen ge­sche­hen?“
    „Sie sind al­le … ver­schwun­den“, sag­te der Ro­bo­ter, so als müs­se er je­des Wort ein­zeln aus­wäh­len. „Sie sind schon vor lan­ger Zeit ver­schwun­den.“
    „Ver­schwun­den?“, sag­te Stoor. „Du meinst wohl tot, oder?“
    „Ja, tot ist der tref­fen­de­re Aus­druck.“ Der Ro­bo­ter war an ei­ner Ram­pen­kreu­zung an­ge­langt und wand­te sich nach rechts. „Hier ent­lang, bit­te.“
    „Aber wie konn­te dies al­les hier denn be­ste­hen blei­ben, wenn die gan­ze Be­völ­ke­rung um­ge­kom­men ist?“ frag­te Va­ri­an.
    Der Ro­bo­ter dreh­te sich um und sag­te ru­hig: „Das ist ei­ne lan­ge Ge­schich­te, über die ich noch ge­nau be­rich­ten wer­de, nach­dem wir die pas­sen­den Un­ter­künf­te für euch ge­fun­den und euch ei­ne Mahl­zeit zu­be­rei­tet ha­ben. Es­sen und Re­ge­ne­ra­ti­on. Das sind doch Pri­märdi­rek­ti­ven der Men­schen, oder lie­ge ich da falsch?“
    „Da kannst du einen drauf las­sen“, sag­te Stoor und lach­te über die merk­wür­di­ge Aus­drucks­wei­se des Ro­bo­ters.
    „Nun gut denn. Ich wer­de da­für sor­gen, daß ihr zu­frie­den­ge­stellt wer­det. Es wird euch noch viel Zeit für Ge­schichts­lek tio­nen zur Ver­fü­gung ste­hen. Nun hier ent­lang, bit­te.“
    Sie wur­den durch einen hell er­leuch­te­ten Gang ge­führt, des­sen Wän­de mit im­pres­sio­nis­ti­schen und sur­rea­lis­ti­schen Kunst­wer­ken be­deckt wa­ren. Die Zu­sam­men­stel­lung von Far­ben, die Aus­ge­wo­gen­heit und Bild­kom­po­si­ti­on spra­chen von ei­nem der­art aus­ge­zeich­ne­ten Ge­schmack, daß er jen­seits des Be­ur­tei­lungs­ver­mö­gens der Be­su­cher lag. Fünf Kunst­ob­jek­te hin­gen an je­dem Wand­stück, je­des ein­zel­ne äu­ßerst vor­teil­haft an­ge­bracht.
    Die Grup­pe blieb vor ei­ner Tür ste­hen. „Dies ist das ers­te Zim­mer“, sag­te der Ro­bo­ter. „Da ich we­der et­was von eu­ren Schlaf- und Le­bens­ge­wohn­hei­ten noch von eu­ren se­xu­el­len Part­ner­be­zie­hun­gen weiß, fürch­te ich, daß ich euch fra­gen muß, wie ihr auf die Zim­mer ver­teilt wer­den wollt.“
    Stoor sah erst die an­de­ren an, dann frag­te er schel­misch grin­send: „Wie groß sind die Zim­mer denn?“
    „Wollt ihr ein Zim­mer für al­le zu­sam­men?“ frag­te der Au­to­mat.
    Tes­sa lach­te. „Lie­ber Gott, nein – al­les, bloß das nicht!“
    „Nein“, sag­te Stoor. „Weißt du, mein lie­ber Freund hier, Raim … er ist mein Leib­wäch­ter. Ich ha­be ihm ein­mal das Le­ben ge­ret­tet, und ge­mäß sei­ner maar­a­di­ni­schen Her­kunft ist er ver­pflich­tet, bis zum En­de mei­nes Le­bens bei mir zu blei­ben. Er schläft so­gar bei mir, aber …“ – Stoor hob ei­ne Hand und grins­te sich in den Bart – „… er schläft nicht mit mir, falls du ver­stehst, was ich mei­ne.“
    Va­ri­an lä­chel­te, und der Ro­bo­ter gab über­flüs­si­ger­wei­se ei­ne be­ja­hen­de Ant­wort, mit der er zu­stimm­te, Stoor und Raim könn­ten das Zim­mer hin­ter die­ser Tür neh­men. Er drück­te Stoors Hand­flä­che ge­gen ei­ne klei­ne, schwar­ze Plat­te ne­ben der Tür, und die­se blitz­te in ei­nem stoi­schen Weiß auf. Er wie­der­hol­te die Pro­ze­dur mit Raims Hand – un­ab­ding­ba­re Vor­aus­set­zung für das Funk­tio­nie­ren ei­nes Hand­flä­chen­druck­schlos­ses.
    Als der al­te Mann mit sei­nem Freund das Zim­mer be­trat, führ­te der Ro­bo­ter Va­ri­an

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