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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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stinkt hier ganz ge­wal­tig!“
    „Die Luft wird kli­ma­tisch kon­trol­liert. Es gibt hier kei­ne Ge­rü­che, die Men­schen nicht zu­träg­lich sind.“
    „O Schei­ße, Mann. Be­faß du dich wei­ter mit ihm!“ sag­te Stoor. Trotz sei­ner Ver­wir­rung grins­te er.
    „Man ließ uns in dem Glau­ben, der Wäch­ter sei ein Die­ner der Mensch­heit“, sag­te Va­ri­an, „und daß wir in die Ge­heim­nis­se der Ers­ten Zeit ein­ge­weiht wür­den, falls wir je­mals die­sen Ort fin­den soll­ten.“
    „Und daß die Welt Vor­teil aus dem Wis­sen er­hal­ten wür­de, das ganz of­fen­sicht­lich hier ge­spei­chert wird …“ er­gänz­te Tes­sa.
    Wie­der nick­te der Ho­mo­log lang­sam. Im­mer noch steck­te das nich­ti­ge Lä­cheln wie ei­ne mür­be kon­stru­ier­te Mas­ke auf sei­nem Ge­sicht. „Das sind in der Tat Mög­lich­kei­ten, die aus eu­rer Ent­de­ckung der Zi­ta­del­le ent­ste­hen könn­ten, da muß ich euch recht ge­ben. Aber be­vor es da­zu kom­men kann, müs­sen erst be­stimm­te … Um­stän­de … ein­tre­ten.“
    „Um­stän­de“, sag­te Stoor mit ei­ner Stim­me, die sich kaum noch von ei­nem Bel­len un­ter­schied. „Was denn für Um­stän­de ?“
    „Ihr wer­det sie be­grei­fen, so­bald sie ein­tre­ten. Mehr kann ich euch jetzt nicht sa­gen.“
    Tes­sa er­hob sich von ih­rem Stuhl und sah den Ho­mo­log scharf an. „Wäch­ter, ver­bes­se­re mich bit­te, wenn ich et­was Falsches sa­ge, aber du sprichst von uns, als sei­en wir hier … Ge­fan­ge­ne.“
    Wie­der herrsch­te die­se un­be­hag­li­che Stil­le. Die Au­gen von al­len vie­ren starr­ten auf den Ho­mo­log, der ih­ren Bli­cken mit ei­nem Aus­druck in den Au­gen be­geg­ne­te, der kaum zu er­grün­den war.
    „Da liegst du nicht falsch“, sag­te er schließ­lich.

 
Sieben
     
    Kur­ze Zeit spä­ter be­gan­nen die Il­lu­sio­nen.
    Zu­min­dest hoff­ten die vier Men­schen, daß es sich da­bei um Il­lu­sio­nen han­del­te, denn an­dern­falls wä­re es der rei­ne Wahn­sinn ge­we­sen.
    Va­ri­an war al­lein durch das drit­te Stock­werk der Zi­ta­del­le ge­lau­fen. Hier be­fan­den sich die größ­ten Wer­ke am Ort: Ma­schi­nen­an­la­gen, Hüt­ten­wer­ke, Müh­len, Kraft­wer­ke – ein Nähr­bo­den für in­dus­tri­el­le Pro­duk­ti­on, der aus­ge­reicht hät­te, das Ge­sicht ei­nes gan­zen Staa­tes der mo­der­nen Welt zu ver­än­dern. Ei­ne gan­ze Mi­nia­tur­stadt aus Prä­zi­si­ons­ma­schi­ne­rie brei­te­te sich vor ihm aus: schim­mern­der Stahl, leuch­ten­de Le­gie­run­gen, mas­si­ve Tur­bi­nen, Dreh­bän­ke und Stanz­ma­schi­nen. Und über dem Gan­zen herrsch­te Gra­bes­ru­he. Nicht ein Mucks reg­te sich aus der großen Lee­re der An­la­ge: Kein Mensch lief vor­bei, und nie­mand be­weg­te Kon­troll­he­bel, die ge­wal­ti­gen Hoch­ö­fen und Kon­ver­ter la­gen kalt und tot da.
    Wo wa­ren die Men­schen ge­blie­ben? Ei­ne die­ser Fra­gen, die der Wäch­ter nicht be­ant­wor­ten konn­te – oder bes­ser, nicht be­ant­wor­ten woll­te. Und be­son­ders die­se Fra­ge ließ Va­ri­an kei­ne Ru­he: Wo­hin wa­ren sie ver­schwun­den? War es denn wirk­lich mög­lich, daß der Krieg sie so voll­stän­dig aus­ge­löscht hat­te? Wur­den sie viel­leicht in ir­gend­ei­ner ver­bor­ge­nen Ab­tei­lung der Zi­ta­del­le eben­falls ge­fan­gen­ge­hal­ten? War der Wäch­ter ei­ne Ma­schi­ne, die ver­rückt ge­wor­den war? Und wenn dies der Fall war, wür­den er oder sie al­le vier je­mals et­was da­ge­gen un­ter­neh­men kön­nen?
    Da­zu fehl­ten ih­nen die Mit­tel oder, an­ders aus­ge­drückt, sie konn­ten noch nicht das We­sen des Wäch­ters ver­ste­hen. In je­der Se­kun­de wur­de Va­ri­an an die über­le­gen­de Weis­heit der­je­ni­gen er­in­nert, die die­sen Ort, durch den er jetzt schritt, er­schaf­fen hat­ten. Sie müß­ten ja völ­lig über­ge­schnappt sein, um es selbst mit den Stief­kin­dern ei­ner sol­chen Ge­sell­schaft an Geist oder Fä­hig­kei­ten auf­neh­men zu wol­len.
    Er lief wei­ter. Sein Waf­fen­gurt hing schlaff über der Zi­ta­del­len– „Uni­form“. Ihm war ge­nau wie den an­de­ren das Tra­gen von Waf­fen ge­stat­tet wor­den. An­schei­nend ein Zei­chen des Wäch­ters,

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