Zitadelle des Wächters
um zu zeigen, daß er die vier nicht zu fürchten brauchte. Er verließ den Industriekomplex, ging um eine Ecke und fand sich auf einem breiten, schattigen Weg wieder, wo sich sicher einst große Menschenmassen gedrängt hatten, um sich auf dem offenen Forum zu treffen und miteinander zu kommunizieren. Nun war daraus ein ruhiger Park geworden, ein Stück Grün, das besonders von Bäumen geprägt wurde, von denen Varian gar nicht wußte, daß sie auf der Erde vorkamen.
Während er über die sorgfältig gepflegten Spazierwege dahinschritt, machte er im Augenwinkel eine Bewegung aus. Rasch drehte er sich auf dem Absatz herum und hatte in einer blitzartigen Bewegung auch schon die Pistole in der Hand – genauso wie der alte Furioso es ihm vor vielen Jahren beigebracht hatte. Er richtete die Waffe auf drei Gestalten, die anmutig im Dickicht unter herbstfarbenen Bäumen standen.
Drei wunderschöne Frauen hielten sich ganz ruhig unter den Bäumen auf und machten den Eindruck, als hätten sie auf ihn gewartet.
„Einen schönen Tag, mein Herr“, sagte eine Frau. „Ich heiße Hera.“ Sie war die größte von den dreien und hatte blaugrüne Augen und kastanienbraunes Haar, das sehr lang, voll und glänzend war. Ihr Gesicht war feingeschnitten und trug ein einladendes Lächeln. Sie war eine wirklich schöne Frau. Hera trug ein langes, praktisch durchsichtiges Gewand, durch das er ihren Körper, erkennen konnte: straff, trotzdem geschmeidig und alles in allem wohlproportioniert.
„Ich heiße Varian Hamer“, sagte er und ließ die Waffe wieder sinken, steckte sie jedoch nicht wieder ein. „Was tut Ihr hier? … Ich dachte … ich glaubte, ich sei allein hier …“
„Das ist doch ganz egal“, sagte Hera. „Wir sind nur hierhergekommen, um Euch um einen kleinen Gefallen zu bitten.“ Hera zeigte auf ihre beiden Begleiterinnen, die jetzt vortraten. Sie beugten zierlich das Haupt und verloren dabei für einen kurzen Moment ihren starren Blick. „Das sind Athene und Aphrodite.“
Varian verbeugte sich vor den Frauen und faßte sie kurz ins Auge. Athenes Haare waren rabenschwarz, und sie trug relativ schwermütige Züge: mandelförmige, braune Augen, eine wohlgebräunte Haut, ein voller, sinnlicher Mund und eine leicht gebogene Nase. Ihre Wangenknochen standen hoch und traten hervor. Sie trug ein ebensolches transparentes Gewand, durch das ihre wogenden Hüften und großen Brustwarzen sichtbar wurden. Aphrodite war zwar nicht weniger aufregend, sah aber ganz anders aus: goldblondes Haar, himmelblaue Augen, lange Wimpern, eine kecke, kurze Nase und ein kleiner, zarter Mund, sanft geschwungen wie der Bogen eines Jägers. Sie trug wie die beiden ersten Frauen ein Gewand, das nichts verheimlichte, und stand ihnen, was die Formen anging, in nichts nach. Tatsächlich konnte sich Varian nicht daran erinnern, jemals zuvor drei Frauen auf einem Fleck gesehen zu haben, die allesamt so perfekt waren und doch so verschiedene Beispiele für weibliche Schönheit darstellten.
„Wir haben ein Problem“, sagte jene, die Athene hieß.
„Ja“, sagte Aphrodite. „Wir waren auf einem Bankett, das einige Freunde von uns gegeben haben …“
Varian wollte sie unterbrechen und sie danach fragen, woher sie kamen, wessen Bankett das gewesen sei und wieso sie hierhergekommen waren … Aber er konnte einfach nichts sagen. Es war so, als hätten sie einen unspürbaren Einfluß auf ihn.
„Und dort gab es eine besondere Aufgabe“, sagte Hera und griff in ihr Gewand, aus dem sie eine hervorragende Skulptur hervorholte – einen goldenen Apfel. Varians Kennerblick war entzückt von der kunstvollen Ausarbeitung des goldenen Apfels, und er
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