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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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um zu zei­gen, daß er die vier nicht zu fürch­ten brauch­te. Er ver­ließ den In­dus­trie­kom­plex, ging um ei­ne Ecke und fand sich auf ei­nem brei­ten, schat­ti­gen Weg wie­der, wo sich si­cher einst große Men­schen­mas­sen ge­drängt hat­ten, um sich auf dem of­fe­nen Fo­rum zu tref­fen und mit­ein­an­der zu kom­mu­ni­zie­ren. Nun war dar­aus ein ru­hi­ger Park ge­wor­den, ein Stück Grün, das be­son­ders von Bäu­men ge­prägt wur­de, von de­nen Va­ri­an gar nicht wuß­te, daß sie auf der Er­de vor­ka­men.
    Wäh­rend er über die sorg­fäl­tig ge­pfleg­ten Spa­zier­we­ge da­hin­schritt, mach­te er im Au­gen­win­kel ei­ne Be­we­gung aus. Rasch dreh­te er sich auf dem Ab­satz her­um und hat­te in ei­ner blitz­ar­ti­gen Be­we­gung auch schon die Pis­to­le in der Hand – ge­nau­so wie der al­te Fu­rio­so es ihm vor vie­len Jah­ren bei­ge­bracht hat­te. Er rich­te­te die Waf­fe auf drei Ge­stal­ten, die an­mu­tig im Dickicht un­ter herbst­far­be­nen Bäu­men stan­den.
    Drei wun­der­schö­ne Frau­en hiel­ten sich ganz ru­hig un­ter den Bäu­men auf und mach­ten den Ein­druck, als hät­ten sie auf ihn ge­war­tet.
    „Einen schö­nen Tag, mein Herr“, sag­te ei­ne Frau. „Ich hei­ße He­ra.“ Sie war die größ­te von den drei­en und hat­te blau­grü­ne Au­gen und kas­ta­ni­en­brau­nes Haar, das sehr lang, voll und glän­zend war. Ihr Ge­sicht war fein­ge­schnit­ten und trug ein ein­la­den­des Lä­cheln. Sie war ei­ne wirk­lich schö­ne Frau. He­ra trug ein lan­ges, prak­tisch durch­sich­ti­ges Ge­wand, durch das er ih­ren Kör­per, er­ken­nen konn­te: straff, trotz­dem ge­schmei­dig und al­les in al­lem wohl­pro­por­tio­niert.
    „Ich hei­ße Va­ri­an Ha­mer“, sag­te er und ließ die Waf­fe wie­der sin­ken, steck­te sie je­doch nicht wie­der ein. „Was tut Ihr hier? … Ich dach­te … ich glaub­te, ich sei al­lein hier …“
    „Das ist doch ganz egal“, sag­te He­ra. „Wir sind nur hier­her­ge­kom­men, um Euch um einen klei­nen Ge­fal­len zu bit­ten.“ He­ra zeig­te auf ih­re bei­den Be­glei­te­rin­nen, die jetzt vor­tra­ten. Sie beug­ten zier­lich das Haupt und ver­lo­ren da­bei für einen kur­z­en Mo­ment ih­ren star­ren Blick. „Das sind Athe­ne und Aphro­di­te.“
    Va­ri­an ver­beug­te sich vor den Frau­en und faß­te sie kurz ins Au­ge. Athe­nes Haa­re wa­ren ra­ben­schwarz, und sie trug re­la­tiv schwer­mü­ti­ge Zü­ge: man­del­för­mi­ge, brau­ne Au­gen, ei­ne wohl­ge­bräun­te Haut, ein vol­ler, sinn­li­cher Mund und ei­ne leicht ge­bo­ge­ne Na­se. Ih­re Wan­gen­kno­chen stan­den hoch und tra­ten her­vor. Sie trug ein eben­sol­ches trans­pa­ren­tes Ge­wand, durch das ih­re wo­gen­den Hüf­ten und großen Brust­war­zen sicht­bar wur­den. Aphro­di­te war zwar nicht we­ni­ger auf­re­gend, sah aber ganz an­ders aus: gold­blon­des Haar, him­melblaue Au­gen, lan­ge Wim­pern, ei­ne ke­cke, kur­ze Na­se und ein klei­ner, zar­ter Mund, sanft ge­schwun­gen wie der Bo­gen ei­nes Jä­gers. Sie trug wie die bei­den ers­ten Frau­en ein Ge­wand, das nichts ver­heim­lich­te, und stand ih­nen, was die For­men an­ging, in nichts nach. Tat­säch­lich konn­te sich Va­ri­an nicht dar­an er­in­nern, je­mals zu­vor drei Frau­en auf ei­nem Fleck ge­se­hen zu ha­ben, die al­le­samt so per­fekt wa­ren und doch so ver­schie­de­ne Bei­spie­le für weib­li­che Schön­heit dar­stell­ten.
    „Wir ha­ben ein Pro­blem“, sag­te je­ne, die Athe­ne hieß.
    „Ja“, sag­te Aphro­di­te. „Wir wa­ren auf ei­nem Ban­kett, das ei­ni­ge Freun­de von uns ge­ge­ben ha­ben …“
    Va­ri­an woll­te sie un­ter­bre­chen und sie da­nach fra­gen, wo­her sie ka­men, wes­sen Ban­kett das ge­we­sen sei und wie­so sie hier­her­ge­kom­men wa­ren … Aber er konn­te ein­fach nichts sa­gen. Es war so, als hät­ten sie einen un­spür­ba­ren Ein­fluß auf ihn.
    „Und dort gab es ei­ne be­son­de­re Auf­ga­be“, sag­te He­ra und griff in ihr Ge­wand, aus dem sie ei­ne her­vor­ra­gen­de Skulp­tur her­vor­hol­te – einen gol­de­nen Ap­fel. Va­rians Ken­ner­blick war ent­zückt von der kunst­vol­len Aus­ar­bei­tung des gol­de­nen Ap­fels, und er

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