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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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sein Le­ben für dich hin­ge­ben?“
    „Was?“
    „Raim. Steht er bei dir nicht im Wort? Hast du nicht über­all ver­brei­tet, daß du ihm vor lan­ger Zeit das Le­ben ge­ret­tet hast und er dir des­halb auf ewig zu die­nen ver­pflich­tet ist?“
    „Ja, aber …“
    „Da­mit schul­det er dir ja, in ge­wis­sem Sin­ne, sein Le­ben. Und ich bin mir ganz si­cher, daß er, wenn du ihn bit­ten wür­dest, sich zu op­fern, um den an­de­ren zu hel­fen, dies oh­ne Wi­der­spruch tun wür­de.“
    „Viel­leicht tä­te er das … doch das wä­re al­lein sei­ne Ent­schei­dung, nicht mei­ne.“
    „Wirk­lich? Vor Jah­ren hast du dich ent­schie­den, sein Le­ben zu ret­ten. Da­mit hat­test du die Schwel­le zur Kon­trol­le sei­nes Le­bens und Ster­bens über­schrit­ten – aus wel­chem Grund soll­test du jetzt da­von Ab­stand neh­men?“
    „Nein, es ist nicht recht!“
    „Es gibt hier kei­ne Ent­schei­dung zwi­schen Recht und Un­recht. Man muß al­les so neh­men, wie es ist. Dei­ne Bit­te an Raim ist nur ei­ne Form­sa­che. Und das weißt du auch.“
    „Und du willst von mir, daß ich an sei­ner Stel­le ent­schei­de. Ihm so­zu­sa­gen das Stich­wort ge­be?“
    „Es ist un­um­gäng­lich, daß es so ab­läuft, glau­be mir. Wor­über wir hier re­den, ist ei­ne ur­al­te ethi­sche Grund­fra­ge. Und die Ant­wort muß je­des­mal aufs neue er­wo­gen und ge­ge­ben wer­den, so­oft die Fra­ge wie­der ge­stellt wird.“
    „Wo­von re­dest du ei­gent­lich?“
    Zeus Au­gen trie­ben einen Mo­ment lang ab, als er­in­ne­re er sich an et­was. „Einst wur­de ei­nem Mann na­mens Aga­mem­non an­ge­tra­gen, sei­ne Toch­ter zu op­fern …“
    Stoor ruck­te den Kopf hoch und starr­te Zeus in­ten­siv an. Na­tür­lich!
    Bei den letz­ten Wor­ten war es ihm wie­der ein­ge­fal­len. Er wuß­te jetzt, wo er den Na­men schon ein­mal ge­hört hat­te …
    „… und die Toch­ter“, sag­te Stoor, „hieß Iphi­ge­nie!“
    Jetzt war es an Zeus, ver­wirrt zu sein. „Das weißt du? Wo­her?“
    Stoor lä­chel­te. „Nach al­lem, was ich ge­hört ha­be, wur­de sie für ei­ne Frau ge­tö­tet, die Ar­te­mis hieß. Das ist nicht zu­fäl­lig ein an­de­rer dei­ner Na­men, oder?“
    „Nein, aber sie ist ei­ne Freun­din von mir. Wir tun uns ge­le­gent­lich einen Ge­fal­len.“
    „Das kann ich mir leb­haft vor­stel­len.“
    „Ich bin … über­rascht, daß du von uns weißt“, sag­te Zeus, nach­dem er sei­ne Fas­sung zu­rück­ge­won­nen hat­te. „Aber das än­dert nichts an mei­nem Vor­schlag.“
    Stoor lä­chel­te. „Ich wer­de dir dar­auf ant­wor­ten, doch zu­erst mußt du mir ent­ge­gen­kom­men.“
    „Ent­ge­gen­kom­men?“
    „Sag mir die Wahr­heit, ein­ver­stan­den?“
    „Ich las­se nicht mit mir han­deln.“
    „Dann kann ich mich auch nicht mit dei­nem An­ge­bot be­fas­sen“, sag­te Stoor.
    Bei­de schwie­gen, und Zeus wur­de lang­sam un­ge­dul­dig. „Al­so gut, was willst du wis­sen?“
    „Das hier ist doch nicht re­al, oder?“
    „Was willst du da­mit sa­gen?“
    „Ich mei­ne, das hier ist doch so et­was wie ei­ne Il­lu­si­on, ei­ne Art Spiel oder so et­was Ähn­li­ches, nicht wahr?“
    „Wie soll ich das ver­ste­hen?“ Äu­ßer­lich blieb Zeus ru­hig, aber der Klang sei­ner Stim­me ver­riet et­was von sei­ner Un­ru­he.
    „Ich will sa­gen, du kannst uns in Wirk­lich­keit gar nicht zur Flucht ver­hel­fen, ge­nau­so­we­nig, wie du wirk­lich Raim das Le­ben neh­men wür­dest, soll­te ich es dir ge­ben … denn in Wahr­heit exis­tierst du gar nicht!“
    Zeus lä­chel­te. „Al­ter Stoor, du bist ein zä­her, al­ter Mann …“
    „Al­so ha­be ich doch recht!? Es stimmt, nicht wahr?“
    „In ge­wis­ser Wei­se.“
    „Was, bei Krell, hat das denn nun schon wie­der zu be­deu­ten?“
    „Daß ich wirk­lich nicht über die Macht ver­fü­ge, wie du ge­sagt hast, daß das Gan­ze hier nicht un­be­dingt das ist … was es zu sein scheint.“
    „Hört sich an, als woll­test du ei­gent­lich nur et­was wis­sen. Et­was in Er­fah­rung brin­gen …?“
    Zeus nick­te. „Bit­te, sag es mir jetzt. Was wür­dest du tun? Ihn op­fern?“
    Stoor be­sah sich ge­nau das Ge­sicht des Man­nes, der vor­gab, Zeus zu sein. Ir­gend et­was war in den Au­gen die­ses Man­nes

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