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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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– oder wel­chen We­sens auch im­mer, das sich die­ser Mas­ke­ra­de be­dien­te – ir­gend et­was, das drin­gend nach ei­ner Ant­wort ver­lang­te. Stoor fühl­te über­mäch­tig die Fra­ge in sich auf­stei­gen: Warum? Was war hier ei­gent­lich im Gan­ge?
    „Bit­te, gib mir dei­ne Ant­wort“, sag­te Zeus.
    „Nun gut“, sag­te Stoor, „ich wür­de ihn op­fern …“ Un­ter be­stimm­ten Um­stän­den, ja, dach­te er. Er war we­der aber­gläu­bisch, noch glaub­te er an ur­al­te Le­gen­den, aber es steck­te wirk­lich ein Körn­chen Wahr­heit in den al­ten Ge­schich­ten – oder bes­ser: ein Körn­chen Weis­heit. Er hat­te die­se Ant­wort so­wohl aus Neu­gier­de auf das ge­ge­ben, was nun folg­te, als auch aus der Über­zeu­gung her­aus, daß die­se Ant­wort von ihm er­war­tet wur­de.
    Zeus nick­te und kehr­te zu der so­li­den Wand zu­rück. „Dan­ke“, sag­te er. „Vie­len Dank. Ich wer­de dich jetzt ver­las­sen.“
    „War­te!“ sag­te Stoor, und tat­säch­lich hielt die Ge­stalt einen Mo­ment lang in­ne, be­vor sie durch die Wand ins Nichts ent­schwand.
     
    Selbst­ver­ständ­lich wur­de Tes­sa von den selt­sa­men Er­schei­nun­gen, de­nen sich die Grup­pe aus­ge­setzt sah, nicht aus­ge­schlos­sen. Sie be­fand sich ge­ra­de in der Da­ten­spei­che­rungs­ab­tei­lung und ver­such­te, mit der Ar­beits­wei­se und der Aus­stat­tung der An­la­ge ver­traut zu wer­den, als sich ihr ein merk­wür­dig be­klei­de­ter Mann nä­her­te. Er trug die Rüs­tung ei­nes pri­mi­ti­ven Krie­gers, doch sein Ge­sicht of­fen­bar­te In­tel­li­genz und Ver­schla­gen­heit.
    Sie konn­te sich kei­nen Reim dar­auf ma­chen, wo er her­ge­kom­men war. An­schei­nend war er von ei­nem Mo­ment auf den an­de­ren ein­fach da­ge­we­sen. Un­ter dem Arm trug er ei­ne reich ver­zier­te, mit Dia­man­ten be­setz­te Büch­se aus El­fen­bein, Eben­holz und an­de­ren exo­ti­schen Holzar­ten. Ein wah­res Meis­ter­werk. Und ob­wohl sie von dem plötz­li­chen Auf­tau­chen des Man­nes ver­wirrt, ja so­gar er­schreckt war, be­merk­te sie, daß es ihr Mü­he be­rei­te­te, die Au­gen von der Büch­se zu neh­men.
    „Gu­ten Abend, liebs­te Tes­sa“, sag­te der Mann. Sei­ne Stim­me klang an­ge­nehm und Ver­trau­en er­we­ckend, war aber auch vol­ler Re­so­nanz und kün­de­te von Macht und Au­to­ri­tät.
    „Wer bist du?“ frag­te sie und be­müh­te sich erst gar nicht dar­um, ihr Un­be­ha­gen oder ih­re leich­te Furcht zu ver­ber­gen.
    „Du brauchst vor mir kei­ne Angst zu ha­ben“, sag­te der Mann. „Ich bin Zeus. Hast du schon ein­mal von mir ge­hört?“
    Sie schwieg einen Mo­ment und dach­te nach. Dann schüt­tel­te sie den Kopf. Ein wun­der­schö­nes Stück, dach­te sie, wäh­rend sie im­mer noch ver­stoh­le­ne Bli­cke auf die Büch­se des Man­nes warf.
    „Du hast nicht? Hmm, sehr gut.“
    „Gut?“
    „Du wirst al­les ver­ste­hen … ei­nes Ta­ges. Aber im Mo­ment möch­te ich dir ger­ne et­was er­zäh­len.“
    „Dann er­zäh­le mir et­was. Was tust du hier? Ich dach­te, al­le sei­en vor lan­ger Zeit ver­schwun­den. Du kommst si­cher vom Wäch­ter, oder?“
    „Nicht di­rekt“, sag­te er nur und trat einen Schritt auf sie zu.
    Ur­plötz­lich zog sich al­les in ihr zu­sam­men. Im Kopf jag­ten die Ge­dan­ken hin und her, als sie sich an die Grund­tech­ni­ken der Selbst­ver­tei­di­gung zu er­in­nern ver­such­te, die Va­ri­an ihr bei­ge­bracht hat­te. Al­les hat­te so ein­fach aus­ge­se­hen, als sie die­se Tech­nik er­lernt hat­te. Aber jetzt, da sie die­se Fä­hig­kei­ten be­nö­tig­te, woll­ten sie sich ein­fach nicht ein­stel­len.
    „Stimmt ir­gend et­was nicht?“ frag­te Zeus.
    „Bit­te, komm nicht nä­her. Ich ken­ne dich nicht … Ich weiß nicht, ob ich dir … trau­en kann.“
    Der Mann blieb ste­hen und lä­chel­te. Ein sehr ent­waff­nen­des, char­man­tes Lä­cheln. Tes­sa ent­spann­te sich sicht­lich. Et­was Selt­sa­mes ging von ihm aus, von sei­ner merk­wür­di­gen Klei­dung und von sei­ner Spra­che, die sie nicht ein­ord­nen konn­te, da sie kei­nem be­kann­ten Dia­lekt in der Welt ent­sprach.
    „Bit­te, ich ver­si­che­re dir, daß ich dir kein Leid an­tun will. In Wahr­heit

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