Zitadelle des Wächters
hier?“
„Dazu komme ich noch. Sagen wir mal so: Ich habe etwas, was du sehr gerne hättest – in Ordnung?“
„Und das wäre zum Beispiel?“
„Zum Beispiel deine Freiheit.“
Das Wort schien eine Saite in Stoors Seele zum Klingen zu bringen. Bewegungslos blieb er einen Moment stehen. Sein Unterkiefer fiel langsam nach unten.
„Meine Freiheit?“
„Ganz genau.“
„Wer bist du denn überhaupt?“
„Belassen wir es doch dabei, daß es mir ernst ist mit dem, was ich sage, und ich hier über einigen Einfluß verfüge.“
„Du bist der Wächter, nicht wahr?“
„Nein.“
„Hier läuft nichts, ohne daß die verdammte Maschine davon weiß – du hältst mich wohl für besonders einfältig.“
„Wie schon erwähnt, ich bin nicht der Wächter. Aber ich kann dich hier herausbringen.“
„Und was ist mit den anderen?“
„Auch sie können ihre Freiheit erhalten, bis auf einen.“
„Wovon redest du eigentlich? Wer soll das sein? Wer?“
„Es liegt doch wohl klar auf der Hand, daß ihr euch euren Weg hier heraus erkämpfen müßt … hast du schon einmal daran gedacht?“ Zeus stolzierte leichtfüßig im Zimmer herum.
„Mir ist dieser Gedanke durchaus schon einmal gekommen.“
„Gut. Dann wollen wir es einmal so ausdrücken: Ich bin in der Lage, eure Sicherheit und das Gelingen eurer Flucht zu garantieren. Auch wenn du mir nicht glaubst, so laß es doch als Diskussionsbasis stehen, in Ordnung?“
„Mach weiter.“
„Aber es gibt da einen Haken. Weißt du, als Zeus habe ich bestimmte besondere Wünsche …“
„Und die wären?“
„Ich bin zum Beispiel ganz verrückt nach Opfergaben.“
„Wonach?“
„Weißt du, ich möchte gerne etwas – vorzugsweise jemanden – mir dargebracht sehen, als Zeichen von … na, sagen wir, als gutes Omen.“
„ Darbringen? Das hört sich nach diesen Wilden im Baadghizi an, diesen Hurrun! Stehst du auch auf Steinaltäre?“
Zeus zuckte die Achseln. „Die sind nicht übel. Aber ich möchte eigentlich auf einer Opferperson bestehen.“
Stoor sah den Mann an und entdeckte, daß trotz seiner vornehmen Haltung und trotz seines ebensolchen Benehmens seine Augen kalt und hart wie Stahl waren. Zeus meinte es ernst.
„Und wen hast du dir vorgestellt? Jemand bestimmten?“
„Natürlich.“
„Und wer ist es?“
Zeus lächelte. „Also kommen wir doch noch zu einem Handelsabschluß. Deine Freiheit … eure Freiheit gegen das Leben von Raim.“
„Raim! Du bist wohl verrückt! Er ist der einzige wirkliche Freund, der beste Freund, den ich je hatte. Jedermann könnte sich glücklich schätzen, einen solchen Freund zu haben. Bei Krell! Er ist mir wie ein Sohn ans Herz gewachsen!“ Stoor lachte nervös auf. Aber der seltsam aufgeputzte Mann namens Zeus erwiderte das Lachen nicht.
„Genau so, Stoor. Genau so verhält es sich.“
„Wie?“
„Wenn man will, daß das Opfer eine Bedeutung hat, so muß es etwas von unwiederbringlichem Wert sein, nicht wahr?“
„Von unwiederbringlichem Wert? Ein Menschenleben? Und dann auch noch einen Freund? Das will ich meinen, daß so etwas einen Wert hat!“
„Nun, das ist mein Preis … Ihr gebt mir Raim, und ich werde dafür sorgen, daß ihr euren Kampf gegen die Wächter gewinnt und frei seid.“
„Lächerlich. Was willst du denn mit Raim? Was willst du mit ihm anfangen?“
Zeus grinste. „Wieso? Ihn umbringen natürlich.“
Stoor hätte sich fast von dem Mann abgewandt, erinnerte sich aber daran, daß man einem Bewaffneten tunlichst nie den Rücken zukehrte. „Du hast den Verstand verloren!“ Er spuckte ihm die Worte fast entgegen und war versucht, den Fremden anzugreifen und die Sache damit zu einem Ende zu bringen. Er spürte, wie der Widerwille in ihm immer stärker wurde, und er war des Redens müde.
„Verstand verloren? Kaum. Denk doch einmal daran, Stoor: Würde Raim nicht freudig
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