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Zitadelle des Wächters

Zitadelle des Wächters

Titel: Zitadelle des Wächters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas F. Monteleone
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Zerstörungsstrahl ausgerüstet. Beim Nahkampf ist der sehr nützlich. Obwohl alle Klasse-VI-Roboter unter dem Kommando des Wächters stehen, wurde den Kampfrobotern das ‚Privileg’ gewährt, in gewissen Situationen selbständig zu denken, zum Beispiel, wenn sich das im Kampfgetümmel als notwendig erweisen sollte. Was Energie und Kampfstärke betrifft, so bin ich weitaus besser ausgestattet als der euch bekannte Homolog des Wächters. Kampfroboter sind in der Lage, sich selbsttätig wieder instand zu setzen, und sind resistent gegen Wetter, Strahlung und Gewehrkugeln. Das eben war, wie ihr sagen würdet, ein ‚Kinderspiel’.“
    „Das habe ich eigentlich nicht gemeint“, sagte Varian. „Der Wächter hat keine … Kontrolle mehr über dich … Wie konnte das geschehen?“
    Kartaphilos lächelte. „Genauso ist es. Vor ungezählten Jahren wurde ich ausgeschickt, Entsatztruppen zu suchen. Damals wurde die Zitadelle gerade belagert. Ich wurde von einer Riken-Angriffswaffe beschädigt. Nachdem mir die Flucht gelungen war und der Eigenreparaturmechanismus seine Arbeit getan hatte, stellte ich fest, daß meine Befehlsempfangszentrale nur noch auf einem sogenannten ‚offenen Level’ funktionierte. Das heißt, ich bekam durchaus noch die Befehle des Wächters herein, aber er konnte in keiner Weise mehr meine Handlungen diktieren.“
    „Ich blicke immer noch nicht richtig durch“, sagte Stoor. „Du bist doch auf Grund des Leitstrahls zurückgekommen … Warum?“
    Kartaphilos richtete seine Augen auf den alten Mann, schwieg einen Moment und lächelte. „Ich kehrte zurück, weil ich zu jenem Zeitpunkt annahm, immer noch derselben Intelligenz zu dienen, die mich damals ausgesandt hatte.“
    „Was meinst du damit: ‚derselben Intelligenz’?“ sagte Tessa. Sie warf einen Blick auf Varian und fragte sich, ob er begriffen hatte, was der merkwürdige Roboter eigentlich sagen wollte.
    Kartaphilos stieg über das Wrack des Homologs hinweg, lief quer durch das Zimmer und ließ sich schließlich auf einem Diwan nieder. Er beugte sich nach vorn, stützte die Arme auf die Oberschenkel und machte einen erschöpften Eindruck. Das wirkte so unglaublich menschlich, dachte Tessa. Kaum zu glauben, daß die Erbauer der Zitadelle und des Wächters auch noch einen Automaten konstruieren konnten, der sich so vollständig menschlich benahm.
    „Was ich damit sagen will?“ sagte der Roboter spöttisch. „Ich hätte eigentlich gedacht, ihr wäret mittlerweile von selbst darauf gekommen …“
    Stoor trat rasch auf ihn zu. „ Wo rauf gekommen? Wovon redest du denn?“
    „Mir ist das sofort aufgefallen, als ich die Zitadelle betrat“, sagte Kartaphilos. „Wißt ihr es denn noch immer nicht? Der Wächter ist verrückt geworden.“

 
Elf
     
    „Ich glaube, wir sollten uns jetzt einmal ausführlicher unterhalten“, sagte Varian.
    Eine kurze Stille trat ein, in der die Menschen sich gegenseitig anblickten. Alle trugen den gleichen Gesichtsausdruck: eine Mischung aus Erschrecken und Verwirrung. Kartaphilos sah sie der Reihe nach an und wirkte belustigt.
    „Ihr habt es wirklich nicht gewußt, nicht wahr? Keiner von euch … Eigentlich unglaublich.“
    „Was soll das heißen?“ fragte Tessa.
    „Ich will damit sagen: Habt ihr wirklich geglaubt, wir hätten uns in der Ersten Zeit alle so aufgeführt? Habt ihr wirklich geglaubt, wir wären allesamt ein Haufen affektierter, übergeschnappter Halbgötter gewesen, denen ein Menschenleben genauso gleichgültig war wie einem Luten?“
    „Also, jetzt kennen wir uns gar nicht mehr aus“, sagte Varian. „Es wäre wohl besser, du würdest uns jetzt einige Dinge erklären.“
    Kartaphilos atmete langsam aus. „Insofern mir das möglich ist. Ich kann auch nicht mehr sagen, als daß dem Wächter in meiner Abwesenheit irgend etwas zugestoßen sein muß. Im rein kybernetischem Sinne funktioniert er noch einwandfrei, aber bitte versteht mich nicht falsch. Seine Denkprozesse, sein Verstand, wenn man so will, sind aus den Fugen geraten, laufen verkehrt, er ist verrückt … man kann es nicht anders beschreiben.“
    „Wie sicher bist du dir denn in diesem Urteil?“ fragte Tessa.
    Kartaphilos zuckte die Achseln. „Auch das kann ich nicht hundertprozentig erklären und auch nicht die zugrunde liegenden Kriterien beschreiben. Ich will es einmal so ausdrücken: Meine elektronische Ausrüstung ist so angelegt, daß ich mittels Sensoren in den Wächter ›hineinsehen’ kann. Und sie haben mir

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