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Zitronen im Mondschein

Zitronen im Mondschein

Titel: Zitronen im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mayer Gina
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jedenfalls die schönste Liebe, die ich bisher erfahren habe«, sagte sie nach einer Weile.
     
    So war das zwischen Gudrun und Frau Pressmann. Jetzt stand Mira hier neben Anselm im Kino, der sich nicht von der Stelle rührte, obwohl sich der Saal inzwischen fast geleert hatte. »Ich denke, ich werde ein Wort mit ihnen wechseln«, murmelte er schließlich, mehr zu sich selbst als zu Mira. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff, dass er von den drei Männern unten im Orchestergraben sprach.
    »Soll ich draußen auf dich warten?«, fragte sie ein wenig unsicher.
    Er schaute sie an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Nein, warum das denn? Komm mit!«, sagte er nach kurzem Zögern.
    Der Dirigent war dünn und nervös. »Guten Tag, guten Tag«, sagte er mit leiser Stimme, während er erst Anselm und dann Mira die Hand schüttelte. »Herr Guben. Genosse Anselm. Ich habe dich vorhin gar nicht gesehen. Und das Fräulein …«
    »Schwarz«, sagte Anselm. »Genossin Schwarz.«
    »Richtig, richtig«, sagte der Mann, obwohl er und Mira sich gar nicht kannten. »Nun, Genosse Guben ist Vorsitzender unserer Ortsgruppe. Wenn ich vorstellen darf: Das ist Herr Eisler aus Berlin. Und Herr Langhoff aus Hamburg. Beide eigens angereist aufgrund der heutigen Wiederaufführung.« Er nickte hastig mehrmals hintereinander.
    »Wir sind uns auch einmal begegnet, aber Sie werden sich nicht an mich erinnern«, sagte Anselm zu dem kleinen, rundlichen Glatzkopf, den der Dirigent Herr Eisler genannt hatte.
    »Offen gestanden, nein.« Eisler deutete einen Diener an. Sein Kopf war eine perfekte Kugel, genauso breit wie lang und bis auf einen schmalen Haarkranz über den Ohren vollkommen kahl.
    »Ich wollte Ihnen mitteilen, dass ich ein großer Bewunderer Ihrer Arbeit bin«, fuhr Anselm fort. »Ich kenne Ihre Stücke …«
    »Sind Sie auch Musiker?«, unterbrach ihn Eisler.
    »Ja«, sagte Anselm. »Ich meine, nein.« Er räusperte sich. »Ich habe keine akademische Ausbildung, aber ich begleite Filmvorführungenin einem Lichtspieltheater.« Er räusperte sich noch einmal. »Dann und wann komponiere ich auch.«
    »Sehr schön.« Der kleine runde Mann lächelte gleichgültig. Er will uns loswerden, dachte Mira betreten, und Anselm schien dasselbe zu denken, denn er deutete nun ebenfalls eine Verbeugung an.
    »Wir müssen, Herr Eisler«, sagte der Mann mit dem Bürstenhaarschnitt. »Man will den Abend zur Feier der Wiederaufnahme des Panzerkreuzers gemeinsam ausklingen lassen, in einem Lokal in der Nähe.«
    »Zur Feier der Wiederaufnahme?«, wiederholte Anselm, obwohl der andere gar nicht mit ihm gesprochen hatte. »Was gibt es denn an dieser Sache zu feiern? Der ursprüngliche Film wurde doch bis zur Unkenntlichkeit zensiert.«
    Eislers rundes Gesicht veränderte sich plötzlich. Die joviale Fröhlichkeit verschwand, stattdessen erschien ein neuer Ausdruck, ernst, fast sorgenvoll. »Sie sehen es also auch so«, sagte er.
    »Sicher sehe ich es so, wie sollte man es sonst sehen?«
    »Für diejenigen, die den Film noch nicht kannten, für eben die könnte es doch eine Bereicherung sein, dass sie ihn nun doch zu sehen bekommen, wenn auch in gekürzter Form.«
    »Was für eine Bereicherung sollte das sein?«, fragte Anselm. Sein Ton war jetzt nicht mehr devot und förmlich, er klang scharf, fast verächtlich. »Es ist doch ein verzerrtes Bild, das ihnen hiermit dargeboten wird.«
    »Aber es ist dennoch beeindruckend«, meinte Mira. Ihre Stimme klang sehr fremd, so fremd, dass sie sich selbst kaum wiedererkannte. Was redete sie hier überhaupt? fragte sie sich dann, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, schien sich Anselm dasselbe zu fragen.
    »Finden Sie?«, fragte Eisler, bevor Anselm etwas sagen konnte. Auch der Dirigent und der Bürstenhaarschnitt sahen sie jetzt an, neugierig und ein wenig ungeduldig zugleich.
    Mira spürte, wie ihr heiß wurde. Warum zum Teufel hatte sie nicht den Mund gehalten? Jetzt musste sie antworten.»Nun, ich für meinen Teil habe den Film gerade das erste Mal gesehen. Und ich muss sagen, trotz der Zensierung hat er einen starken Eindruck auf mich gemacht.«
    »Sehen Sie«, sagte Eisler begeistert und deutete dabei mit dem Zeigefinger auf Anselm.
    Mira fühlte sich auf einmal schuldbewusst. »Ich meine, ich kenne das Original natürlich nicht und kann nicht beurteilen …«
    »Eben drum«, fiel ihr der Glatzkopf ins Wort. »Das macht Ihr Urteil so wertvoll. Wie war noch einmal Ihr Name?«
    »Mira …« begann Mira, und

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