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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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genannt werden, und befreien die Schafe in Akkordzeit
von ihrer Wolle. Sie brauchen ungefähr zwei Minuten pro Schaf und schaffen pro
Tag etwa 100 Stück. Dabei müssen sich die Scherer die ganze Zeit über das Schaf
beugen. Die anderen Arbeiter stehen bereit, um ihnen die Wolle abzunehmen und
auszusortieren. Da ist Teamwork angesagt. Und mittlerweile bin ich ein
funktionierender Teil dieses Teams geworden. Ich fühle mich dort sehr wohl und
habe das Gefühl, angekommen zu sein." strahlte sie.
      Und dann folgte der Satz, der meine ganze mühsam
aufrechterhaltene Gefasstheit in einer Sekunde zusammen brechen ließ. Martina
streckte ihre linke Hand aus, an deren Ringfinger ein schlichter silberner Ring
mit einem kleinen roten Stein glänzte. Mama lächelte stolz und gerührt im
Hintergrund, während meine Schwester nichtsahnend in Sekundenschnelle meinen
Schutzschild aus aufgesetzter Selbstbeherrschung zerstörte.
    "
Ich werde Brad heiraten! Im Sommer, nach der Schafschur, werden wir uns in
Sydney trauen lassen! Ich hoffe, du und Mark, ihr könnt mit dabei sein! Wir
haben den Termin extra so gelegt, dass er unmittelbar nach eurer Trauung ist,
dann könnt ihr einen Teil eurer Flitterwochen bei uns verbringen!" Beide
sahen mich entsetzt an, als ich unvermittelt haltlos zu schluchzen begann.
    "Chris,
Liebling, was ist denn los?" Mama stürmte zu mir und nahm mich in die
Arme. Martina zählte eins und eins zusammen und fragte ahnungsvoll:   "Du und Mark, habt ihr Probleme?"
Ich versuchte, mich zusammen zu nehmen. Immer noch weinend stieß ich hervor:
    "Es
gibt kein "du und Mark" mehr. Er hat sich anderweitig umgesehen und
mich gegen ein jüngeres und gesünderes Exemplar eingetauscht!"
    Mama
blickte mich entgeistert an.
    "Jawohl",
heulte ich, "dein geliebter unfehlbarer Ex-Schwiegersohn in spe zieht es
vor, mit Marla Deisenhoff zu schlafen (mir lag ja eigentlich ein deftigerer
Ausdruck auf der Zunge, aber Mamas wegen beherrschte ich mich). Die ist jünger,
hat mehr Geld und sitzt im Gegensatz zu mir nicht im Rollstuhl, sondern kann
mit ihm durch die Münchner In-Lokale ziehen."
    Martina
ließ sich von uns erklären, was es mit dieser Marla auf sich hatte - Mama hatte
wohl schon mal in der GALANTEN von ihr gelesen. Meine beiden engsten weiblichen
Verwandten waren hell empört und es tat mir wider Erwarten gut, von ihnen zu
hören, dass Mark ein Scheißkerl sei (Martina) und ich froh sein könne, dass er
sein wahres Gesicht noch vor der Hochzeit gezeigt hatte (Mama).
    "Schon
als er uns ständig hingehalten hat, dich zu besuchen und wir dann erfahren
haben, dass er nicht mal Urlaub genommen hat, um dir in deiner ersten schweren
Zeit nach deiner Operation beizustehen, haben sich dein Vater und ich insgeheim
gefragt, ob er der Richtige für dich ist", erklärte meine Mutter, die mal
sein größter Fan gewesen war.
      "Sei froh, dass du ihn los bist. So einen
unzuverlässigen verlogenen Mann brauchst du wahrlich nicht. So hart es momentan
für dich sein mag, bist du ohne ihn besser dran."   Wow! Damit hatte ich nicht gerechnet! Jetzt
war ich doch sehr froh, dass die beiden gekommen waren und ich mich mit ihnen
austauschen konnte. Erstmals gab ich zu, grässliche Angst vor der ungewissen
Zukunft zu haben.
    "In
drei Wochen werde ich hier raus kommen, habe aber keinen blassen Schimmer, wo
ich dann hin soll. Ich brauche weiterhin Therapie, kann mich im Alltag nur sehr
eingeschränkt bewegen - außer ich besorge mir einen Elektrorollstuhl oder lasse
mein Auto behindertengerecht umbauen." Ich schluckte. " Aber ich will
ja keinen Rollstuhl mehr, ich will laufen können. Ich weiß gerade nicht mehr,
wo mir der Kopf steht."   Mama
streichelte mir über den Rücken. "Schatz, das sind alles Probleme, die
sich irgendwie lösen lassen. Entweder suchen wir dir bei uns in Ludwigsburg
eine passende Wohnung und Paps und ich kümmern uns um dich, bis du wieder
selbstständig bist oder ich gehe mit dir nach München, bis du wieder allein
leben kannst." Ich schluckte schwer angesichts dieser wonnigen
Zukunftsaussichten.
    "Aber
zu meiner Hochzeit kommst du, das ist ein Befehl! Keine Widerrede, auf dem Flug
hierher war auch ein Rollstuhlfahrer mit mir im Flieger." erklärte Martina
kategorisch. Ich musste lachen. Typisch Martina: Schon früher hatte sie die
Neigung, alle in ihrer Umgebung herum zu kommandieren.
     
    An
diesem Abend, als sie beide in ihr Hotel gefahren waren, ging ich etwas getrösteter
in mein Bett und schlief tatsächlich

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