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ZITRONENLIMONADE (German Edition)

ZITRONENLIMONADE (German Edition)

Titel: ZITRONENLIMONADE (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marleen Reichenberg
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seine Arme
zierten, gut zur Geltung kamen.
    Mir
grauste es; ich beschloss, mir den Rest der Sendung zu ersparen und schaltete
um zu den Nachrichten. Da aber dort auch nur langweilige bis deprimierende
Themen zur Sprache kamen, sinnierte ich darüber nach, wie diese Talkshows zu
ihren Kandidaten kommen. Die Meinungen, ob es sich hier um reale Zeitgenossen
oder lediglich um bezahlte Schauspieler handelt, gehen ja weit auseinander.
Angesichts meiner mitmenschlichen Erfahrungen neigte ich jedoch zu der
Überzeugung, dass es tatsächlich – vor allem in einer gewissen
Gesellschaftsschicht, wo ständiges Fernsehen zur Allgemeinbildung gezählt
wird   – genügend Anwärter gibt, die sich
gerne mal im Fernsehen lächerlich machen und ihre fünf Minuten
"Berühmtheit" auskosten.
    Jaja, der liebe Gott hat einen großen
Tiergarten, hätte meine Oma gesagt.
     
    Am kommenden Tag gab es wieder einen
Fortschritt für mich. Nach intensiven Übungen mit Arm und Hand sowie einer
erneuten Stehübung im Gestell bugsierte mich Karina diesmal nicht gleich ins
Bett zurück, sondern ließ mich in einen Rollstuhl, den sie mitgebracht hatte,
hinein sitzen.
    „ Unsere   Stunde ist zwar jetzt zu Ende, aber ich
möchte, dass sie sich langsam an längere Sitz-Zeiten gewöhnen, Christina“,
erklärt sie mir. Sie holte die Klingel vom Bett zu mir und befestigte diese am
Seitengriff des Rollstuhls.
      „ Bitte versuchen sie, so lang wie möglich
hier sitzen zu bleiben – auf die gerade Haltung achten! – und erst wenn
Sie das Gefühl haben, es geht keine Sekunde länger, dann holen Sie die
Schwester, um wieder ins Bett zurück zu kommen.“ Sie legte mir die
Zeitschriften von Mark in Reichweite und lachte: „ damit Ihnen nicht so
langweilig ist“, dann verabschiedete sie sich für diesen Tag.
    Da saß ich nun, wenn auch ziemlich
schieflastig, aber ich saß – in einem Rollstuhl. Es war ein völlig
unauffälliger grauer zweckmäßiger Krankenhausklapprollstuhl, aber für mich der
Inbegriff des Horrors. Wer will schon in einem Rollstuhl sitzen? Und noch
schlimmer,   ich brauchte dieses Teil, um
mich außerhalb des Bettes überhaupt bewegen zu können. Wieder einmal wusste ich
nicht, ob ich mich über meinen Fortschritt freuen sollte, obwohl ich dieses
Gefährt von dem Moment, als es von Karina lässig herein geschoben wurde, instinktiv
verabscheut hatte. Dabei bewegte sich dieser Stuhl nicht einmal. Ich versuchte,
ihn vorsichtig, indem ich mit meiner linken Hand an den Greifreifen fasste, von
der Stelle zu manövrieren, aber Karina hatte die Bremse arretiert und er stand
felsenfest. War vielleicht auch besser so.
    Jetzt übe ich erst mal das Sitzen, resignierte
ich und griff zu einer der grellbunten Illustrierten, wo ich schon auf der
Titelseite wählen konnte, ob ich über die Schlankgeheimnisse der Supermodels,
den Zustand der Beckham´schen Ehe oder gar die unhaltbaren Zustände am
englischen Hof informiert werden möchte. Die Schlankheitstipps benötigte ich
nicht, da hätte ich selbst einen anzubieten gehabt: Gehirnblutung und
Kopfoperation mit anschließender mehrtägiger Flüssigernährung über den Tropf
sorgt für garantierte Gewichtsabnahme! Obwohl ich wieder normal essen durfte,
schaffte ich nur Spatzenportionen und hatte wenig Appetit. Meine Figur war
augenblicklich eines der wenigen Dinge, um die ich mich nicht sorgen musste!
     
    Dass David Beckham angeblich seine
Victoria mit dem Kindermädchen betrogen hatte, konnte ich absolut
nachvollziehen, da verspürte ich keinerlei Frauensolidarität. Wenn man diesen
verbissenen Hungerhaken namens Posh Spice mit ihrer überdimensionalen
Sonnenbrille ansieht, erinnert sie stark an Puck, die Stubenfliege. Nur lächelt
die ab und zu auch mal, während Victoria auf jedem Foto dreinschaut, als habe
sie gerade ihren David mit dem Kindermädchen in flagranti erwischt.   Vielleicht hat Posh aber auch einfach zu viel
Botox ab bekommen, da hat man dann zwar glatte Haut, aber immer denselben
Gesichtsausdruck. Stellte ich mir vor allem für David frustrierend vor, wenn
sie ihn beim Orgasmus genauso griesgrämig anguckt wie die Paparazzi, die sie
verfolgen….Da musste er sich ja woanders Bestätigung holen! Und warum dann
nicht bei einem langbeinigen fröhlich lächelnden Teenager, der - wie man auf
einem Foto sah - ausgelassen mit seinem Jungs herum tobte. Wobei er ja damit eigentlich
nur seinem genetischen Code als Mann gefolgt ist. Schon seit der Steinzeit
haben Männer den einen

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