ZITRONENLIMONADE (German Edition)
Lebensinhalt, sich möglichst oft fortzupflanzen und
damit das Überleben ihres Clans zu sichern. Daher stammt auch die Angewohnheit,
mindestens alle zehn Minuten pro Tag an Sex zu denken, sich der Illusion
hinzugeben, dauernd zu können und jeder nur halbwegs attraktiven Frau hinterher
zu hecheln. Also: David war rehabilitiert.
Blieben noch nur die katastrophalen
Zustände am englischen Hof übrig….Aber die verknöcherten Royals waren - so fand
ich - seit dem Tod von Prinzessin Diana ein ziemlich langweiliger Haufen.
Charles und Camilla hatten sich gegenseitig verdient. Ihr Spitzname war
Rottweiler und er sah aus wie ein Basset. Vielleicht ließ ihn ja auch seine
rein vegetarische Ernährung derart sorgenvoll drein blicken. Ich würde ihm mal
ein ordentliches saftiges Grillsteak verordnen! Und die alte Lizzy verwöhnte
ihre hässlichen Corgies, denen sie schon immer mehr Aufmerksamkeit schenkte als
ihren Kindern, regierte nach wie vor mit eiserner Hand und dachte nicht daran,
das Zepter an ihren langzeitarbeitslosen Ältesten weiter zu geben, während ihr
Gatte Phillip sein Bestes gab, sie immer mal wieder mit taktlosen Äußerungen
gnadenlos zu blamieren.
Lustlos
blätterte ich die Seiten um, natürlich automatisch mit links, dann kam mir die
glorreiche Idee, das auch mal mit der rechten Hand zu probieren. Ich
konzentrierte mich gewaltig, hob den Arm mühsam wenige Zentimeter an, steuerte
die Hand an die untere reche Ecke des Blattes und ließ sie darauf sinken. Jetzt
stellte ich mir intensiv vor, wie Zeigefinger und Daumen diese Ecke ergreifen
und umblättern. Klingt in der Theorie sehr einfach, war aber praktisch schwer
durchführbar. Ich brauchte unzählige Versuche,
um allein das Papier zwischen die beiden Finger zu bekommen, da diese immer
wieder daneben griffen…..Als ich endlich
das Blatt mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand packen konnte, zuckte der
Arm – wahrscheinlich vor Anstrengung – unkontrolliert und ich riss unfreiwillig
die Seite mitten durch.
Auf dem Foto von Charles und Camilla
klaffte genau zwischen den beiden ein tiefer Riss. Hoffentlich hatte das nichts
zu bedeuten…Tja, soviel zur Feinmotorik für heute! Ich stellte fest, dass ich
a) völlig windschief im Stuhl hing, meine rechte Seite total verkrampft war, da
sie meinen Körper stabilisieren musste, mein Rücken und mein Steißbein höllisch
weh taten und b) dringend auf die
Toilette musste. Wie gerne hätte ich das nur wenige Meter entfernte Klo in
meinem Zimmer, welches ich noch nie von innen gesehen habe, aufgesucht. Aber
keine Chance, ich würde es augenblicklich nicht mal mit Hilfe schaffen, darauf
zu kommen geschweige denn, mich darauf auch noch gerade zu halten. Also klingelte
ich nach einer Schwester.
Wenige Minuten später, ich lag wieder in
meinem Bett und gerade hatte sie die Bettpfanne weggebracht, öffnete sich die
Türe und Schwester Mirjana rollte ein zweites Bett neben mich. Betont fröhlich
sagte sie zu mir: „Sie bekommen Gesellschaft, Frau Salten!“ Direkt hinter ihr
betraten eine ältere kleine verhärmt aussehende sowie eine junge Frau, die schätzungsweise
um die Zwanzig war, den Raum. Die Jüngere, sie war für ihr Alter ziemlich
übergewichtig, ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einen der Stühle am Tisch
plumpsen. In ihrer hautengen Jeans und dem ebenso knalleng sitzenden rosa Shirt
hatte sie fatale Ähnlichkeit mit dem Michelin-Männchen. Mit einer genervten Bewegung
strich sie sich ihr fettiges hablanges Haar hinter die Ohren und klagte
weinerlich:
„ Schwester, wann kann ich mich endlich
hinlegen? Mein Kopf bringt mich noch um!“ Mirjana warf einen ganz kurzen Blick
in meine Richtung. Irrte ich mich, oder hatte sie tatsächlich die Augen gen Himmel
verdreht? Freundlich sagte sie zu der Neuen:
„ Klar Frau Lehner, ziehen Sie sich was
Bequemeres an, Schlaf- oder Jogginganzug, dann können Sie in ihr Bett.“ Zu mir
gewandt erklärte sie: „ Das ist Frau Lehner, Frau Salten. Sie wird Ihnen für
die nächsten paar Tage Gesellschaft leisten.“ Dann verließ sie das Zimmer. Die
beiden Neuankömmlinge, offensichtlich Mutter und Tochter, murmelten einen
kurzen Gruß in meine Richtung. Erstaunt sah ich zu , wie die Jüngere sich
stöhnend zum Bett schleppte, wo ihre Mutter schon einen Schlafanzug bereit
gelegt hatte und eifrig dabei war, die Tasche mit den Sachen ihrer Tochter mit
akribischer Genauigkeit in den zweiten leerstehenden Schrank zu
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